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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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zu. Seine Silhouette hing klein und bläulich vor der riesigen, leuchtenden Fläche, die Konturen überstrahlt. Weiß und Blau, die Farben der Tiefe.
    Bohrmann dachte an die blaue Wolke, die sie in der Ferne gesehen hatten.
    Natürlich!
    Plötzlich fiel sie ihm wieder ein. Vor lauter Schreck hatte er völlig vergessen, dass sie sich unmittelbar vor dem Erscheinen der Haie gebildet hatte. Dasselbe Phänomen war für die Veränderung der Wale verantwortlich gewesen und wahrscheinlich für eine ganze Reihe weiterer Anomalien und Katastrophen. Wenn das stimmte, hatten sie es nicht mit gewöhnlichen Haien zu tun.
    Warum waren die Tiere überhaupt hier? Haie hörten ausgezeichnet. Vielleicht hatte sie der Krach angelockt. Aber warum griffen sie an? Weder er noch Frost sonderten irgendwelche Düfte ab. Sie passten nicht ins Beuteschema. Überhaupt waren Haiattacken auf Menschen im tiefen Wasser äußerst selten.
    Sie näherten sich dem oberen Rand der Insel.
    »Stan? Mit den beiden ist irgendwas nicht in Ordnung.«
    »Sie können dir nichts tun.«
    »Trotzdem.«
    Einer der Haie drehte seinen flachen, breiten Kopf und schwamm ein Stück abseits.
    »Obwohl, ganz Unrecht hast du nicht«, sinnierte Frost. »Was mich stutzig macht, ist die Tiefe. Große Hammerhaie sind nie tiefer als 80 Meter beobachtet worden. Ich frage mich, was sie hier ...«
    Der Hai drehte um. Einen Moment stand er still, den Kopf leicht angehoben, den Rücken nach oben gewölbt, die klassische Drohstellung. Dann schlug er mehrmals heftig mit dem Schwanz und raste pfeilgerade auf Frost zu. Der Vulkanologe war so überrascht, dass er nicht einmal den Versuch einer Abwehr unternahm. Das Tier bäumte sich kurz und heftig auf, dann schwamm es in das Feld und rammte Frost mit der Breitseite seines Körpers.
    Frost drehte sich wie ein Kreisel um seine Achse, Arme und Beine gespreizt.
    »He!« Die Konsole entfiel seinem Greifer. »Was zum Donnerwetter ...«
    Über dem Gestänge tauchte wie aus dem Nichts ein dritter Körper auf. Er schnellte über die obere Reihe der Scheinwerfer mit unheimlicher Eleganz. Dunkel, hohe Rückenflosse, hammerförmiger Kopf.
    »Stan!«, schrie Bohrmann.
    Der Neuankömmling war riesig, weit größer als die beiden anderen Haie. Sein Hammer klappte nach oben, als er die Zahnreihen vorstülpte und den Rachen weit aufriss. Er packte Frosts rechten Oberarm und begann daran zu rütteln.
    »Scheiße«, zeterte Frost. »Was ist das denn für ein Vieh? Ausgeburt der Hölle! Lässt du mich wohl los, du ...«
    Der Hammerhai schüttelte wild seinen großen, eckigen Kopf, wobei er mit der Schwanzflosse gegensteuerte. Er musste zwischen sechs und sieben Meter messen. Frost wurde hin- und hergewirbelt wie ein Blatt. Sein gepanzerter Arm war bis zur Schulter im Maul des Hais verschwunden.
    »Hau ab!«, schrie er.
    »Um Gottes willen, Stan«, rief van Maarten. »Schlag ihm auf die Kiemen. Versuch, seine Augen zu erreichen.«
    Natürlich, dachte Bohrmann. Oben sehen sie zu. Sie sehen alles!
    Er hatte sich mitunter gefragt, wie es wäre, einem solchen Riesen zu begegnen, von ihm angegriffen zu werden oder mitzuerleben, wie jemand anderer angegriffen wurde. Die Vorstellung versagte an der Wirklichkeit. Weder war Bohrmann ausgesprochen mutig noch besondersängstlich. Manche fanden, er sei ein Abenteurer. Sich selber hätte er als couragiert beschrieben, als jemanden, der Risiken nicht scheute, aber auch nicht herausforderte. Aber wie immer die Charakterisierung in der Vergangenheit ausgefallen war, nichts davon galt mehr in diesem Moment, angesichts des kolossalen Angreifers.
    Bohrmann floh nicht, er schwamm darauf zu.
    Einer der kleineren Haie näherte sich ihm von der Seite. Seine Augen zuckten, die Kiefer blähten sich krampfartig. Offenbar kostete es ihn große Überwindung, in das elektrische Feld zu schwimmen. Dennoch beschleunigte er und rempelte Bohrmann an.
    Es war, als kollidiere man mit einem heranrasenden Auto.
    Bohrmann wurde auf die Seite geschleudert. Er trieb auf die Lichtinsel zu. Sein einziger Gedanke war, dass er die Konsole nicht loslassen durfte, ganz gleich, was passierte. Der Trackhound war seine Rückfahrkarte. Ohne die Kursprogrammierung würde er in der Dunkelheit umherirren, bis seine Sauerstoffreserven verbraucht waren.
    Sofern er lange genug lebte.
    Plötzlicher Wasserdruck erfasste ihn und drückte ihn in die Tiefe. Der Schwanz des großen Hais peitschte über ihn hinweg. Bohrmann versuchte, die Kontrolle über seine

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