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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hinauf zur Lichtinsel. Um die weißen Scheinwerfer im Gestänge erstrahlte nichts als eine blaue Aura.
    »Gut«, sagte Frost. »Bringen wir's hinter uns.«
    Er betätigte den Zünder.
    Aus der Mitte des Keils platzte ein großer Schwall Luftblasen, vermischt mit Splittern und Staub. Es wummerte in Bohrmanns Helm. Ein dunkler Ring breitete sich aus, weitere Luftblasen folgten und trugen die Trümmerstücke nach allen Seiten davon.
    Er hielt den Atem an.
    Langsam, ganz langsam begann sich die obere Hälfte des Keils zu neigen.
    »Yeah!«, schrie Frost. »Der Herr ist mein Zeuge!«
    Immer schneller kippte der Keil, gezogen von seinem eigenen Gewicht. Er brach in der Mitte über die noch stehende Hälfte hinweg, schlug neben der Röhre auf und erzeugte eine neue, noch gewaltigere Sedimentwolke. Frost schaffte es, in seiner schweren Montur Sprünge zu vollführen und mit den Armen zu wedeln. Er sah aus wie Armstrong, der für Amerika über den Mond hüpfte.
    »Halleluja! He, van Maarten! Mijnheer! Wir haben das Scheißding kleingekriegt. Los, versuchen Sie Ihr Glück.«
    Bohrmann hoffte aus tiefstem Herzen, dass die Erschütterung keine weiteren Abbrüche nach sich ziehen würde. Im aufgewirbelten Schlamm hörte er die Motoren starten, und plötzlich bewegte sich der Schlauch. Er krümmte sich, dann hob sich der Schlund wie der Kopf eines gigantischen Wurms aus der Wolke und stieg langsam nach oben. Die Öffnung wandte sich in seine, dann in die entgegengesetzte Richtung, als erkunde das Ding sein Umfeld. Hätte Bohrmann nicht gewusst, was er da vor sich hatte, er wäre sich vorgekommen wie halb verspeist.
    »Es klappt!«, schrie Frost.
    »Ihr seid die Größten«, bemerkte van Maarten trocken.
    »Das ist nichts Neues«, versicherte ihm Frost. »Schalten Sie ihn wieder ab, bevor er Gärraad und mich frisst. Wir sehen uns nochmal die Stelle an, wo er gelegen hat. Dann kommen wir hoch.«
    Der Schlauch stieg ein weiteres Stück, ließ sein rundes Maul sinken und baumelte leblos im Licht. Frost schwamm los. Bohrmann folgte ihm. Sein Blick wanderte zur Insel und wieder zurück. Etwas irritierte ihn, ohne dass er zu sagen vermochte, was es war.
    »Trübe Angelegenheit«, meinte Frost angesichts der Wolke. »Sieh mal nach dem Rechten, Gärraad. Du erkennst in der Brühe mehr als ich.«
    Bohrmann schaltete den Scheinwerfer seines Trackhounds ein. Dann überlegte er es sich und schaltete ihn wieder aus.
    Was war da? Spielten ihm seine Sinne einen Streich?
    Sein Blick wanderte erneut zur Lichtinsel. Diesmal sah er länger hinauf. Es kam ihm vor, als verströmten die Strahler ein stärkeres Licht als zuvor, aber das war unmöglich. Sie hatten die ganze Zeit über ihre volle Leuchtkraft entfaltet.
    Es waren nicht die Strahler. Es war die blaue Aura. Sie hatte sich vergrößert.
    »Siehst du das?«, Bohrmann deutete mit dem Arm zur Insel. Frost folgte der Bewegung mit Blicken.
    »Ich kann nichts ...« Er stockte. »Na so was.«
    »Das Licht«, sagte Bohrmann. »Das blaue Leuchten.«
    »Ariel und Uriel«, flüsterte Frost. »Du hast Recht. Es breitet sich aus.«
    Um die Insel hatte sich ein großer, dunkelblauer Hof gebildet. Entfernungen waren unter Wasser schwer einzuschätzen, zumal der Lichtbrechungsindex alles ein Viertel näher und ein Drittel größererscheinen ließ, aber eindeutig lag die Quelle des blauen Leuchtens ein ganzes Stück hinter der Insel. Die Halogenlampen im Gestänge blendeten ihn. Dennoch war es Bohrmann, als sehe er Blitze zucken. Dann verlor das Blau plötzlich an Intensität, wurde schwächer und erlosch.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Bohrmann. »Ich denke, wir sollten aufsteigen.«
    Frost antwortete nicht. Er starrte weiter auf die Insel.
    »Stan? Hörst du? Wir sollten ...«
    »Nicht so hastig«, sagte Frost langsam. »Wir bekommen nämlich gerade Besuch.«
    Er zeigte zum oberen Rand der Insel. Zwei längliche Schatten flitzten dort entlang. Blau beschienene Bäuche. Im nächsten Moment waren sie verschwunden.
    »Was war das?«
    »Ganz ruhig, Junge. Schalt dein POD ein.«
    Bohrmann drückte gegen den Sensor am Bauch des Exosuits.
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen«, sagte Frost. »Ich dachte, wenn ich dir erzähle, wozu es gut ist, wirst du vielleicht nervös und hältst ständig nur Ausschau nach ...«
    Weiter kam er nicht. Mitten aus dem Gestänge schossen zwei torpedoförmige Leiber hervor. Bohrmann sah bizarr geformte Köpfe. Die Tiere kamen geradewegs auf sie zu, mit unglaublicher

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