Der Schwarm
abgesprochen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten«, fügte Li hinzu.
»Niemals!«
»Mehr oder weniger.«
»Nicht so! Das glaube ich Ihnen nicht!«
»Er würde es billigen.« Sie drängte sich an ihm vorbei. »Jetzt gehen Sie mir endlich aus dem Weg. Wir verlieren Zeit.«
Peak hastete ihr hinterher. »Diese Menschen haben Ihnen nichts getan. Sie haben ihr Leben riskiert. Die ziehen doch am gleichen Strang wie wir! Warum konnten wir sie nicht einfach festsetzen?«
»Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Haben Sie das noch nicht gemerkt, Sal?«
»Johanson war nicht gegen Sie.«
»Doch, von Anfang an.« Sie wirbelte herum und sah zu ihm hoch. »Sind Sie eigentlich blind oder verblödet, oder was? Sehen Sie nicht, was passieren würde, wenn Amerika diese Schlacht nicht für sich entscheidet? Jeder andere, der sie gewinnen würde, hätte uns im selben Moment eine Niederlage zugefügt.«
»Es geht aber nicht um Amerika! Es geht um die ganze Welt.«
»Die Welt ist Amerika!«
Peak starrte sie an.
»Sie sind verrückt«, flüsterte er.
»Nein, ich bin Realist, Sie schwarzer Esel. Und Sie tun, was ich sage. Sie stehen unter meinem Kommando!« Li setzte sich wieder in Bewegung. »Los jetzt. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Ich muss mit dem Tauchboot runter, bevor uns das ganze Schiff um die Ohren fliegt. Helfen Sie mir, die beiden Torpedos mit Rubins Gift zu finden, danach können Sie sich meinetwegen absetzen.«
Rampe
Weaver schwankte eine Sekunde, wohin sie sich wenden sollte, als sie vom oberen Ende der Rampe Stimmen hörte. Li und Peak waren verschwunden. Wahrscheinlich auf dem Weg in Rubins Geheimlabor, um den Giftstoff zu holen. Sie lief zum Knick und sah Anawak und Johanson aufeinander gestützt die Rampe herunterkommen.
»Leon«, rief sie. »Sigur!«
Sie rannte auf die beiden zu und umarmte sie. Sie musste ihre Arme sehr weit ausstrecken, aber sie hatte das dringende Bedürfnis, die Männer an sich zu drücken. Ganz besonders einen von ihnen. Offenbar schoss sie dabei übers Ziel hinaus, denn Johanson stöhnte auf.
Sie zuckte zurück. »Entschuldige ...«
»Sind nur die Knochen.« Er wischte sich das Blut aus dem Bart. »Der Geist ist willig, und so weiter. Was ist passiert?«
»Was ist euch passiert?«
Der Boden rumpelte unter ihren Füßen. Ein lang gezogenes Quietschen drang aus dem Rumpf der Independence. Ganz leicht neigte sich der Boden ein Stück weiter bugwärts.
Sie berichteten einander in hastigen Worten. Anawak war sichtlich mitgenommen von Greywolfs Tod.
»Hat einer von euch eine Ahnung, was mit dem Schiff geschehen ist?«, fragte er.
»Nein, aber ich fürchte, darüber können wie uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen.« Weaver sah sich gehetzt um. »Ich schätze, wir müssen zwei Dinge gleichzeitig erledigen. Lis Tauchgang verhindern und uns irgendwie in Sicherheit bringen.«
»Du meinst, sie wird ihren Plan ausführen?«
»Klar wird sie das«, knurrte Johanson. Er legte den Kopf in den Nacken. Vom Flugdeck drang Lärm zu ihnen herunter. Sie hörten das Knattern von Rotoren. »Merkt ihr was? Die Ratten verlassen das Schiff.«
»Was ist los mit Li?« Anawak schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum hat sie Sue erschossen?«
»Sie wollte auch mich umbringen. Li wird jeden töten, der ihr im Wege steht. Sie war nie interessiert an einer friedlichen Lösung.«
»Aber mit welchem Ziel?«
»Egal«, sagte Johanson. »Ihr Zeitplan dürfte sich stark verknappt haben. Jemand muss sie aufhalten. Sie darf dieses Zeug nicht nach unten bringen.«
»Richtig«, sagte Weaver. »Dafür bringen wir das nach unten.«
Erst jetzt schien Johanson den Kasten in Weavers Händen zu bemerken. Er riss die Augen auf.
»Sind das die Pheromon-Extrakte?«
»Ja. Sues Vermächtnis.«
»Gut, aber wie hilft uns das im Augenblick weiter?«
»Na ja, ich habe eine Idee.« Sie zögerte. »Keine Ahnung, ob sie funktioniert. Ich hatte sie schon gestern, aber sie schien mir nicht wirklich durchführbar zu sein. – Inzwischen hat sich einiges geändert.«
Sie erklärte es ihnen.
»Klingt gut«, beschied Anawak. »Aber das erfordert äußerste Schnelligkeit. Im Grunde bleiben uns nur Minuten. Sobald der Kahn absäuft, sollten wir irgendwo auf dem Trockenen sein.«
»Ich weiß vor allen Dingen nicht, wie genau wir es bewerkstelligen können«, gab Weaver zu.
»Aber ich.« Anawak zeigte zur Rampe. »Wir brauchen ein Dutzend subkutaner Spritzen. Darum kümmere ich mich. Ihr geht runter und
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