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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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reagierte, pirouettierte er und schoss davon.
    Sie starrte in den leuchtenden Abgrund.
    Was war da unten? Schemenhaft erkannte sie huschende Schatten, dann einen Fleck, der sich näherte und größer wurde.
    Sehr schnell näherte.
    Der Fleck bekam eine Form, nahm Gestalt an.
    Plötzlich begriff sie, was da auf sie zukam. Sie erkannte den riesigen Kopf mit der schwarzen Stirn und der weißen Unterseite, die gleichmäßig gereihten Zähne zwischen den halb geöffneten Lippen. Es war das größte Exemplar, das sie je gesehen hatte. Senkrecht raste es aus der Tiefe heran und schien dabei immer schneller zu werden, offenbar ohne die geringste Absicht auszuweichen. Ihre Gedanken jagten einander. Innerhalb von Sekundenbruchteilen fügte sich zusammen, was sie wusste. Dass die Glasschotts dick und robust waren, aber nicht stark genug, um einer lebenden Bombe standzuhalten. Dass dieses Tier über zwölf Meter lang sein musste. Dass es sich mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 56 Stundenkilometern in die Höhe katapultieren konnte.
    Dass es viel zu schnell war.
    Sie unternahm einen verzweifelten Versuch, von der Schleuse wegzukommen.
    Wie ein Torpedo krachte der Orca durch die gläserne Abdeckung. Die Druckwelle warf Delaware um ihre eigene Achse. Undeutlich sah sie Trümmer des Stahlrahmens und Scherben heranwirbeln und den weißen Bauch des Wals, der sich aus der zerstörten Glaskuppel erhob, kaum gebremst durch den Aufprall. Etwas traf sie schmerzhaft zwischen den Schulterblättern. Sie schrie auf und bekam Wasser in die Lungen, schlug um sich und verlor jedes Gefühl für oben und unten.
    Panik erfasste sie.
     
    Roscovitz fand kaum Zeit, die Situation zu begreifen. Der Pier dröhnte und erzitterte unter seinen Füßen, als der Orca das Schott durchbrach. Ein gewaltiger Wasserberg hob das Deepflight in die Höhe. Er sah Browning taumeln und mit den Armen rudern, während der Orca kurz absackte und aus dem Stand erneut beschleunigte.
    »Das Schott!«, schrie Rubin. »Schließ das Schott!«
    Der Kopf des Orca rammte gegen das Tauchboot und warf es hoch. Mit einem hellen Knall zersprang die Halterung der Kette. BrowningsKörper wurde durch die Luft geschleudert und krachte gegen das Bedienpult. Einer ihrer Stiefel traf Roscovitz gegen die Brust und warf ihn nach hinten. Er prallte gegen die Hangarwand, Peak mit sich reißend.
    »Das Boot!«, schrie Rubin. »Das Boot!«
    Browning kippte mit blutender Stirn zurück ins Wasser. Über ihr stellte sich das Heck des Deepflight senkrecht, als das Tauchboot in Sekundenschnelle voll lief und sank. Roscovitz rappelte sich hoch und versuchte, das Pult zu erreichen. Etwas zischte ihm entgegen. Er schaute auf und sah die losgerissene Kette wie eine Peitsche heranschwingen. Hastig versuchte er auszuweichen, fühlte, wie das Ende an seiner Schläfe vorbeischrammte und sich um seinen Hals wickelte. Die Luft blieb ihm weg.
    Er wurde nach vorne gezogen und rutschte über die Kante.
     
    Greywolf war zu weit entfernt, um zu erkennen, was die Katastrophe ausgelöst hatte, und weil er im Wasser trieb, bekam er von der Erschütterung nichts mit. Er sah, wie das Tauchboot aus seiner Halterung gerissen wurde und was mit Browning und Roscovitz passierte. Rubin stand schreiend und gestikulierend neben dem Steuerpult. Irgendwo hinter ihm erschien Peaks Kopf. Die Soldaten hatten ihre Waffen hochgenommen und rannten auf die Unglücksstelle zu.
    Hastig suchte sein Blick die Oberfläche nach Delaware ab. Anawak war direkt neben ihm, aber Delaware konnte er nirgendwo finden.
    »Licia?«
    Keine Antwort.
    »Licia!«
    Eisige Furcht stach in sein Herz. Mit einem gewaltigen Schwung tauchte er hinab und schnellte auf die Schleuse zu.
     
    Delaware schwamm in die falsche Richtung. Ihr Rücken schmerzte höllisch, und sie fürchtete zu ersticken. Plötzlich fand sie sich direkt über der Schleuse wieder. Die beiden Hälften der Glasabdeckung waren herausgerissen, die Stahlschotts begannen sich eben zu schließen. Das Meer darunter war ein einziges Leuchten.
    Sie drehte sich auf den Rücken.
    Oh nein!
    Das Deepflight fiel mit offen stehenden Luken auf sie zu, Bug voran. Es sank wie ein Stein. Aus Leibeskräften begann sie mit den Füßen zu schlagen. Es würde auf sie stürzen. Sie sah die zusammengelegten Greifarme näher kommen, streckte sich wie ein Otter, aber es reichtenicht. Schmerzhaft rammte das Boot ihre Körpermitte. Sie spürte, wie ihre Rippen brachen, öffnete den Mund, schrie und schluckte noch mehr

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