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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Deck überspülte und mit Macht über sie hereinbrach. Aus den Unterhaltungsfetzen wurden Rufe, dann Schreie. Im selben Moment hallte eine Stimme aus dem Durchsagesystem übers Deck:
    »Delphinwarnung! – Achtung! – Delphinwarnung!«
    Li löste sich als Erste aus dem Duell der Blicke. Sie wandte den Kopf und sah auf das dämmrige Meer hinaus.
    »Mein Gott«, flüsterte sie.
    Das Meer war nicht mehr dämmrig.
    Es hatte zu leuchten begonnen.
     
     
    Blaue Wolke
    Nach allen Seiten fluoreszierten die Wellen. Dunkelblaue Inseln stiegen aus der Tiefe zur Wasseroberfläche, breiteten sich aus und flossen ineinander, dass es aussah, als ergieße sich der Himmel ins Meer.
    Die Independence schwebte in Licht.
    »Wenn das die Antwort auf deine letzte Botschaft ist«, sagte Greywolf zu Crowe, ohne den Blick von dem Schauspiel lösen zu können, »musst du da unten jemanden schwer beeindruckt haben.«
    »Es ist wunderschön«, flüsterte Delaware.
    »Sehen Sie!«, rief Rubin.
    In die leuchtende Fläche kam Bewegung. Das Licht begann zu pulsieren. Riesige Wirbel entstanden darin, drehten sich erst langsam, dann immer schneller, bis sie wie Spiralgalaxien rotierten und Ströme von Blau in sich hineinsaugten. Die Zentren verdichteten sich. Tausende funkelnder Sterne schienen darin aufzuglühen und wieder zu vergehen ...
    Plötzlich ein Blitz.
    Ein Aufschrei vom Flugdeck.
    Schlagartig veränderte sich das Bild. Grelle Entladungen durchzuckten das Wasser und verästelten sich zwischen den dahinrasenden Wirbeln. Ein lautloses Gewitter tobte unter der Wasseroberfläche. Im nächsten Moment begannen sich die Wirbel vom Rumpf der Independence zurückzuziehen. Die blaue Wolke strebte dem Horizont zu, mit atemberaubender Geschwindigkeit, und entzog sich den Blicken.
    Greywolf löste sich als Erster aus seiner Erstarrung.
    Er rannte auf die Insel zu.
    »Jack!« Delaware lief ihm hinterher. Die anderen folgten. Greywolf hangelte sich die Niedergänge hinunter, durchmaß mit langen Schritten den Flur des Sicherheitstrakts und stürmte ins CIC, Peak und Li auf den Fersen. Die Monitore der Rumpfkameras zeigten nichts als dunkelgrünes Wasser, dann kamen zwei Delphine ins Bild.
    »Was ist los?«, rief Peak. »Was sagt das Sonar?«
    Einer der Männer drehte sich um.
    »Da draußen ist was Großes, Sir. Irgendwas, ich weiß nicht ... schwer zu sagen ... Irgendwie ...«
    »Irgendwas, irgendwie?« Li packte den Mann an der Schulter. »Machen Sie Meldung, Sie Vollidiot! Präzise! Was passiert da?«
    Der Mann erbleichte. »Es ist... es sind ... wir hatten nichts auf dem Schirm, und dann entstanden Flächen. Sie kamen aus dem Nichts, ichschwör's, das Wasser hat sich plötzlich in Materie verwandelt. Sie haben sich zu einer Wand verbunden, zu einer ... es ist überall..«
    »Die Cobras sollen aufsteigen. Sofort. Weiträumiger Erkundungsflug.«
    »Was bekommt ihr von den Delphinen rein?«, fragte Greywolf.
    »Unbekannte Lebensform«, meldete eine Soldatin. »Sie haben es zuerst erfasst.«
    » L okalisierung ?«
    »Überall zugleich. Entfernt sich. Jetzt einen Kilometer weit draußen, zieht sich weiter zurück. Das Sonar zeigt in allen Richtungen massive Präsenz an.«
    »Wo sind die Delphine jetzt?«
    »Unter der Independence, Sir. Sie drängen sich vor den Schleusen. Ich glaube, sie haben Angst! Sie wollen rein.«
    Immer mehr Menschen kamen ins CIC.
    »Legen Sie das Satellitenbild auf den Großmonitor«, befahl Peak.
    Das Big Picture zeigte die Independence aus der Perspektive des KH-12. Sie lag über dunklem Wasser. Von blauem Licht und Blitzen keine Spur.
    »Eben noch war dort unten alles hell«, sagte der Mann, der für die Satellitenauswertung zuständig war.
    »Können wir Bilder von anderen Satelliten bekommen?«
    »Im Augenblick nicht, Sir.«
    »Okay. KH-12 soll aufzoomen.«
    Der Mann gab den Befehl an die Kontrollstation weiter. Wenige Sekunden darauf schrumpfte die Independence auf dem Monitor. Der Satellit hatte den Ausschnitt vergrößert. Nach allen Seiten erstreckte sich bleiern die Grönländische See. Aus den Lautsprechern drang das Pfeifen und Klicken der Delphine. Immer noch meldeten sie die Präsenz einer unbekannten Lebensform.
    »Das reicht noch nicht.«
    Der KH-12 zoomte weiter auf. Das Objektiv erfasste nun einen Ausschnitt von einhundert Quadratkilometern. Die Independence mit ihren gut 250 Metern Länge nahm sich darin aus wie ein Stück Treibholz.
    Mit angehaltenem Atem starrten sie auf den Monitor.
    Jetzt sahen sie es.
    In

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