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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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marschierte den anderen hinterher.
    Als er am Torbogen angelangt war, fühlte er, wie ihn ein kräftiger Unterarm am Nacken packte und nach hinten zog, sodass seine Absätze über den Stein schabten. Er wurde in eine der nächstgelegenen Kammern geschleift, der Arm umklammerte noch immer wie ein Schraubstock seinen Hals und erstickte ihn beinahe. Zudem spürte er eine kalte Messerklinge an seiner Kehle. Er versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht. Dies war kein Träumer, der so zu kämpfen verstand. Bayan-Kasgar verfluchte ihn innerlich.
    Der wilde Nomade beugte sich dicht über den alten General und flüsterte ihm ins Ohr: «Er ist kein König.» Dann ließ er ihn los.
    Bayan-Kasgar wandte sich um, rieb sich den Nacken und starrte den Wilden an, der das Messer noch gezückt hielt.Eine flüchtige Bewegung, das wusste er, und er würde auf den Steinen verbluten. Doch der Trupp würde gleich wiederkommen. Jeden Augenblick.
    «Er ist kein König», zischte der Wilde wieder. «Neun Bogen! Ein Bogen genügt, ihn zu vernichten. Er ist kein König, und er ist gewiss auch kein Gott. Du weißt es, auch du verachtest ihn.»
    «Er ist der siebzehnte Sohn des Himmlischen Sohnes», sagte der General mit erstickter Stimme. Es lag jedoch eine fatale Unsicherheit darin, zögerlich und ironisch zugleich. Attila hörte es sofort heraus und lächelte. Verbissen fuhr der General fort: «Du kannst die Stadt nicht zerstören, egal, wie viele Männer du dort auf dem Bergkamm stehen hast.»
    «Wir können die Stadt nicht zerstören, aber wir können das Land verwüsten, das ganze Tal von Oroncha, und dann werdet ihr hungern. Du weißt, dass ich recht habe.»
    Bayan-Kasgar sagte nichts.
    «Ein Bogen», sagte Attila erneut. Er trat noch näher heran, und auf einmal blitzte das Messer wieder an der Kehle des Generals auf. Er bewegte sich wie eine Schlange, dieser Kerl! Er sprach sehr rasch, doch der General hörte jedes Wort und behielt es im Gedächtnis. «Du wirst ihn töten. Du wirst dich selbst zum Kaiser krönen. Du wirst dich uns anschließen und gemeinsam mit uns weiterreiten, und wir werden alle erobern, die sich gegen uns erheben. Ich werde dir ein großes Reich geben. Du wirst in dieses Tal zurückkehren und dich wundern, dass du so lange gewartet hast. Du und deine Söhne, ihr werdet die mächtigsten Kaiser dieses Landes werden. Ihr verehrt Itugen, die Herrin des Mondes, und Astur, und ihr erinnert euch der Taten des Manas. Auch ihr wart einmal Hunnen.»
    «Wir kamen aus den Wüsten im Süden, vor langer Zeit»,sagte der General nachdenklich. «Wir führten Krieg mit China.»
    «Und das werdet ihr wieder tun. Schließt euch uns an!»
    «Wir sind jetzt ein Bauernvolk.»
    «Ich werde Krieger aus euren Bauern machen.»
    Bayan-Kasgar schaute zweifelnd. «Wir sind ein sesshaftes Volk. Wie gesegnet dieses Tal ist, siehst du selbst. Wir können es nicht verlassen.»
    Attila verlor die Geduld. «Deine Frauen und Kinder und die alten Männer können Landwirtschaft betreiben, bis du zurück bist. Eine Ackerscholle bleibt eine Ackerscholle. Rüste deine Divisionen und begleite mich. Ihr werdet zurückkehren, es wird nicht lange dauern. Ein Feldzug von ein, vielleicht zwei Jahren, und dann kehrst du als großer Eroberer zurück. Dein Name wird in die Ewigkeit eingehen. Diesen Schund» – er machte eine wegwerfende Handbewegung – «wirst du benutzen, um Feuer anzuzünden oder um eine Münze daraus zu schmelzen, die dein Konterfei trägt. Du wirst nicht nur ein Tal erben, sondern ein großes Reich.» Seine Augen funkelten. Bayan-Kasgar konnte das Feuer dieser Augen auf seiner Haut spüren.
    «Ich habe keine Söhne», murmelte er. «Meine Frau ist gestorben.»
    «Such dir eine neue!»
    «Das Gesetz verbietet es. Nur der Kaiser darf mehr als eine Frau haben.»
    Attila ging gar nicht auf diese Winkelzüge ein. Stattdessen trat er zurück und kreuzte sein Messer in zwei blitzenden Diagonalen vor den Augen des alten Generals, als wolle er ihn mit einer einzigen Geste verhexen und zugleich segnen.
    «Töte ihn!», rief er. «Und dann komm zu mir.»
    Eine weitere, schlangengleiche Bewegung, und schon warer an der Tür, blickte sich noch einmal um und hielt den Zeigefinger hoch. Eine letzte Aufforderung zum Königsmord. Dann war er verschwunden.
    Einen Augenblick später waren die Wachen des Königs wieder da und blinzelten wie Fledermäuse ins Halbdunkel der Kammer.
    ***
    Unbehelligt ritt Attila aus der Stadt am Berghang. Er winkte den Frauen

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