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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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unterstützt von Oliviera. Im Augenblick versammelten beide das größte Publikum um sich. Peak und Buchanan waren eindeutig in die Defensive geraten, aber während Peak immer nachdenklicher wurde, kochte Buchanan vor Zorn.
    »Wir sind nicht das zwingende Resultat irgendeiner Höherentwicklung der Natur«, sagte Crowe gerade. »Der Mensch ist ein Zufallsprodukt. Wir sind das Ergebnis eines kosmischen Glücksfalls, als ein Riesenmeteorit die Erde traf und die Saurier aussterben ließ. Ohne dieses Ereignis würde die Welt heute vielleicht von intelligenten Sauroiden bewohnt werden oder einfach nur von irgendwelchen Tieren. Natürliche Begünstigungen haben uns entstehen lassen, keine Folgerichtigkeit. Unter Millionen denkbarer Entwicklungen, seit die kambrische Evolution die ersten Vielzeller hervorbrachte, gibt es vielleicht nur eine, in der Menschen vorkommen.«
    »Aber Menschen beherrschen den Planeten«, beharrte Buchanan. »Ob Sie es wollen oder nicht.«
    »Sicher? Im Augenblick beherrschen ihn die Yrr. Kommen Sie endlich in der Wirklichkeit an, wir sind nur eine kleine Gruppe aus der Spezies der Säugetiere, die von der Evolution längst noch nicht als Erfolg verbucht wurde. Die erfolgreichsten Säuger sind Fledermäuse, Ratten und Antilopen. Wir repräsentieren nicht das letzte, krönende Stück Erdgeschichte, sondern nur irgendeines. Es existiert kein Trend zu krönenden Epochen in der Natur, nur Auslese. Die Zeit mag eine vorübergehende Zunahme körperlicher und geistiger Komplexität bei einer Spezies dieses Planeten verzeichnen, aber das ist aufs Gesamte betrachtet kein Trend und schon gar kein Fortschritt. Allgemein zeigt das Leben keinen Impuls in Richtung Fortschritt. Es fügt dem ökologischen Raum ein komplexes Element hinzu, während es zugleich die simple Form der Bakterien seit drei Milliarden Jahren bewahrt. Das Leben hat keinen Grund, etwas verbessern zu wollen.«
    »Wie vereinbaren Sie das, was Sie da sagen, mit Gottes Plan?«, fragte Buchanan beinahe drohend.
    »Wenn es einen Gott gibt und er ein intelligenter Gott ist, hat er es so eingerichtet, wie ich es schildere. Dann sind wir nicht sein Meisterstück, sondern eine Variante, die nur überleben wird, wenn sie sich ihrer Rolle als Variante bewusst wird.«
    »Und dass er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat? Wollen Sie das auch in Abrede stellen?«
    »Sind Sie so verhaftet in Ihrer Borniertheit, dass Sie nicht einmal in Erwägung ziehen, er könnte die Yrr nach seinem Bild erschaffen haben?« Buchanans Augen blitzten auf. Crowe ließ ihm keine Gelegenheit, zu Wort zu kommen, sondern blies ihm einen Schwall Zigarettenrauch entgegen. »Aber die ganze Diskussion ist obsolet, lieber Freund. Nach welchem Plan sollte Gott denn seine bevorzugte Rasse schaffen, wenn nicht nach dem bestmöglichen? Nun, Menschen sind verhältnismäßig groß. Ist ein größerer Körper ein besserer Körper? Einige Arten scheinen tatsächlich im Zuge der Auslese immer größer zu werden, aber die meisten kommen klein ganz prächtig klar. In Zeiten des Massenaussterbens jedenfalls überleben kleinere Arten besser, also verschwinden die großen alle zig Millionen Jahre, die Evolution setzt wieder an der Größenuntergrenze ein, das Wachstum beginnt erneut, bis der nächste Meteorit heransaust. Patsch! Das ist Gottes Plan!«
    »Das ist Fatalismus.«
    »Nein, Realismus«, sagte Oliviera. »Es sind die hoch spezialisierten Typen wie der Mensch, die unter extremen Veränderungen aussterben, weil sie nicht zur Anpassung fähig sind. Ein Koalabär ist komplex und kann nur Eukalyptusblätter fressen. Was tut er, wenn der Eukalyptus ausstirbt? Er gibt ebenfalls den Löffel ab. Die meisten Einzeller hingegen vertragen Eiszeiten und Vulkanausbrüche, Überschüsse an Sauerstoff oder Methan, sie können Jahrtausende in einen Beinahetod übergehen und wieder zum Leben erwachen. Bakterien existieren kilometertief im Gestein, an kochend heißen Quellen, in Gletschern. Ohne sie könnten wir nicht überdauern, aber sie sehr gut ohne uns. Selbst heute ist der Sauerstoff in der Luft ein Produkt der Bakterien. Alle Elemente, die unser Leben bestimmen, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel, Kohlenstoff, werden uns erst durch die Aktivität von Mikroorganismen wieder zunutze gemacht. Bakterien, Pilze, Einzeller, kleine Aasfresser, Insekten und Würmer verarbeiten abgestorbene Pflanzen und Tiere und überführen ihre chemischen Bestandteile wieder in das Gesamtsystem des

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