Der Schwarm
unterdrücken. Der Delphin drängte sich unter die Glasabdeckung. Anawak zwang sich zur Ruhe. Im nächstenMoment war das sechste Tier in der Schleuse. Die Stahlplatten glitten zusammen. Die Sensoren prüften die Wasserqualität, schickten ihr Okay an Roscovitz, und die Glashälften öffneten sich.
Browning sprang mit einem Riesensatz auf das Deepflight.
»Was soll das?«, wollte Roscovitz wissen.
»Die Tiere sind drin. Ich mache meine Arbeit, das soll es.«
»Hey, so war das doch eben nicht gemeint.«
»Doch, so war es gemeint.« Browning ging in die Hocke und öffnete eine Klappe im Heck. »Ich repariere das verdammte Ding jetzt fertig.«
»Es gibt Wichtigeres, Browning«, sagte Peak ungehalten. »Lassen Sie das Rumgezicke.« Er konnte seinen Blick nicht von den Monitoren lösen. Es wurde immer heller darauf.
»Sal, seid ihr fertig da unten?«, erklang Johansons Stimme.
»Ja. Was ist oben los?«
»Der Rand der Röhre schiebt sich unter das Schiff.«
»Kann uns das Zeug was anhaben?«
»Kaum. Ich kann mir keinen Organismus vorstellen, der die Independence auch nur zum Erzittern bringen könnte. Nicht mal dieses Ding. Es ist Gallerte. Wie muskulöses Gummi.«
»Und es ist unter uns«, sagte Rubin vom Rand des Beckens her. Er drehte sich um. Seine Augen leuchteten. »Öffnen Sie nochmal die Schleuse, Luther. Schnell.«
»Was?« Roscovitz riss die Augen auf. »Sind Sie wahnsinnig?«
Rubin war mit wenigen Schritten neben ihm.
»General?«, rief er ins Mikrophon der Konsole.
Es knackte in der Leitung. »Was gibt's, Mick?«
»Hier tut sich gerade eine traumhafte Chance auf, in den Besitz größerer Mengen dieser Gallerte zu kommen. Ich habe angeregt, die Schleuse ein weiteres Mal zu öffnen, aber Peak und Roscovitz ...«
»Jude, das Risiko können wir nicht eingehen«, sagte Peak. »Wir können das nicht kontrollieren.«
»Wir öffnen nur das Stahlschott und warten eine Weile«, sagte Rubin. »Vielleicht ist der Organismus neugierig. Wir fangen ein paar Brocken davon ein und schließen das Schott wieder. Eine hübsche Portionsmenge Forschungsmaterial, was halten Sie davon?«
»Und wenn es verseucht ist?«, sagte Roscovitz.
»Herrgott, überall Bedenkenträger! Das finden wir doch raus. Wir lassen die Glasabdeckung natürlich geschlossen, bis wir es wissen!«
Peak schüttelte den Kopf. »Ich halte das für keine gute Idee.«
Rubin verdrehte die Augen.
»General, das ist eine einmalige Gelegenheit!«
»Okay«, sagte Li. »Aber seid vorsichtig.«
Peak sah unglücklich drein. Rubin lachte auf, trat an den Beckenrand und wedelte mit den Armen.
»He, werdet fertig«, rief er Greywolf, Anawak und Delaware zu, die den Tieren unter Wasser die Geschirre abnahmen. »Macht, dass ihr ...« Sie konnten ihn nicht hören. »Ach, egal. Kommen Sie, Luther, öffnen Sie das verdammte Schott. Es kann ja nichts passieren, solange die Abdeckung geschlossen bleibt.«
»Sollten wir nicht warten, bis ...«
»Wir können nicht warten«, fuhr ihn Rubin an. »Sie haben gehört, was Li gesagt hat. Wenn wir warten, ist es verschwunden. Lassen Sie einfach ein bisschen von der Gallerte in die Schleuse und machen Sie wieder zu. Mir reicht ein Kubikmeter oder so.«
Impertinentes Arschloch, dachte Roscovitz. Am liebsten hätte er Rubin ins Wasser geworfen, aber der Mistkerl hatte die Autorisierung von Li.
Sie hatte es angeordnet.
Er drückte auf die Bedienung für das Schott.
Delaware hatte es mit einem besonders aufgeregten Exemplar zu tun. Zappelig und ungeduldig. Beim Versuch, ihm die Kamera abzunehmen, war der Delphin ausgebüxt und zur Schleuse abgetaucht, wobei er das halbe Geschirr hinter sich herschleppte. Sie sah ihn über der Glasabdeckung kreisen und folgte ihm mit kräftigen Schwimmstößen nach unten.
Von dem, was oben besprochen wurde, bekam sie nichts mit.
Was hast du denn?, dachte sie. Komm her. Du musst doch keine Angst haben.
Dann sah sie, was los war.
Das Stahlschott öffnete sich wieder.
Einen Moment lang war sie so verblüfft, dass sie zu schwimmen vergaß und tiefer sank, bis ihre Zehenspitzen das Glas berührten. Unter ihr glitt das Schott weiter auf. Die See leuchtete in kräftigem Blau. Blitzartige Entladungen zuckten in der Tiefe.
Was zum Teufel machte Roscovitz denn da? Warum öffnete er das Schott?
Der Delphin kreiste wie wild über der Schleuse. Er kam zu ihr herübergeschwommen und stupste sie an. Offenbar versuchte er sie vondem Schott wegzudrängen. Als Delaware nicht sofort
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