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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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solches Zeug einatmen.
    »Haben Sie eine Zigarette?«, fragte sie den Koch.
    Sie erwartete, dass er sie nun für vollkommen verrückt erklären würde, aber stattdessen kramte er ein Päckchen Marlboro und ein Feuerzeug hervor.
    »Lights«, sagte er.
    »Oh? Wegen der Gesundheit?« Crowe lächelte und paffte, während der Koch ihr Feuer gab. »Sehr vernünftig.«
     
     
    Pheromon
    »Wir spritzen ihm das Zeug unter die Zunge, in die Nase, in Augen und Ohren«, sagte Weaver.
    »Warum gerade dahin?«, fragte Anawak.
    »Weil es da am besten wieder austreten kann, dachte ich.«
    »Dann spritz es ihm auch gleich unter die Fingernägel. Und nimm die Fußnägel dazu. Am besten überallhin. Je mehr, desto besser.«
    Das Welldeck war verlassen, das technische Personal offenbar geflohen. Sie hatten Rubin bis auf die Unterhose ausgezogen, alles in fliegender Hast, während Johanson Anawaks Spritzen mit dem extrahierten Pheromon füllte. Bis auf eine waren alle ganz geblieben. Rubin lag oberhalb des künstlichen Gestades. Das Wasser dort stand nur wenige Zentimeter hoch, aber es stieg. Vorsichtshalber hatten sie die Gallertfetzen, unter denen ein Teil seines Kopfes verschwunden war, aufs höher gelegene Trockene geworfen. Etwas davon hing noch in seinen Ohren. Anawak pulte es heraus.
    »Ihr könnt es ihm auch in den Arsch spritzen«, sagte Johanson. »Wir haben genug davon.«
    »Glaubst du, es funktioniert?«, fragte Weaver zweifelnd.
    »Das bisschen, was er von den Yrr noch in sich hat, dürfte kaum in der Lage sein, annähernd so viel Pheromon zu produzieren, wie wir ihm verabreichen. Wenn sie überhaupt auf den Trick reinfallen, werden sie denken, es stammt von ihm.« Johanson ging in die Hocke. Er hielt ihnen eine Hand voll gefüllter Spritzen hin. »Wer will?«
    Weaver spürte Abscheu in sich aufsteigen.
    »Nicht alle so laut Hier schreien«, sagte Johanson. »Leon?«
    Schließlich machten sie es gemeinsam. So schnell es ging, pumpten sie Rubin voll mit Pheromonlösung, bis er fast zwei Liter davon in sich hatte. Wahrscheinlich lief die Hälfte schon wieder heraus.
    »Das Wasser ist gestiegen«, bemerkte Anawak.
    Weaver horchte. Unvermindert quietschte und jaulte es überall im Schiff.
    »Wärmer geworden ist es auch.«
    »Ja, weil das Deck abfackelt.«
    »Los.« Weaver griff Rubin unter die Achseln und zog ihn hoch. »Bringen wir's hinter uns, bevor Li hier aufkreuzt.«
    »Li? Ich dachte, die hat Peak außer Gefecht gesetzt«, sagte Johanson.
    Anawak warf ihm einen Blick zu, während sie Rubins Leichnam ins Welldeck schleppten. »Glaubst du dran? Du kennst sie doch. Die setzt man so leicht nicht außer Gefecht.«
     
     
    LEVEL 03
    Li tobte.
    Immer wieder rannte sie in den Gang hinein, schaute in offene Türen. Irgendwo musste dieser verdammte Torpedo doch sein! Sie sah nur nicht richtig hin. Mit Sicherheit lag er direkt vor ihrer Nase.
    »Such, du blöde Kuh«, schalt sie sich. »Zu blöde, um eine Röhre zu finden. Blöde Kuh. Verblödete Schlampe!«
    Unvermittelt gab der Boden wieder unter ihr nach. Sie taumelte und hielt sich fest. Da waren weitere Schotts gebrochen. Der Gang neigte sich noch mehr ab. Die Independence lag jetzt so schräg, dass wahrscheinlich bald die ersten Wellen über die bugwärtige Kante des Flugdecks lecken würden.
    Lange konnte es nicht mehr dauern.
    Plötzlich sah sie den Torpedo.
    Er war hinter einem offenen Durchgang hervorgekollert. Li stieß ein Triumphgeheul aus. Sie sprang hinzu, packte die Röhre und rannte den Flur hinauf zum Niedergang. Peaks Leiche hing halb darin. Sie zerrte den schweren Körper heraus und kletterte die Stiege hinab, sprang die letzten zwei Meter und hielt sich am Geländer fest, um nicht der Länge nach hinzuschlagen.
    Dort lag der zweite Torpedo.
    Jetzt geriet sie in Hochstimmung. Der Rest würde ein Kinderspiel sein. Sie lief weiter und stellte fest, dass es so kinderleicht nicht war, weil einige der Niedergänge durch Gegenstände blockiert waren. Sie frei zu räumen, würde zu lange dauern.
    Wie kam sie hier heraus?
    Sie musste zurück. Wieder nach oben und raus aufs Hangardeck, um den Weg über die Rampe zu nehmen.
    Rasch, die beiden Torpedos an sich gedrückt wie ihren kostbarsten Besitz, machte sie sich an den Aufstieg.
     
     
    Anawak
    Rubin war ein schwerer Brocken. Nachdem sie in ihre Neoprenanzüge geschlüpft waren – Johanson unter Ächzen und Stöhnen –, schleppten sie ihn mit vereinten Kräften den Steuerbordpier hoch. Das Deck bot einen absurden

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