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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Independence wie ein Geisterschiff vor – nein, eher eine Geisterstadt. Sie stiegen zurück auf LEVEL 02 und gingen weiter nach achtern, bis sie zu einer Rampe gelangten, breit genug, dass Autos darauf fahren konnten.
    »Der Tunnel führt vom Bauch des Schiffes im Zickzack in die Insel«, sagte Peak. »Die Independence ist so konstruiert, dass man sich mit einem Jeep über die strategisch wichtigen Ebenen bewegen kann. Auch die Marines marschieren durch den Tunnel aufs Deck. Wir gehen abwärts.«
    Ihre Schritte hallten von den Stahlwänden wider. Crowe fühlte sich an ein Parkhaus erinnert, dann öffnete sich der Rampentunnel zu einem riesigen Hangar. Crowe wusste, dass er mindestens ein Drittel der gesamten Schiffslänge und die Höhe zweier Decks einnahm. Es war zugig hier. Zu beiden Seiten öffneten sich gewaltige Hangartore und führten auf außen liegende Plattformen. Fahlgelbe Beleuchtung mischte sich mit dem eindringenden Tageslicht zu einer diffusen Stimmung. Zwischen den Seitenspanten lagen kleine, verglaste Büros und Kontrollpunkte. Ein schienenartiges Beförderungssystem mit Haken zog sich die Decke entlang. Crowe sah große Gabelstapler und zwei Hummer-Geländefahrzeuge im Hintergrund.
    »Im Allgemeinen steht das Hangardeck voller Fluggerät«, meinte Peak. »Aber auf dieser Mission kommen wir mit den sechs Super-Stallion -Helikoptern aus, die auf dem Dach geparkt sind. Jeder evakuiert im Notfall fünfzig Personen. Außerdem haben wir zwei Super-Cobra- Kampfhubschrauber für schnelle Einsätze an Bord.« Er zeigte auf die torartigen Durchlässe zu beiden Seiten. »Die Außenplattformen sind Lifts, mit denen wir gewöhnlich Fluggerät von hier aufs Dach fahren. Jeder trägt über 30 Tonnen.«
    Crowe trat zum Hangartor auf der Steuerbordseite und sah hinaus aufs Meer. Grau und eisig erstreckte es sich bis zu einem leeren Horizont. Eisberge verirrten sich selten in diese Gegend. Der Ostgrönlandstrom trieb sie die Küste entlang, mehr als 300 Kilometer entfernt. Hier zogen nur gelegentlich Felder matschigen Treibeises durch.
    Anawak gesellte sich neben sie.
    »Eine von vielen möglichen Welten, stimmt's?«
    Crowe nickte stumm.
    »Gibt es unter Ihren Szenarien für außerirdische Zivilisationen auch eine Unterwasservariante?«
    »Wir haben alles im Repertoire, Leon. Sie werden lachen, aber wenn ich über außerirdische Lebensformen nachdenke, schaue ich zuallererst auf unseren Planeten. Ich schaue in die Tiefsee und ins Erdinnere, zu den Polen, in die Luft. Solange Sie Ihre eigene Welt nicht kennen, können Sie sich von anderen keine Vorstellung machen.«
    Anawak nickte. »Ich denke, das ist unser größtes Problem.«
    Sie folgten Peak die Rampe abwärts. Sie verband die Ebenen wie ein riesiges Treppenhaus. Der Tunnel mündete in einen ebenerdigen Flur, der ins Heck führte. Sie waren nun tief im Herzen der Independence. Seitlich stand ein Schott offen, aus dem kaltes Kunstlicht drang. Beim Eintreten erkannte Crowe die Biologin, mit der sie im Verlauf der letzten Wochen über Videotelefon gesprochen hatte. Sue Oliviera stand an einem von mehreren Labortischen im Gespräch mit zwei Männern, die sich als Sigur Johanson und Mick Rubin vorstellten.
    Das komplette Deck schien zu einem Labor umfunktioniert worden zu sein. Tische und Gerätschaften waren inselartig gruppiert. Crowe sah Wasserbecken und Kühltruhen. Zwei große, miteinander verbundene Container waren mit Biohazard-Warnschildern gekennzeichnet, offenbar ein Hochsicherheitstrakt. Dazwischen erhob sich etwas von den Ausmaßen eines kleinen Hauses, umspannt von einem Rundlauf. Stählerne Steigleitern führten hinauf. Dicke Rohre und Kabelstränge verbanden die Wände des Kastens mit schrankartigen Apparaturen. Ein großes, ovales Fenster bot Einblick ins diffus beleuchtete Innere, das mit Wasser gefüllt zu sein schien.
    »Sie haben ein Aquarium an Bord?«, fragte Crowe. »Wie hübsch.«
    »Ein Tiefseesimulator«, erklärte Oliviera. »Das Original steht in Kiel. Um einiges größer. Dafür hat dieser hier ein Panoramafenster aus Panzerglas. Der Druck im Innern würde Sie umbringen, andere hält er am Leben. Augenblicklich bevölkern ein paar Hundert weiße Krabben den Tank, die vor Washington gefangen und sofort in Hochdruckbehälter verfrachtet wurden. Es ist das erste Mal, dass es uns gelungen ist, die Gallerte am Leben zu halten. Zumindest glauben wir das. Sie hat sich bislang nicht blicken lassen, aber wir sind sicher, dass sie in diesen Krabben

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