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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Wagen, keiner von ihnen hatte sich während des Gemetzels von der Stelle gerührt.
    Attila sagte zu ihnen: «Ich kannte einen Jungen und ein Mädchen, die beide auf der Flucht waren.» Einen nach dem anderen sah er sie an. «Das Mädchen zählte keine sieben Lenze, sie starb. Sie hieß Pelagia. Eine Griechin. Doch selbst sie hatte mehr Kampfgeist als ihr!» Sein Pferd warf den Kopf zurück und bleckte die Zähne, als mache es sich über sie lustig. «Werft eure Ketten ab!», sagte er zu ihnen.
    Damit ließ er sie einfach stehen. Ihre Wachen waren ermordet worden, sie aber waren noch immer gefesselt. Mit offenem Mund standen sie auf der immer dunkler werdenden Straße da.
    Während sie nach Westen ritten, lenkte Aladar sein Pferd neben dasjenige Attilas. «Herr, der Rechtsgelehrte, war er ein Schamane? Ein Erleuchteter?»
    «Nein», antwortete Attila und schüttelte den Kopf. «Keiner, der sagt, was rechtens ist, kein Weiser. Nein: ein Jurist, ein kleinlicher Paragraphenreiter in Gerichtssälen voller Paragraphenreiter wie er selbst. Ein Mann, der den Seelen anderer Menschen Ketten anlegt, der Seelen gegen Gold eintauscht. Im Römischen Imperium sind solche Männer hoch angesehen und werden Redner, Senatoren oder Politiker.»
    «Politiker? Politiker sind wie Könige.»
    «Nein.» Er grinste hämisch. «Politiker sind ganz und gar nicht wie Könige.»
    Sie ritten weiter.
    Nach einer Weile fuhr er fort: «In Rom gibt es Gesetze, dieden Menschen verbieten, nach Einbruch der Dunkelheit in einem Wagen durch die Stadt zu fahren. Jeder, der dies tut, wird bestraft.»
    «Aber solch lächerliche Gesetze werden doch sicherlich missachtet!»
    «Nein, sie werden befolgt.»
    Aladar versuchte, diesen Unfug zu verstehen, doch es gelang ihm nicht. Lachend fragte er: «Und weshalb?»
    «Nun, sie halten sich für freie Menschen unter dem Gesetz.»
    «Und dieser Jurist hat also Leute in dieser Weise schikaniert?»
    «Mit Sicherheit.»
    Aladar heulte auf. «Am liebsten hätte ich ihm selbst die Kehle durchgeschnitten!»
    ***
    Nach Mitternacht schliefen sie vier Stunden und ritten dann in der Kälte vor dem Morgengrauen bis zum Palus Maeotis.
    Die Soldaten aus der Garnison in Tanais holten sie ein, als die Sonne hinter ihnen über dem dunklen See aufging und der Himmel am Horizont fahl und silbrig schimmerte. Attila brachte seine Leute zum Stehen und ließ sie sich umwenden – eine Schar Wildgänse auf weißem Sand. Wortlos sahen sie eine Weile zu, wie ein Trupp kaiserlicher Soldaten in hellglänzender Rüstung auf sie zugaloppierte. Bald würde er sie erreicht haben.
    Bevor sie den Pferden die Füße zusammenbanden, schlugen sie die beiden gefesselten Kaufleute bewusstlos. Jetzt gaben sie ihren eigenen Pferden die Sporen. Csaba und Aladar ritten von links auf die herannahenden Reiter zu, währendAttila Yesukai und Orestes nach rechts ins flache Wasser führte. Alle vier nockten während des Reitens bereits die Pfeile in die Sehne, zielten und schossen sie aus tödlicher Entfernung ab.
    Attila brüllte Anweisungen: «Zielt auf die vorderen Pferde!»
    Pfeile sirrten durch die klare Luft, und zwei Pferde gerieten ins Straucheln. Eines stürzte in einer großen Sandwolke zu Boden. Zwei weitere Soldaten stolperten und fielen über das Gewirr aus Reitern und Pferden. Die anderen, es waren wohl über zwanzig, ritten weiter. Zwei Schwadronen eines Kavallerieflügels von etwa achtzig Mann, in leichter Rüstung mit langen, tödlichen Lanzen, die sie tief gesenkt hielten, standen ihnen gegenüber. Die Hunnen aber, ohne Rüstung und in der Minderheit, wichen einer direkten Begegnung aus. Sie schlossen sich immer wieder zu einem Haufen zusammen, der sich gleich darauf wieder auflöste, galoppierten wild an den Flanken des Soldatentrupps vorbei und feuerten Pfeile ab, während sie die Flucht ergriffen oder zu ergreifen schienen, um sich dann auf der Anhöhe zu sammeln, welche die Truppen soeben hinter sich gelassen hatten. Ununterbrochen schossen die dünnen Pfeile durch das feurige Morgenlicht, bohrten sich in dicke Kettenpanzer und Brustharnische, drangen in Brust und Bauch der Soldaten, um auf der Rückseite wieder herauszuschießen. Unter qualvollen Verrenkungen sanken die Männer zu Boden.
    Die Soldaten wankten hin und her. Die meisten von ihnen hatten einen Pfeil in der Schulter oder den Beinen stecken, dünn und wässrig rann das Blut über die glänzenden Harnische. Der Leutnant brüllte sie an, wieder eine Formation zu bilden und mit

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