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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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sie genauso missbrauchen wie die anderen? Es war zu spät, um darüber nachzudenken; sie hatte sich bereits in dem Augenblick entschieden, in dem sie die Tür entriegelt hatte.
     
    »Was willst du von mir, Teufelshure?«, zischte der Pater.
     
    Warum lasse ich ihn nicht einfach hier in diesem Loch verrecken?,
fragte sie sich.
Weil ich dann mitverrecke; weil ich dann bei lebendigem Leib verfaule und genau das werde, was er mich eben genannt hat.
»Euch befreien.«
     
    »Warum?« Der Pater blinzelte sie an; in seinem Blick lagen Unglauben, Angst und Wut.
     
    »Weil ich Eure Hilfe brauche.«
     
    »Wie sollte ich dir helfen können?« Seine Stimme war fester geworden; sie war nun schneidend kalt.
     
    »Ihr sollt mir helfen, von hier zu fliehen, und Ihr sollt mir helfen, mich vor dieser schrecklichen Bande in Sicherheit zu bringen.«
     
    Der Pater stand auf; sein Bauch schaukelte dabei. »Wo sind deine Kumpane?«
     
    »Oben; sie sind alle betrunken und schlafen. So kommt doch endlich! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
     
    Pater Hilarius schlurfte wenige Schritte näher, doch er hielt sich noch immer mehrere Ellen von Maria entfernt, als traue er ihr nicht.
     
    »Wenn Ihr nicht wollt, gehe ich eben allein. Bleibt doch hier, wenn es Euch hier besser gefällt als in meiner Gesellschaft.«
     
    »Rede keinen Unsinn, Mädchen. Geh voran. Und versuch nicht, mich in die Irre zu führen. Gott würde dich fürchterlich dafür strafen.«
     
    Sie schlichen in den gewölbten Raum zurück, in dem die Mitglieder der Bande grunzten und schnarchten. Hier und da regte sich ein Arm, ein Bein, aber niemand wachte auf. Sie waren erschöpft und betrunken. Maria spürte noch immer das Gefühl der Wundheit zwischen den Beinen, und eine Welle von Hass, aber auch von Trauer und Scham überflutete sie. Sie weinte still.
     
    »Was hast du?«, fragte Pater Hilarius sie und schaute sie eingehend an, während sie vor dem Hauptportal standen.
     
    Maria gefiel sein Blick nicht. Er schien sich kaum von dem Josefs und der anderen brünstigen Räuber zu unterscheiden. Sie gab keine Antwort, sondern zog das Portal sehr vorsichtig auf. Die Angeln gaben keinen Laut von sich. Von draußen wehte eine frische Nachtbrise herein. »Schnell!«, sagte sie und schlüpfte durch das Portal. Der Pater folgte ihr sofort.
     
    »Wir sollten uns zwei Pferde ausborgen«, meine Maria und wollte schon um das verfallende Gebäude herumgehen; die Pferde waren in einem baufälligen Stall an der Rückseite des Schlosses untergebracht.
     
    Hilarius blieb stehen, schaute kurz in die Nacht und zischte dann: »Nein!«
     
    »Warum nicht?« Maria hielt ebenfalls inne und schaute ihn verwundert an.
     
    »Weil … weil ich nicht gern reite. Pferde mögen mich nicht besonders. Außerdem können wir uns besser verstecken, wenn wir zu Fuß sind. Dann werden sie uns nicht so leicht finden. Komm jetzt. Wir müssen rasch fort von hier.« Hilarius lief in den Wald hinein, und Maria folgte ihm widerstrebend.
     
      
    Es schien ihr, als irrten sie schon seit Stunden zwischen den hohen, schwarzen Stämmen her. Immer wieder hielten sie an und schauten sich um. Nichts und niemand verfolgte sie. Maria drängte sich mehrmals eng an den Leib des Paters, weil sie in diesem riesigen, undurchdringlichen Wald mit seinen vielen seltsamen Geräuschen entsetzliche Angst hatte und sich nach körperlicher Nähe sehnte, doch der Pater stieß sie jedes Mal barsch von sich. War er wirklich so ausgemergelt, oder was sonst hatte sie bei diesen kurzen Berührungen gespürt? Wie erklärte sich dann sein enormer Bauch?
     
    »Warum haben sie Euch eigentlich entführt?«, fragte Maria schließlich, als sie wieder einmal stehen blieben. Der Mond goss silbernes Licht zwischen die Stämme, das sich in einer Pfütze am weichen Waldboden gesammelt hatte.
     
    »Woher soll ich das wissen?«, gab der Pater unwillig zurück.
     
    »Sie haben etwas von einem Grafen gesagt, der Euch sprechen wollte – kennt Ihr diesen Grafen zufällig?«
     
    »Ich bin ein Gottesmann. Ich kenne keine Grafen!«
     
    Sie hatte nicht den Eindruck, dass er die Wahrheit sagte; deshalb versuchte sie nicht mehr, das Gespräch weiterzuführen.
     
    Vor ihnen flatterte plötzlich eine riesige Eule auf. Maria stieß einen Schreckensschrei aus und schlug die Hände vor den Mund. Auch der Pater war zusammengezuckt. »Nicht alles, was wie ein Geschöpf Gottes aussieht, ist auch eines«, sagte er, als die Eule im schwarzen Gewirr der

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