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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Anblick. Zu beiden Seiten ragten die Piers wie Sprungschanzen in die Höhe. Der Plankenboden wurde sichtbar, wo er gegen das Heckschott stieß. Inzwischen hatte ein großer Teil des Beckenwassers die vier vertäuten Zodiacs hoch gedrückt und war in den Gang zum Laboratorium geflossen. Anawak lauschte dem Ächzen des Stahls und fragte sich, wie lange die Konstruktion der Belastung noch standhalten mochte.
    Schräg hingen die drei Tauchboote von der Decke. Deepflight 2 war an die Stelle des verloren gegangenen Deepflight 1 gerückt, die beiden anderen Boote hatten aufgeschlossen.
    »Mit welchem will Li runter?«, fragte Anawak.
    »Deepflight 3«, sagte Weaver.
    Sie nahmen die Funktionen des Kontrollpults in Augenschein und probierten nacheinander verschiedene Schalter. Nichts tat sich.
    »Es muss funktionieren.« Anawaks Blick wanderte über die Konsole. »Roscovitz hat gesagt, das Welldeck verfüge über einen eigenen,unabhängigen Stromkreis.« Er beugte sich tiefer über das Pult und las die Aufschriften genauer. »Da ist es. Das ist die Funktion, um sie runterzulassen. Gut, ich will Deepflight 3. Dann kann Li nichts mehr damit anrichten, wenn sie hier noch erscheint.«
    Weaver setzte den Hebezug in Gang, aber statt des mittleren Tauchboots senkte sich das vordere ab.
    »Kannst du nicht Deepflight 3 ... ?«
    »Doch, es gibt wahrscheinlich einen Trick, aber ich kenne ihn nicht. Bei mir kommen sie nacheinander runter.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Johanson nervös. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Nimm Deepflight 2.«
    Sie warteten, bis das Boot auf Pierhöhe schwebte. Weaver sprang hinüber und öffnete die Hauben der beiden Liegeröhren. Rubins Körper schien unglaublich schwer geworden zu sein, als sie ihn auf das Boot zerrten, durchzogen von Nässe und dem Zeug, das sie hineingespritzt hatten. Sein Kopf baumelte hin und her, die Augen starrten milchig ins Nichts. Gemeinsam zerrten und schoben sie die Leiche, bis Rubin in die Röhre des Copiloten plumpste.
    Jetzt also war es so weit.
    Sein Traum vom Eisberg. Er hatte gewusst, dass es ihn irgendwann nach unten ziehen würde. Der Eisberg würde schmelzen, und er würde hinabsinken zum Grund des unbekannten Ozeans ...
    Um wen zu treffen?
     
     
    Weaver
    »Du fährst nicht, Leon.«
    Anawak hob überrascht den Kopf. »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich's sage.« Einer von Rubins Füßen schaute noch raus. Weaver trat dagegen. Sie fand es schrecklich, so rüde mit dem Toten umzugehen, auch wenn Rubin ein Verräter gewesen war. Aber Pietät konnten sie sich im Augenblick nicht leisten. »Ich werde runtergehen.«
    »Was? Wieso auf einmal?«
    »Weil es richtiger ist.«
    »Nein, auf keinen Fall.« Er fasste sie bei den Schultern. »Karen, das kann tödlich ausgehen, das ist...«
    »Ich weiß, wie es ausgehen kann«, sagte sie leise. »Wir haben alle keine sonderlich große Chance, aber eure ist größer. Ihr nehmt die Boote und wünscht mir Glück, okay?«
    »Karen! Warum?«
    »Du willst unbedingt Gründe hören, was?«
    Anawak starrte sie an.
    »Darf ich kurz anmerken, dass wir Zeit verlieren«, drängte Johanson. »Warum bleibt ihr nicht beide oben, und ich gehe?«
    »Nein.« Weaver sah Anawak unverwandt an. »Leon weiß, dass ich Recht habe. Ein Deep flight steuere ich mit links, darin bin ich euch beiden überlegen. Ich war mit der Alvin am Atlantischen Rücken, Tausende von Metern tief. Ich kenne mich besser mit Tauchbooten aus als jeder andere hier, und ...«
    »Unsinn«, rief Anawak. »Ich kann das Ding ebenso gut fliegen.«
    »... außerdem ist das da unten meine Welt. Die tiefe blaue See, Leon. Seit ich klein war. – Seit meinem zehnten Lebensjahr.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Weaver legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
    »Ich fliege.«
    »Du fliegst«, flüsterte er.
    »Okay.« Sie schaute sich um. »Ihr öffnet die Schleuse und lasst mich runter. Keine Ahnung, was passiert, wenn der Durchlass einmal offen ist. Vielleicht werden uns die Yrr direkt angreifen, vielleicht passiert gar nichts. Denken wir positiv. Nachdem ich mich ausgeklinkt habe, wartet ihr eine Minute, sofern die Lage es erlaubt, und flieht mit dem zweiten Boot. Kommt mir nicht nach. Bleibt einfach dicht unter den Wellen und seht zu, dass ihr Abstand zum Schiff gewinnt. Ich werde vielleicht sehr tief tauchen müssen. Später dann ...« Sie machte eine Pause. »Na ja, irgendjemand wird uns schon auffischen, oder? Die Dinger haben

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