Der Schwarm
weitem Umkreis hatte sich ein dünner, blau leuchtender Ring gebildet. Entladungen blitzten darin auf.
»Wie groß ist das Ding?«, flüsterte Peak.
»Vier Kilometer im Durchmesser«, sagte die Frau am Monitor. »Etwas mehr sogar. Scheint eine Art Schlauch zu sein. Was wir auf dem Satellitenbild sehen, ist die Öffnung, aber es zieht sich bis hinab in die Tiefsee. Wir sitzen sozusagen im ... Schlund.«
»Und was ist es?«
Johanson war neben ihm aufgetaucht. »Gallerte, würde ich sagen.«
»Na bravo«, keuchte Vanderbilt. »Was, verdammt nochmal, haben Sie denen da unten geschickt?«, fuhr er Crowe an.
»Wir haben sie aufgefordert, sich zu zeigen«, sagte Crowe.
»War das eine gute Idee?«
Shankar wandte sich ärgerlich zu ihm um.
»Wir wollten doch Kontakt aufnehmen, oder? Was beschweren Sie sich? Haben Sie gedacht, die schicken reitende Boten?«
»Wir bekommen ein Signal rein!«
Alle fuhren zu dem Sprecher herum. Es war der Mann, der die akustischen Anzeigen überwachte. Shankar eilte zu ihm und beugte sich über die Monitore.
»Was ist es?«, rief Crowe ihm zu.
»Dem spektrographischen Muster nach ein Scratch-Signal.«
»Eine Antwort?«
»Ich weiß nicht, ob ...«
»Der Ring. Er zieht sich zusammen!«
Alle Köpfe ruckten hoch zum Big Picture. Der leuchtende Ring hatte begonnen, sich langsam wieder auf das Schiff zuzubewegen. Zugleich strebten zwei winzige Punkte von der Independence fort. Die beiden Kampfhubschrauber hatten ihren Erkundungsflug aufgenommen. Das Pfeifen und Quieken in den Lautsprechern verstärkte sich.
Plötzlich begannen alle durcheinander zu reden.
»Maul halten«, schnauzte Li. Sie lauschte mit gefurchter Stirn den Stimmen der Delphine. »Da ist noch ein anderes Signal.«
»Ja.« Delaware horchte mit gesenkten Lidern. »Unbekannte Lebensform, und außerdem ...«
»Orcas!«, rief Greywolf.
»Mehrere große Körper nähern sich von unten«, bestätigte die Frau am Sonar. »Kommen aus dem Innern der Röhre.«
Greywolf sah Li an.
»Das schmeckt mir nicht. Wir sollten die Delphine ins Schiff holen.«
»Warum gerade jetzt?«
»Ich will das Leben der Tiere nicht riskieren. Außerdem brauchen wir die Kamerabilder.«
Li zögerte einen Moment.
»In Ordnung. Holen Sie sie rein. Ich gebe Roscovitz Bescheid. Peak, nehmen Sie vier Mann und begleiten Sie O'Bannon ins Welldeck.«
»Leon«, sagte Greywolf. »Licia.«
Sie eilten hinaus. Rubin sah ihnen nach. Er beugte sich zu Li hinüber und sagte etwas in gedämpftem Ton. Sie hörte zu, nickte und wandte sich wieder den Monitoren zu.
»Wartet auf mich!«, rief Rubin der Gruppe nach. »Ich komme mit.«
Welldeck
Roscovitz traf noch vor den Wissenschaftlern im Welldeck ein, begleitet von Browning und einem weiteren Techniker. Er fluchte lautstark, als er das defekte Deepflight sah. Sie hatten es immer noch nicht repariert. Mit offenen Einstiegshauben trieb es auf der Wasseroberfläche, nur durch eine Kette gesichert, die sich zur Decke spannte.
»Konnte das nicht längst schon fertig sein?«, fuhr er Browning an.
»Die Sache ist komplizierter, als wir dachten«, verteidigte sich die Cheftechnikerin, während sie den Pier entlang liefen. »Die Steuerautomatik hat ...«
»Ach, Scheiße.« Roscovitz musterte das Boot. Es lag halb über der Schleuse, die sich in vier Metern Tiefe abzeichnete. »Allmählich beginnt es mich zu stören. Jedes Mal, wenn wir die Viecher rein- oder rauslassen, stört es mich mehr.«
»Bei allem Respekt, Sir, es stört nicht, und wenn wir es fertig repariert haben, wird es wieder zur Decke gezogen.«
Roscovitz knurrte etwas Unverständliches und stellte sich hinter das Bedienpult. Direkt vor seiner Nase lag das Boot. Aus dieser Perspektive versperrte es ihm den Blick auf die Bodenschleuse. Er war auf die Pultmonitore angewiesen. Erneut fluchte er und benutzte ein paar kraftvollere Ausdrücke. In der Eile, mit der die Independence umgerüstet worden war, hatten sie geschludert! Warum, zum Teufel, musste alles, was nicht funktionierte, immer erst in der Praxis Probleme machen? Wozu testeten sie jeden Mist im virtuellen Raum, wenn hinterher ein schwimmendes Tauchboot den Blick auf die Schleuse versperrte?
Schritte hallten im Hangardeck wider. Greywolf, Delaware, Anawak und Rubin kamen die Rampe herunter, gefolgt von Peak und seinen Männern. Die Soldaten verteilten sich beiderseits der Kais. Rubin undPeak gingen zu Roscovitz, während Greywolf und die anderen in ihre Neoprenanzüge schlüpften und
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