Der schwarze Krieger
gezogenen Schwertern eng zusammenzurücken, doch die meisten hatten die Hoffnung aufgegeben,es mit einem derart geisterhaften Gegner aufnehmen zu können.
Erneut starteten die Barbaren von der Anhöhe herab mit lautem Gebrüll einen neuen Angriff in die rotglühende Morgensonne hinein, um gleich darauf aus vollem Galopp heraus wieder kehrtzumachen. Nur eine Wolke aus Sand und Steinen blieb von ihnen zurück. Den Pferden mit den grobschlächtigen Köpfen wurde auf ihre stämmigen, kräftigen Schenkel gedroschen, während sie in wildem Galopp davonpreschten und gleich darauf direkt aus dem gleißenden Sonnenlicht wieder auftauchten.
Geblendet sahen die Soldaten, wie ihre Angreifer das Ufer entlangschossen wie durch mystische Untiefen. Hufe peitschten die schwerfälligen Wellen zu quecksilbrigen Fontänen auf, die wie glitzernde Pailletten im leuchtenden Morgenlicht standen und den schwindlig machenden Eindruck noch verstärkten. Hinzu kam das ständige Zischen von Pfeilen in der klaren Luft. Die Soldaten verloren völlig die Orientierung. Sie spürten die Schlaufen und Netze, die sich über ihre Köpfe und Schultern legten, ihre Pferde knickten unter ihnen ein, weil diese johlenden, unsichtbaren Angreifer Hanflassos um deren Vorderbeine warfen. Die Luft war erfüllt von den grellen Stichen der Sonne, von Jubelschreien, wippenden Haarknoten und flatternden Bändern, von wildem Geheul und von den wild pulsierenden blauen Tätowierungen. Die Pferde der Römer hinkten und strauchelten erbärmlich, plötzlich sanken sie auf den glänzenden Uferschollen in die Knie, als würden sie inbrünstig beten, bis gleich darauf die kupferbraunen Reiter an den überraschten Kavalleristen vorüberjagten, deren herabhängende Lanzen wegstießen und ihnen mit einem einzigen Hieb ihres Schwertes oder Speers den Gnadenstoß versetzten. Manchmal hob einer der unglücklichen Soldatenin einer letzten Geste der Abwehr die Hand. Im selben Moment schnitt ein Hunnenschwert direkt durch den ledernen Armschutz und den Unterarm und hackte ihn säuberlich ab, um dann sofort dem Reiter den Garaus zu machen. Überall fielen Männer zu Boden, rollten über die gesenkten Köpfe ihrer Reittiere und glitten in den Uferschlick. Das silbrige Wasser am Ufer hatte sich in der Morgensonne längst blutrot gefärbt. Erstochene Pferde hauchten ihr Leben aus. Der Leutnant war nur mehr ein kopfloser Rumpf, aus dem Blut hervorsprudelte. Die wenigen Soldaten, die noch verschont geblieben waren, warteten wie Schlachtvieh oder wie ein in die Enge getriebenes Rudel Rehe, das von unüberschaubar vielen namenlosen Räubern umzingelt ist. Die halbnackten Krieger dagegen lachten und unterhielten sich während des Gemetzels fortwährend, als wäre dies lediglich ein fröhliches Ritual, mit dem das unfassbare, sich stets wandelnde Wunder der Schöpfung gefeiert würde.
Csaba und Aladar waren abgestiegen und wateten vergnügt durch das flache Wasser, um Skalpe einzusammeln. Eisenhelme ragten aus dem blutigen Wasser, Männer lagen mit gespaltenen Köpfen in seltsam verzerrter Körperhaltung im Schlick, die Stirn mit Blut besprenkelt, das Gesicht mit scharlachroter Farbe überzogen, während unter der Schädeldecke eine perlgraue Masse hervorquoll und sich im Wasser auflöste. Csaba stimmte ein Siegeslied an. Aladar warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er streckte den bis zur Schulter blutbefleckten Arm aus und schüttelte eine Handvoll blutiger Skalpe, schwenkte sie hin und her und schleuderte sie im glitzernden Sonnenlicht hoch. Das herumspritzende Blut glich einem dunklen, geschmolzenen Mineral, das die vulkanische Erde ausgespien hatte und das nun ins Wasser zurückfiel, als hätte es nie existiert.
Sie ließen die geschlachteten Pferde und die Leichen und abgehauenen Gliedmaßen im scharlachrot schäumenden Wasser liegen und ritten unter wilden Jubelrufen davon. Die beiden byzantinischen Kaufleute stöhnten und versuchten sich zu befreien, sie lagen noch immer wie Reisegepäck auf den Sätteln der beschlagnahmten Pferde. Bei Csaba verlief ein tiefer, stark blutender Schnitt quer über der Stirn; beinahe wäre sein Auge in Mitleidenschaft gezogen worden, doch er schien gar nichts zu spüren. Attila hatte eine schlimme Schnittwunde am Oberarm, ein Hautfetzen hing lose herunter, und das Blut rann den Unterarm hinab.
Nachdem die Schlacht geschlagen und ihr wilder Siegesgalopp beendet war, ließ Attila kurz anhalten und verband die Wunde mit einem Streifen der Gewänder
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