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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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und euch eure wilden Herzen wiedergeben.
    Die Erde ist das Geschenk der Götter, ebenso wie alles, was auf ihr ist, und hat keineswegs schon immer den Römern gehört. Nicht die großmütigen und ewigen Götter sind es, die den Menschen zwingen, dichtgedrängt in stinkenden Städten hinter Verteidigungswällen zu leben, Gesetze zu machen und Grenzen und Zäune zu errichten. Die Göttergaben dem Menschen die Erde zur Wohnstatt. Die weite grüne, unerschöpfliche Erde! Und den großartigen Himmel darüber, schaut nur, den unendlichen, unerschöpflichen Himmel! Astur war es, der all dies aus einem Klumpen seines Blutes geformt hat, die Große Mutter hat alle lebendigen Geschöpfe aus ihrem Schoß geboren. Sie ist der bernsteinfarbene Schmetterling auf der Birke, der Tautropfen im frühen Sonnenlicht – seht! Ihr wisst diese Dinge in eurem Inneren, warum strenge ich meine Stimme an? Hierin liegt der Kraftquell für alles auf der Welt, hierin liegt das Leben, und Könige und Regierungen sind nicht das Leben. Wir werden nach Westen reiten und die Wälle und Zäune Roms niederreißen, meine Freunde. Das ist unser Schicksal. Das ist Asturs Gebot. Ich habe euch Gold, Ruhm und absolute Herrschaft versprochen, ihr sollt alles haben, und zwar reichlich. In Maßen, so viel als nötig und im Überfluss!»
    Er lachte heiser, wie über einen Scherz, den nur er verstand. «Ihr seid so weit mit mir geritten und werdet eure Belohnung erhalten. Lasst die Lebensweise der Hunnen die der gesamten Welt werden. Und was diese Rechtsanwälte und Steuereintreiber angeht, diese Senatoren, verschwörerischen Höflinge und mordlüsternen Eunuchen an den parfümierten Höfen Roms, so mögen ihre Kehlen von unseren eigenen Kindern durchschnitten werden! Mögen ihre aufgeblasenen weißen Leiber von den Zinnen ihrer brennenden Städte herabhängen und selbst von den Krähen verschmäht werden!»

Dritter Teil
Hungvaria
     

1.
Der Ritt nach Westen
    Er gab ihnen drei Tage Zeit.
    Und selbst jetzt, als sie eilends alles zusammenpackten, befehligte er seine Krieger hinaus auf die Ebene, um sie dort unermüdlich zu drillen. Obwohl sie und ihre Familien, die Frauen und Kinder, nach so langen Zügen durch Skythien und bei so kurzer Rast in den Weidegründen am Schwarzen Meer müde sein mussten, trieb er sie weiter und immer weiter. Er trieb sie mit einer Begeisterung und einem alles entfachenden Feuer an, dass sie eine Woge grenzenloser Kraft verspürten.
    Draußen auf den Ebenen ließ er seine Krieger galoppieren und in großen Formationen Bewegungen einüben, dabei entstanden Schlachtlinien, die über eine Meile lang waren. Eine Salve von Pfeilen nach der anderen ließ er sie auf entfernte Ziele abfeuern. Und mit neu erwachtem Kampfgeist und wiedergewonnener Grausamkeit ließ er sie die alten Spiele der Hunnen spielen, etwa den wilden Galopp auf ein steiles Flussufer zu. Gewinner war, wer sein Pferd als Letzter anhielt. Einige der Männer bremsten zu spät und stürzten, noch im Sattel, über die Böschung zwanzig oder dreißig Fuß hinunter in den Fluss. Viele brachen sich Arme und Beine, und mindestens zwei Pferde mussten getötet werden, sehr zum Leidwesen ihrer Besitzer.
    «Frauen kommen und gehen», schüttelte einer traurig den Kopf, «aber Pferde   …»
    Dann gab es noch den gefährlichen Seiltanz inmitten der Messer. Dabei musste jeder Krieger über ein einige Fuß hochgespanntes Seil balancieren; der Boden war mit Dutzenden von Messern und Dolchen gespickt, deren blinkende Klingen nach oben starrten. Und selbstverständlich gab es das grimmige
pülü
, das man draußen auf der Steppe mit Speerschäften und einer aufgeblähten Schweinsblase spielte. Nie zuvor war ein Spiel mit so vielen tausend Männern auf jeder Seite gespielt worden. Die meisten von ihnen bekamen den Gegenstand ihrer aufreibenden Anstrengung nicht einmal zu sehen.
    Es gab auch gemächlichere und weniger grausame Spiele, in denen sie ihre Geschicklichkeit mit Lederpeitschen, Netzen und Lassos unter Beweis stellen konnten. Im Verlauf träger Nachmittage rannten viele der jungen Burschen aus dem Lager herbei, unternehmungslustig und mit roten Wangen, und ihre Väter unternahmen mit ihnen feierliche Jagdausflüge durch das Schilf am Flussrand. Bewaffnet mit Bogen in Kindergröße, jagten die Fünf- und Sechsjährigen kleine Vögel und Mäuse. Attila sah ihnen nach und scherzte mit den Männern in seiner Nähe, dass Bleda noch ein oder zwei Jahre zuvor auf die gleiche Weise gejagt

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