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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Fackelschein des griechischen Handelspostens Tanais. Niedrige Holzhütten, Landungsstege, lange Kais für Baumstämme und der breite Fluss selbst, der sich schier endlos im Dunst erstreckte. Ein staubiger Verkehrsweg flankierte den Fluss auf seinem Lauf in Richtung Norden;Männer gingen dort entlang, ritten auf kleinen Ponys oder zogen Karren hinter sich her.
    In einer künstlichen Hafenbucht türmten sich die dunklen Umrisse von Baumstämmen, die weit oben im Norden gefällt und auf dem Fluss herabtransportiert wurden. Während die Wälder Skythiens unermesslich waren, lichteten sich bereits die Eichen- und Kastanienwälder, die Zypressen- und Zedernhaine Griechenlands und Kappadokiens. Den größten Gewinn machten solche Handelsposten wie dieser jedoch mit wertvollen Pelzen, im Winter und im Frühling, wenn das Fell der Tiere am dichtesten war: dunkelbraune Nerzfelle, rötliche Felle von Zobel, Marder und Biber. Aus den Bergen im Osten gelangte feinste Kaschmirwolle, strohgelb und ölig, wenn man sie berührte, in die Spinnereien des Reiches, um daraus die schönsten Gewänder für die Oberschicht von Byzanz anfertigen zu lassen. Und aus dem Norden kamen über die endlosen, breiten Flüsse Skythiens lange, flache Boote mit geschwungenem Bug, die von blauäugigen, bärtigen Nordmännern gesteuert wurden. Sie hatten Kisten mit kostbarem baltischem Bernstein an Bord.
    Ein kleiner Handelsposten wie dieser, am äußersten Rand des Reiches gelegen, wo die letzten heimeligen Lichter unmittelbar in die endlose Dunkelheit der Barbarenebene übergingen, schien ein leichtes Ziel für Überfälle. Doch seit einer Generation herrschte nun schon Frieden, und viele der Stämme waren
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, Alliierte oder sogar bezahlte Vasallen des Ostkaisers in Konstantinopel. Die kleine, von Fackeln erleuchtete Stadt lag friedlich an dem träge dahinfließenden Strom.
    Attila drängte seine Männer hinter die Anhöhe zurück, sodass sie gerade noch auf den Stadtweg schauen konnten, selbst aber ungesehen blieben.
    «Gibt es keine Garnison in der Stadt?», fragte Orestes leise.
    Attilas Blick blieb auf den kleinen Handelsaußenposten vor ihnen geheftet. «Scheint so.»
    Einige der Männer wären sicherlich im Sattel eingeschlafen, hätten sie nicht den Zorn ihres Herrn gefürchtet. Es war beinahe dunkel, als sich aus dem Schatten der Stadt eine längere Kolonne auf sie zubewegte. Es waren vielleicht sechs berittene Männer mit einem bemalten Gespann, dem etwa ein weiteres Dutzend Männer sowie Frauen und Kinder zu Fuß folgten. Aus der Art, wie sie gingen, langsam und mit gebeugtem Kopf, war ersichtlich, dass einige, wenn nicht sogar alle gefesselt waren. Doch es war bereits zu dunkel, um Genaueres zu erkennen. Die einzigen Farben waren das wolkige Blau und Grau des Zwielichts, die einzigen Lichter der flackernde Schein der Fackeln an den Stadttoren. Gelegentlich blitzten die Speerspitzen der Wachsoldaten wie Blätter im Wind im ersten Mondlicht auf.
    Ohne ein Wort oder einen Befehl gab Attila seinem Pferd die Sporen und ritt den Abhang hinab auf die Stadt zu. Seine Männer erstarrten bei diesem überraschenden Angriff, hielten ihre Pferde zurück und sahen ihm nach. Nur das Geräusch der Pferdebeine, die durch das hohe, trockene Federgras preschten, war zu vernehmen.
    Einer der Männer zu Pferd sah ihn im Halbdunkel näher kommen und gab den Befehl anzuhalten, ohne jedoch Alarm zu geben. Sie stellten sich auf und zückten die Speere.
    Attila ritt auf sie zu.
    «Halt!», rief einer der Soldaten, riss sein Pferd herum und ritt auf ihn zu; offensichtlich war es ihr Leutnant. Attila achtete gar nicht auf ihn und galoppierte auf das Fuhrwerk zu.
    Sofort nach dem Kommando des Leutnants wurde dieZeltplane zur Seite gerissen, und ein Gesicht sah hervor. Das wohlgenährte Gesicht eines Kaufmanns aus der Stadt. Entsetzt stöhnte er auf, als er nur wenige Meter vor sich einen Barbaren zu Pferd sah, mit Haarknoten und Beinkleidern aus überkreuzten Hirschlederbändern. In der Dunkelheit zeichneten sich zudem Pfeilspitzen hinter Attilas Rücken ab.
    Der Barbar wandte sich an ihn: «Linguam loquerisne Latinam?»
    Der Kaufmann, er hieß Zosimus, stammelte, selbstverständlich spreche er Latein. Aber er sei überrascht, dass   …
    «Mιϱοσ μιλατγ Еλμνιϰα?»
    Zosimus traute seinen Ohren kaum. Ein Barbar, ein Wilder, stand vor ihm, der bis zur Hüfte nichts als goldene Ohrringe und schreckliche dunkelblaue Tätowierungen trug und um dessen

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