Der schwarze Freitag (German Edition)
mir auch jemanden besorgen, der Türen,
Schlösser und Tresore aufmachen kann, ohne dass man es
später sieht?“ Georg verstand die Welt nicht mehr.
„ Was um alles in der Welt hast du vor?“, fragte er
ungläubig.
„ Was du nicht weißt, schadet dir auch nicht“, erwiderte
ich. „Bitte, kannst du das einfach für einen alten Freund
tun? Rufe mich an, wenn du mir etwas über die Kameras
und die Alarmanlage von Herrn Meyer sagen kannst. Ich
komme morgen nach Hamburg und brauche bis dann alle
Informationen.“
N un brauchte ich schon am Mittag einen Whisky. Wenn
das, was ich plante, daneben ging, würde ich für Jahre in
den Knast wandern. Wenn es allerdings klappen würde,
bräuchte ich nie mehr arbeiten. Ohne Risiko gibt es aber
auch keinen Gewinn. So trank ich das Glas leer und
reservierte wieder ein Zimmer im Atlantis-Hotel in
Hamburg ‒ diesmal gleich für 14 Tage. Ich fuhr jedoch
heute schon, keiner sollte es wissen. Ich wollte mir die
Jacht von Herrn Meyer anschauen, die ich auf den Fotos
im Internet gesehen hatte. Ich hatte so ein seltsames
Gefühl, aber keine Erklärung dafür.
W ieder quälte ich mich über die Autobahn nach Hamburg
und die freundliche Stimme aus dem Navigationsgerät
brachte mich bis an den Anleger. Es lagen viele Schiffe in
dem kleinen Jachthafen, aber schnell hatte ich das
richtige gefunden. Ohne nachzudenken, ging ich über den
Steg auf die Jacht zu. Ich schaute mich um und wunderte
mich, dass die Tür nicht verschlossen war. Ich durchsuchte
das ganze Schiff, den Tresor hatte ich schnell gefunden
und machte mit dem Handy ein Foto. An Bord der Jacht
fand ich nichts außer ein paar Rechnungen, Miete für den
Jachthafen, von der Werft für einen größeren Umbau mit
Wartung und von einer Firma, die alle vier Wochen hier
sauber machte. Das war eine magere Ausbeute, ich hatte
mir mehr erhofft. Die Rechnungen steckte ich einfach ein
und ging über das Schiffsdeck am Steuerstand vorbei. Aus
reinem Interesse, wie diese Jacht wohl ausgerüstet ist,
schaute ich auf die Instrumente. Bingo, die Jacht hatte
gerade einmal fünf Betriebsstunden in drei Jahren
gelaufen. Wieder machte ich ein Foto und kletterte vom
Schiff herunter. Also war meine Vermutung doch nicht so
verkehrt gewesen. Irgendwas ist hier nicht in Ordnung.
Ich muss den Tresor aufbekommen. Drei Jahre ist das
Schiff alt. Warum hat man die Jacht so umfangreich
umgebaut, wenn das Schiff offensichtlich nie wirklich
benutzt wurde? Ich wollte morgen früh einmal zu der
Werft fahren. Ein wenig dumm fragen kostet ja nichts.
I m Atlantis duschte ich und zog mich um. Dann ging ich in
ein Herrenausstatter-Geschäft und kaufte einen sündhaft
teuren Anzug und passende Schuhe dazu. Unter die Jacke
zog ich ein weißes T-Shirt und suchte dann auch noch
einen Friseur auf.
S o „generalüberholt“ machte ich mich am nächsten
Morgen auf den Weg zur Werft. Schließlich wollte ich
doch eine Jacht kaufen. Ich schaute mir die ganzen Fotos
an und fand Interesse an einer ganz Besonderen.
„ Diese hier würde mir gefallen“, sagte ich, „kann ich die
Baupläne einmal sehen?“
D er Ordner wurde gebracht und ich durfte mir die Pläne
anschauen. Den Ordner brauche ich für ein paar Tage ,
dachte ich, denn das Schiff sieht auf diesen Plänen innen
ganz anders aus, als ich es vor Ort gesehen habe .
„ Weiter hinten sind noch mehr Zeichnungen“, sagte der
Verkäufer dann zu mir. „Die Jacht ist später noch einmal
umgebaut worden.“ Ich blätterte – ja, so sah das Schiff
jetzt aus. Bei einem Kaffee bat ich darum, mir die Pläne zu
kopieren, damit ich mir zu Hause in Ruhe Gedanken über
einen möglichen Erwerb machen könnte. Das war kein
Problem und innerhalb von 15 Minuten hatte ich die
Pläne in der Hand und auch mehrere Fotos von dem
Schiff. So fuhr ich gutgelaunt wieder ins Hotel und
schaltete dort den Laptop ein. Die Mailbox war voll, also
speicherte ich alles in einem neuen Ordner und sicherte
die Daten.
J etzt musste ich mich noch ein wenig ausruhen, denn ich
hatte ja noch einen langen Abend mit Eva vor mir. Ich
freute mich darauf, sie wiederzusehen. Schließlich hatte
ich fast jeden Tag an sie denken müssen und das nicht nur
wegen Herrn Meyer. Ihr Bild wollte meinen Kopf einfach
nicht mehr verlassen.
W ieder kam Eva ungewöhnlich pünktlich in die Bar, gab
mir einen Kuss auf die Wange und setzte sich mit einem
Lächeln neben mich, das mir Gänsehaut am Körper
verursachte.
„ Feierabend für heute“, sagte sie gut gelaunt.
„
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