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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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und Kreativität weisen sich durch Vorstellungskraft und Wissen über die Zusammenhänge in der wirklichen Welt aus. Durch tieferes Verständnis. Eine Rechenmaschine, und sei sie noch so leistungsfähig, kennt nicht den Umgang mit der Faustregel, nicht das Handeln wider die Logik, sie setzt sich nicht mit der Umwelt auseinander und macht keine Erfahrungen. – Ich schätze, das haben sich die Yrr auch gesagt, als sie ihre Antwort formulierten. Sie haben nach etwas gesucht, um uns zu zeigen, dass sie zu höherem Verständnis fähig sind.« Crowe zeigte auf das Computerbild. »Das sind die Ergebnisse der beiden Rechenaufgaben. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest, dass Ergebnis eins elfmal hintereinander erscheint, dann dreimal Ergebnis zwei, einmal Ergebnis eins, wiederum neunmal Ergebnis zwei, und so weiter. An einer Stelle wiederholt sich Ergebnis zwei fast dreißigtausend Mal. Aber warum? Es macht Sinn, uns jedes Resultat mehr als einmal zu schicken, einfach schon, damit die Nachricht lang genug ist, um registriert zu werden. Aber wozu diese scheinbar chaotische Abfolge?«
    »Hier kam Miss Alien ins Spiel«, sagte Shankar und grinste geheimnisvoll in die Runde.
    »Mein Alter Ego Jodie Foster«, nickte Crowe. »Ich muss gestehen, dass mir die Antwort einfiel, als ich an den Film dachte. Die Abfolge ist ebenfalls ein Code. Wenn man sie richtig zu lesen weiß, erhält man ein Bild aus schwarzen und weißen Pixeln – also nichts anderes als das, was wir bei SETI auch machen.«
    »Hoffentlich nicht Adolf Hitler«, sagte Rubin.
    Diesmal hatte er einen Lacher. Mittlerweile hatten alle den Film Contact mit Jodie Foster gesehen. Darin schickten die Aliens ein Bild zur Erde, dessen Pixel Teile einer Bauanleitung enthielten. Sie hatten einfach irgendein Bild aus dem Fundus dessen genommen, was die Menschheit im Verlauf ihrer technischen Evolution in den Weltraum abgestrahlt hatte, und sich ausgerechnet für ein Foto von Hitler entschieden.
    Shankar gab dem Computer einen Befehl ein. Die Zahlenkolonnen verschwanden und wichen einer Grafik.

    »Was ist das denn?« Vanderbilt beugte sich vor.
    »Sie erkennen es nicht?« Crowe lächelte in die Runde. »Hat sonst irgendjemand eine Idee?«
    »Sieht aus wie ein Wolkenkratzer«, sagte Anawak.
    »Das Empire State Building«, schlug Rubin vor.
    »Blödsinn«, sagte Greywolf. »Woher sollen sie das Empire State Building kennen? Es sieht aus wie eine Rakete.«
    »Und woher kennen sie Raketen?«, sagte Delaware.
    »Weil jede Menge davon im Meer rumliegen. Versehen mit nuklearen Sprengköpfen, chemischen Kampfstoffen ...«
    »Was ist dieses Drumherum da?«, fragte Oliviera. »Wolken?«
    »Vielleicht Wasser«, meinte Weaver. »Vielleicht ist es was aus der Tiefsee. Eine Formation.«
    »Wasser ist schon mal gut«, sagte Crowe.
    Johanson rieb seinen Bart. »Es macht eher den Eindruck eines Monuments. Möglicherweise ist es ein Symbol. Etwas ... Religiöses.«
    »Menschlich, allzu menschlich.« Crowe schien das Ganze diebische Freude zu bereiten. »Warum fragen Sie sich nicht einfach, ob man das Bild auch anders betrachten kann.«
    Sie starrten weiter darauf. Plötzlich zuckte Li zusammen.
    »Können Sie es um 90 Grad kippen?«
    Shankars Finger glitten über die Tastatur, und das Gebilde erschien in Seitenlage.
    »Ich sehe immer noch nicht, was das sein soll«, sagte Vanderbilt. »Ein Fisch? Ein großes Tier?«

    Li schüttelte den Kopf. Sie stieß ein leises Lachen aus.
    »Nein, Jack. Die Muster drum herum sind Wellen. Meereswellen. Eine Momentaufnahme, von unten gesehen. Aus der Tiefe gegen die Wasseroberfläche.«
    »Was? Und das schwarze Ding?«
    »Ganz einfach. Das sind wir. Es ist unser Schiff.«
     
     
    Heerema , vor La Palma, Kanaren
    Vielleicht hätten sie nicht ganz so euphorisch sein sollen.
    Während der letzten sechzehn Stunden hatte der Sauger ununterbrochen gearbeitet und Tonnen rosaweißer Leiber ans Tageslicht befördert, denen der rapide Ortswechsel augenscheinlich schlecht bekam. Die meisten trafen aufgeplatzt ein, der Rest wand sich in Krämpfen und verendete mit ausgestülptem Rüssel und zuckenden Kiefern.
    Gleich zu Anfang war Frost nach draußen gelaufen, wo die Polychäten zusammen mit dem hoch gepumpten Meerwasser in einer gewaltigen Fontäne aus dem Schlauch spritzten und in weit gespannte Netze plumpsten, während das Wasser nach unten ablief. Über Rutschen fanden sie in den Bauch eines Frachters, der neben der Heerema lag und sich stetig füllte. Frost

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