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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abgelehnt, ihn zu begleiten. »China!« hatte sie mit hochgezogenen Augenbrauen gesagt. »O nein. Verschone mich mit China! Ich habe davon genug im Fernsehen gesehen! Diese Menschenmengen …«
    »1,3 Milliarden –«
    »Entsetzlich! Ich fahre in dieser Zeit lieber nach Ischia und lasse mein Rheuma behandeln. Aber du mußt hin, Timothy, das sehe ich ein. Die Chinesen sollen Millionenaufträge vergeben. Papa« – das war Evans' Vater – »wäre stolz auf dich.«
    Der China-Trip erwies sich als erfolgreich. Drei Tage lang verhandelte Evans mit einer Gruppe sehr höflicher Beamter. Die Menge der gewünschten Lieferungen überstieg seine kühnsten Erwartungen, weil sie die bisherige Kapazität seiner Firma weit überschritt. Aber da er kein ängstlicher Mensch war, unterschrieb er einen Vorvertrag.
    Am vierten Tag seines Peking-Aufenthaltes bat er seine Geschäftspartner:
    »Ich möchte mehr von China sehen, Gentlemen. Etwas Besonderes. Ich habe vor der Reise einige Reiseführer über Ihr schönes Land gelesen. Da ist zum Beispiel der Steinwald bei Kunming. Ein Landschaftswunder …«
    »Kein Problem, Sir.« Der Vorsitzende der Verhandlungsrunde machte sich einige Notizen. »Von Peking fliegt jeden Tag eine Maschine der West-South-Air Lines nach Kunming. Wir werden Ihre Ausflüge zusammen mit dem CITS, dem China International Travel Service, organisieren. Gestatten Sie uns die Ehre, Sie während Ihres China-Aufenthalts als unseren Gast zu betrachten?«
    »Das kann ich kaum annehmen.« Evans zierte sich zunächst ein wenig, aber dann dachte er an die Informationen in den Reiseführern. Asiaten sind leicht zu beleidigen, hatte er dort gelesen. Ein gerngesehener Gast erhält alle Privilegien eines Oberhauptes der Familie. Schlägt er diese Ehre aus, ist es, als wenn man dem Gastgeber ins Gesicht spuckt.
    »Es ist uns eine Ehre …«, wiederholte der freundliche Beamte, und Evans war einverstanden.
    Am fünften Tag seines China-Aufenthalts flog Evans in die Hauptstadt der Provinz Yunnan, nach Kunming. Am Flughafen Wu Jian Ba, einer ehemaligen Militärflugbasis, wurde er von einem Dolmetscher des Reisebüros empfangen und zum Hotel ›Goldener Drache‹ gebracht. Es war ein sehr schönes Touristenhotel, das Zimmer wohnlich eingerichtet und sauber, sogar ein Farbfernsehgerät stand auf einer Kommode. Evans duschte sich, zog einen hellbeigen Anzug an und ging hinunter ins Restaurant. Daß ihn ein kleiner, unscheinbarer Mann nicht aus den Augen ließ und immer in seiner Nähe war, seit er in Kunming gelandet war, fiel ihm nicht auf. Auch jetzt saß dieser Mann zwei Tische von Evans entfernt und aß eine Nudelsuppe mit Hühnerfleisch. Nach jedem Löffel voll Suppe gab er einen Laut von sich, der wie ein rülpsendes Seufzen klang und höchste Wonne ausdrückte.
    Ein paarmal sah Evans zu dem Genießer hinüber, aber der schmächtige Chinese schien völlig in seine Suppe versunken zu sein. Daß er während des Essens Evans mit halbgeschlossenen Lidern genau beobachtete, fiel diesem nicht auf. Auch achtete er nicht darauf, daß der Chinese sofort aufhörte zu essen, als Evans die Restaurantrechnung abzeichnete, sich erhob und hinüber in die Bar ging. Dort trank er zwei schottische Malzwhiskys. In Gedanken war er schon bei seinem morgigen Ausflug in den Steinwald. Er hatte sich über dieses einmalige Naturwunder genau informiert und freute sich auf die Fotos, die er später Ethel zeigen würde. Und da er an Ethel dachte, wehrte er auch die drei ›Damen‹ ab, die nacheinander an seinen Tisch traten. Es waren wirklich schöne Mädchen, zierlich wie Porzellanpüppchen, in Seidenkleidern mit langen Schlitzen, die ihre schlanken Beine bei jedem Schritt freigaben.
    Der kleine Chinese folgte Evans nicht in die Bar. Er ging zu einem Telefon in der großen Hotelhalle und sprach ein paar schnelle Sätze in den Hörer. Dabei nickte er wie eine Puppe mit einem Spiralhals und sagte am Schluß:
    »Sie können kommen, Zweiter Herr … Mister Evans benimmt sich genauso, wie Sie es erwartet haben. Er lehnt sogar Sun Li, unsere Schönste ab.«
    Der Gesprächspartner schien zufrieden. »Man kann dem Hohen Rat vertrauen«, sagte er mit deutlicher Ehrfurcht in der Stimme. »Du kannst nach Hause gehen, Sha Zhenxing. Dein Auftrag ist erledigt.«
    »Mein Dank ist ewig, Zweiter Herr.« Sha verbeugte sich vor dem Telefonapparat, als blickte er dem große Yu Haifeng direkt in die Augen. Zweihundert Yuan habe ich verdient, dachte er dabei. Ein normaler

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