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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Immer gleich, aber jedes H 2 O gekoppelt mit irgendwelchen Zusatzdaten. Millionen solcher Datenpaare aneinander gereiht. In der graphischen Übersetzung wurden Bilder daraus, die Linien zeigten. Der Gedanke lag natürlich nahe, dass die Zusatzdaten Eigenschaften des Wassers beschrieben oder etwas, das darin lebte.
    Vielleicht aber war dieser Gedanke falsch.
    Was hatten die Yrr zu erzählen?
    Wasser. Was noch?
    Crowe überlegte. Plötzlich kam ihr ein Beispiel in den Sinn. Zwei Aussagen. Erstens, dies ist ein Eimer. Zweitens, dies ist Wasser. Zusammengenommen ein Eimer Wasser. Die Wassermoleküle waren alle gleich, die Daten, die den Eimer beschrieben, keineswegs. Sie differierten, was die Form des Eimers anging, seine Oberflächenstruktur, eventuelle Muster. Ein Datensatz, der einen Eimer beschrieb, in tausend unterschiedliche Einzelaussagen aufgeschlüsselt, war also eine differenzierte Angelegenheit. Nun die Aussage, dass der Eimer randvoll mit Wasser sei. Ganz einfach zu treffen, indem man jeder der Eimer-Aussagen die Zusatzaussage ›Wasser‹ anhängte.
    Andersrum: H 2 O wurde gekoppelt mit Daten, die etwas beschrieben, das mit Wasser nicht das Geringste zu tun hatte. Nämlich einen Eimer.
    Wir leben im Wasser.
    Und wo ist dieses Wasser? Wie kann man Aussagen über den Ort von etwas treffen, das selber keine Gestalt hat?
    Indem man beschreibt, was es begrenzt.
    Küsten und Meeresboden.
    Die freien Flächen waren Festland, ihre Ränder Küsten.
    Crowe ließ beinahe ihre Zigarette fallen. Sie begann dem Computer Befehle einzugeben. Mit einem Mal wusste sie, warum die Flächen zusammen kein Bild ergaben. Weil sie keinen zweidimensionalen Raum beschrieben, sondern einen dreidimensionalen. Man musste sie biegen, damit sie zusammenpassten. So lange biegen, bis sie etwas Dreidimensionales ergaben.
    Eine Kugel.
    Die Erde.
     
     
    Labor
    Zur gleichen Zeit saß Johanson über den Proben, die er dem Yrr-Gewebe entnommen hatte. Oliviera war nach zwölf Stunden hoch konzentrierter Laborarbeit nicht mehr in der Lage gewesen, offenen Auges durch ein Mikroskop zu blicken. Sie hatte wenig geschlafen in den Nächten zuvor. Allmählich begann die Expedition, ihren Tribut zu fordern. Obwohl sie in Riesenschritten vorankamen, saß allen die Verunsicherung tief in den Knochen. Jeder reagierte auf seine Weise. Greywolf hatte sich ins Welldeck zurückgezogen. Er pflegte die verbliebenen drei Delphine, wertete ihre Daten aus und ging Kontakten aus dem Weg. Andere legten eine spürbare Gereiztheit an den Tag. Manche blieben stoisch, und Rubin kompensierte den Schrecken mit Migräne – neben Olivieras wohl verdientem Schönheitsschlaf der zweite Grund, warum Johanson allein in dem großen, dämmrigen Labor saß.
    Er hatte die Hauptbeleuchtung ausgeschaltet. Tischleuchten und Computerbildschirme bildeten die einzigen Lichtquellen. Aus dem stetig vor sich hin summenden Simulator drang ein kaum wahrnehmbarer blauer Schein. Die Masse bedeckte unverändert den Boden. Man hätte sie für tot halten können, aber inzwischen wusste er es besser.
    Solange sie leuchtete, war sie äußerst lebendig!
    Auf der Rampe erklangen Schritte. Anawak steckte den Kopf herein.
    »Leon.« Johanson sah von seinen Unterlagen auf. »Wie nett.«
    Anawak lächelte. Er kam herein, zog einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf, die Arme über die Lehne verschränkt. »Es ist drei Uhr morgens«, sagte er. »Was zum Teufel tust du hier?«
    »Arbeiten. Was tust du hier?«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    »Vielleicht sollten wir uns einen Schluck Bordeaux genehmigen. Was meinst du?«
    »Oh, das ...« Anawak sah plötzlich verlegen aus. »Wirklich sehr freundlich von dir, aber ich trinke keinen Alkohol.«
    »Nie?«
    »Nie.«
    »Komisch.« Johanson runzelte die Stirn. »Normalerweise fällt mir so was auf. Wir laufen alle ein bisschen neben der Spur, was?«
    »Ja, kann man sagen.« Anawak machte eine Pause. Er schien über irgendetwas reden zu wollen, aber dann fragte er: »Und wie kommst du voran?«
    »Gut«, erwiderte Johanson und fügte wie beiläufig hinzu: »Ich habe euer Problem gelöst.«
    »Unser Problem?«
    »Deines und Karens. Das Problem mit dem DNA-Gedächtnis. Ihr hattet Recht. Es funktioniert, und ich weiß auch, wie.«
    Anawak machte große Augen. »Das sagst du so nebenbei?«
    »Du musst entschuldigen. Ich bin zu müde für den erforderlichen Flicflac. Aber du hast natürlich Recht, man müsste es begießen.«
    »Wie bist du dahinter

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