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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Volkes. Und an denen zweifle ich nicht.» Er schaute den Nomadenkönig beunruhigt an. «Ihr zweifelt doch auch nicht daran, oder?»
    Attila gab keine Antwort. Stattdessen dankte er dem Besucher für sein Geschenk und sicherte ihm zu, im Lager unbehelligt seine Waren verkaufen zu dürfen.
    Als der Kaufmann gegangen war, schaute Attila zu Oresteshinüber. «Wir werden die Chinchin nicht in unsere Armee aufnehmen, denke ich.»
    Orestes schüttelte den Kopf. «Lieber nicht.»
    ***
    Am dritten Tag kam Bayan-Kasgar ins Lager geritten. Er war allein und sprach in Attilas Zelt vor.
    Sie saßen auf niedrigen Schemeln. Der General legte die geballten Fäuste auf die Knie.
    «Nun», sagte Attila. «Ein Pfeil dürfte genügt haben, nehme ich an.»
    Der General brummte und sagte: «Rhabarberblätter.»
    Attila blickte ihn fragend an.
    «Eine Pflanze, die wir essen, zumindest einen Teil davon. Mir schmeckt sie, ehrlich gesagt, nicht, aber die Blätter sind giftig. Ein starkes Abführmittel, in großen Mengen tödlich.»
    «Hm. Muss ein ziemlich unappetitlicher Tod gewesen sein.»
    «Geschah ihm recht», brummte der General. «Er war ein Schwein.»
    Die beiden grinsten einander an. Sie legten die Hände auf die Unterarme des jeweils anderen und schworen sich Treue bis in den Tod.
    Und so schlossen sich die Hunnen Attilas, die bereits mit den Kutriguren einen Bund eingegangen waren, mit dem Volk aus dem Tal von Oroncha und ihrem Kaiser, Bayan-Kasgar, Schöner Wolf, zusammen.
    Attila sagte zu dem alten General, er würde ihn lieber Beyaz-Kasgar nennen, Weißer Wolf. Er habe viele Tugenden, meinte er, doch Schönheit zähle nun einmal nicht dazu.Bayan-Kasgar gestand dies reumütig ein. Man könne einen Namen jedoch nur schwer ablegen, machte er geltend.
    Als Attila ihn dann besser kennenlernte und sie schon ein paarmal gemeinsam einen Becher Kumyss geleert hatten, nannte der Nomadenkönig ihn Ravent-Yaprak, was so viel bedeutet wie Rhabarberblatt. Doch nur Attila wagte es, ihn so zu nennen. Der General stand zwar im siebten Lebensjahrzehnt, doch sein Temperament war noch hitzig wie das eines jungen Stiers.
    Er brachte mehr Krieger mit, als er zählen konnte. Einige saßen auf einem der zweitausend tänzelnden weißen Pferde des gemeuchelten Gottkönigs, in denen ganz eindeutig das Blut der Himmlischen Pferde floss. Viele weitere ritten auf Pferden einer etwas gewöhnlicheren, aber kräftigen Rasse, Schecken, staubige Braune und kleine Schimmel.
    Noch viel mehr Männer begleiteten ihn. Eine Horde Bauern, plötzlich vom Abenteuergeist gepackt, die erneut die ehrwürdigen Künste ihrer Vorväter mit Pfeil und Bogen, Schild und durch die Luft sausendem Schwert erlernen wollten. Junge, noch unverheiratete Männer, die eher aufs Kämpfen denn aufs Heiraten aus waren. Und ältere Männer, Ehemänner und Väter, die sich am Hoftor von ihrer weinenden Ehefrau und ihren tränenüberströmten Kindern verabschiedet hatten und hin und her gerissen waren zwischen Schuldgefühlen und freudiger Erregung. Beim wilden Ritt über die weiten Ebenen gewann die Freude jedoch schnell die Oberhand, und jeder Rest von Gewissensbissen verflog.
    Die Schwarzen und die Kutrigurischen Hunnen hatte eine blutige Schlacht zusammengeschweißt. Dass sich ihnen nun auch das Volk aus dem Tal anschloss, war einzig und allein das Ergebnis von Schlauheit, Drohungen und dem klugen Urteilsvermögen einiger Männer. Lediglich ein Einzigerhatte sein Leben gelassen, ohne dass dies bedauert worden wäre.
    ***
    Attila führte sie in den bitteren ersten Monaten des Jahres nach Norden, wo sich ihnen die übrigen Kutriguren wieder anschlossen, die Frauen und Kinder, außerdem Juchi, Bela und Noyan und ihre achthundert Reiter. Zwei lange Wochen quälte sie der Hunger, dennoch spürten sie eine seltsame Erregung, bis sie in einer großen Senke mitten in der Wüste, in der sich Wasser sammelte und das ganze Jahr über Gras wuchs, auf Weideland stießen. Der gelbäugige Nomadenkönig hatte gewusst, dass es dort wuchs; niemand konnte sich denken, woher. Andere Nomaden lagerten bereits dort, als die Riesenarmee auftauchte, suchten aber schleunigst das Weite. Kurz darauf grasten viele tausend Pferde das Land bis auf die Wurzeln ab.
    Bald erschienen noch weitere Nomadenverbände, die wundersame Berichte von einer mächtigen Armee aus asiatischen Völkern gehört hatten. Diese befinde sich auf einer großen Expedition, hieß es, und an ihrer Spitze reite ein König, der die Gunst des Himmels

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