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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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reduzieren, was wir de facto sind -eine von unzähligen möglichen Lebensformen ohne besondere Ansprüche an das große Ganze.«
    Crowe bemerkte, dass Lis Blick abschätzend auf Johanson ruhte. Es kam ihr vor, als versuche sie, in seinen Kopf zu kriechen. Interessante Konstellationen an Bord, dachte sie. Sie fing einen Blickkontaktzwischen Jack O'Bannon und Alicia Delaware auf und wusste im selben Augenblick, dass die beiden etwas miteinander hatten.
    »Dr. Crowe«, sagte Vanderbilt, während er sein Exemplar der Ausführungen durchblätterte. »Was ist denn Ihrer Meinung nach überhaupt Intelligenz?«
    Er stellte die Frage wie eine Falle.
    »Ein Glücksfall«, sagte Crowe.
    »Ein Glücksfall? Finden Sie?«
    »Das Resultat vieler fein aufeinander abgestimmter Bedingungen. Wie viele Definitionen wollen Sie hören? Einige meinen, Intelligenz sei das, was in einer Kultur als wesentlich eingeschätzt wird. Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es gibt mindestens so viele Definitionen wie Kulturen und Mentalitäten. Die einen erforschen die grundlegenden Prozesse geistiger Leistung, andere versuchen Intelligenz statistisch zu messen. Dann die Frage, ist sie angeboren oder erworben? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vertrat man die Ansicht, Intelligenz spiegele sich in der Art und Weise, wie eine spezifische Situation bewältigt wird. Einige greifen das heute wieder auf und definieren Intelligenz als Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse einer sich wandelnden Umgebung. Demnach wäre sie nicht angeboren, sondern erlernt. Viele halten dagegen, Intelligenz sei im menschlichen Konzept verankert und eine angeborene Fähigkeit, die uns hilft, unser Denken auf immer neue Situationen einzustellen. Ihrer Meinung nach ist Intelligenz die Fähigkeit, aus Erfahrung zu lernen und sich den Erfordernissen der Umgebung anzupassen. Und dann gibt es noch die schöne Definition, Intelligenz sei die Fähigkeit zu hinterfragen, was Intelligenz sei.«
    Vanderbilt nickte langsam.
    »Verstehe. Das heißt, Sie wissen es nicht.«
    Crowe grinste.
    »Nun, gestatten Sie mir eine Bemerkung im Hinblick auf Ihr T-Shirt, Mr. Vanderbilt. – Nur an der äußeren Erscheinung wird man ein intelligentes Wesen wahrscheinlich nicht als solches erkennen.«
    Gelächter brandete rings um den Tisch auf und ebbte schnell wieder ab. Vanderbilt starrte sie an.
    Dann grinste auch er.
    »Wo Sie Recht haben, sollen Sie Recht behalten«, sagte er.

    Nachdem das Eis gebrochen war, kamen sie schnell voran. Crowe skizzierte die nächsten Schritte. Sie hatte das Konzept in den vergangenen Wochen zusammen mit Murray Shankar, Judith Li, Leon Anawak undeinigen NASA-Leuten aus dem Boden gestampft. Es basierte auf den wenigen Versuchen zur Kontaktaufnahme mit außerirdischen Lebensformen, die es bislang gegeben hatte.
    »Der Weltraum macht es uns leicht«, erklärte Crowe. »Man kann im Mikrowellenbereich ungeheure Datenmengen gezielt verschicken. Licht ist gut sichtbar und reist mit 300000 Sekundenkilometern. Sie brauchen keine Drähte und Kabel. Unter Wasser ist alles anders, weil die Energie kurzwelliger Signale von den Molekülen absorbiert wird und langwellige Signale riesige Antennen erfordern würden. Kommunikation via Licht funktioniert zwar, aber nicht auf größere Distanzen. Bleibt die Akustik. Aber auch die birgt ein Problem, das wir Nachhall-Effekt nennen – akustische Signale werden an allen möglichen Stellen reflektiert, was Interferenzen zur Folge hat. Die Botschaft wird von sich selber überlagert und unverständlich. Um das zu vermeiden, bedienen wir uns eines speziellen Modems.«
    »Das Prinzip haben wir den Meeressäugern abgeguckt«, sagte Anawak. »Delphine nutzen es, indem sie Nachhall und Interferenzen gewissermaßen austricksen: Sie singen.«
    »Ich dachte, das tun nur Wale«, sagte Peak.
    »Dass Wale singen, ist eine menschliche Interpretation«, erwiderte Anawak. »Sie haben möglicherweise nicht mal eine Vorstellung von Musik. Aber Sam meint etwas anderes. Singen heißt in diesem Fall, dass die Tiere unablässig ihre Frequenz und ihr Obertonspektrum modulieren. Damit schließen sie nicht nur Interferenzen aus, sie erweitern auch erheblich das Potenzial zur Übermittlung digitalisierter Information unter Wasser. Wir benutzen also ein Modem, das ebenfalls singt. Im Augenblick schaffen wir 30 KB bei einer Reichweite von drei Kilometern, das entspricht der halben Leistung einer ISDN-Leitung. Es reicht, um sogar Bilder in hoher Qualität zu

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