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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Ställen unten im Tal habe ich eintausend weiße Kamele und zweitausend weiße Pferde», sagte der Gottkönig ganz hastig und aufgeregt. Attila sagte, er würde diese weißen Pferde gerne sehen, vielleicht sogar auf einem von ihnen reiten, doch der Gottkönig plapperte weiter, ohne auf ihn zu achten.
    Er besaß dreihundert Frauen und zweitausend Konkubinen, außerdem ein paar Knaben, und einer von diesen war vom Scheitel bis zur Sohle schwarz, war es nicht unglaublich? Ganz schwarz, bis auf die Handflächen und die Fußsohlen und seine tiefrosafarbene Zunge! Er, Tokuz-Ok, der Herrscher der gesamten Welt unter dem Himmel, schuf bei jedem Neumond Feuer aus dem Nichts, hier im Tempel der Itugen, hinter dem kleinen Vorhang. Nachdem er einen blanken Stein gesegnet hatte, kam er hinter dem Vorhang wieder hervor, und zwei Mönche verschwanden dahinter. Ein wenig später tauchten auch sie wieder auf und trugen den Stein, auf dem hell das magische Feuer brannte, das er entzündet hatte. Jeden Monat wiederholte sich das Wunder. Wie das einer Frau   …
    «Itugen», wiederholte Attila, «die Herrin des Mondes.»
    «Und der Erde», sagte der Gottkönig und versuchte, feierlich zu klingen. «Sie ist es, die unsere Äcker segnet und unsere Obstgärten im Sommer gedeihen lässt.»
    Er wandte sich wieder seinen Schätzen zu und fragte sich dabei insgeheim, welchen neuen Schatz der Besucher ihm wohl mitgebracht haben mochte. Er zeigte ihm einen fünf Kilogramm schweren Bernsteinklumpen von den Gestaden des Eismeers und Taschen voller Perlen von indischen Rajahs, und an der rückwärtigen Wand zwei Walrosszähne, die dort lehnten. Ein kleiner Durchgang führte zu einer weiteren Kammer. Die Kandelaber wurden herbeigebracht, und der Gottkönig ging voraus, um dem Besucher eine Truhe mit Pelzen zu zeigen, die sich bereits zersetzten. Sie stammten von dem außerordentlich seltenen weißen Biber, vom bläulich schimmernden Zobel und vom schwarzen Panther. Letzterer zeigte nur noch ein schwaches Grau und war ganz von Motten zerfressen; als der Gottkönig darauf klopfte, stiegenleichte Staubwolken auf, die sich im matten Kerzenschein langsam kreiselnd wieder senkten.
    Der Gottkönig zeigte ihm außerdem handschriftliche Pergamentrollen mit roten und goldenen Lettern, die, wie er sagte, vom Himmel herabgeflattert seien wie Vögel, und Steintafeln aus untergegangenen westlichen Königreichen mit rechteckigen, in den Stein geritzten Buchstaben. In einer anderen Kammer befand sich eine Menagerie aus ausgestopften Tieren, darunter auch ein Faultier, eine Boa constrictor und ein Tiger mit obsidiangrünen Augen.
    Attila bewunderte all diese Dinge voller gespielter Aufrichtigkeit, und der Gottkönig führte ihn wieder hinaus auf die Terrasse. Er blickte über sein kleines Königreich und strahlte.
    «Nun», fragte er, «welches Geschenk hast du mir mitgebracht, Fremder?»
    «Meine Männer», sagte Attila, «werden dir einen passenden Tribut zollen.»
    Der Gottkönig sah Attila an, und sein großes teigiges Gesicht schien ein wenig blasser zu werden. «Deine   … Männer?»
    Attila erwiderte nichts. Er wies nur mit dem Kopf auf die andere Seite des Tals hin. Der Gottkönig sah hinüber, und seine Knie zitterten. Seine Kehle war auf einmal ganz trocken. Auf dem gesamten Bergkamm auf der Südseite des Tals hoben sich kleine schwarze glitzernde Silhouetten vor dem hell werdenden Himmel ab. Hunderte   … Tausende   …! Der Gottkönig stieß einen hohen quiekenden Laut aus.
    Bayan-Kasgar trat hinzu. «Was ist das?», schnarrte er. «Ich werde dich   …»
    Attila wandte sich neugierig zu ihm um. «Der Tribut ist unterwegs», sagte er. «Ich werde meine Männer ihn herbringen lassen.»
    Der alte General wollte zornig etwas hinzufügen, doch Tokuz-Ok befahl ihm zu schweigen. Dem Gottkönig durfte nicht widersprochen werden. Bayan-Kasgar trat wieder zurück und starrte vor Wut kochend auf den steinernen Terrassenboden. Er musste sofort seine Divisionen bewaffnen lassen!
    «Es muss ein sehr gewichtiger Tribut sein», sagte der Gottkönig.
    «Viele, viele Säcke», sagte Attila. «Ganze Wagenladungen.»
    Der Gottkönig klatschte freudig in die Hände und sah zum Himmel empor, dann, ohne ein Wort des Abschieds, trippelte er über die Terrasse und verließ sie durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite.
    Der Wachtrupp folgte ihm. Bayan-Kasgar hob den Kopf und sah dem Besucher noch einmal in die Augen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und

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