Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe
Hoeï erblickte einen sehr ausgewachsenen, fetten Gecko, welche nächtliche, warzige Eidechse fett und müd in einer Ecke klebte. Er nahm sie weg und steckte sie unbemerkt in die Tasche seines Kaftans.
Natürlich war die Uhr nicht zu finden. Der Chinese donnerte und wetterte, daß die Mang-thra’s zitterten. Er verlangte, daß einer nach dem anderen durchgepeitscht werden solle, bis der Dieb die That gestehe.
»Halt!« meinte da der Hoeï. »Auch ich hab’ einen Phi-Phob, gar einen lebendigen; der hat mich noch niemals getäuscht und wird uns jetzt zeigen, wo sich die Uhr befindet. Kommt heraus! Aber wehe dann dem Dieb!«
Alle folgten ihm hinaus vor die Hütte. Er trat in die Nähe der einen Eckstrebe des Vordaches, auf welches der Chinese die Uhr geworfen hatte, und zog den Gecko aus der Tasche.
»Hier ist mein Phi-Phob, « erklärte er. »Paßt auf, wie schnell er uns bedienen wird!«
Er that, als ob er dem Tiere einen leisen Befehl erteile und setzte es dann zur Erde nieder. Der Gecko ist ein nächtliches Tier und kann das Tageslicht nicht vertragen. Das gegenwärtige Exemplar suchte also schleunigst an einen dunklen Ort zu gelangen und kletterte infolgedessen möglichst rasch an der Strebe empor, dort unter dem Dache Schutz suchend.
»Da hinauf geht der Phi-Phob! « rief der Hoeï. »Also muß die Uhr sich da oben befinden. Schaut empor!«
Sie alle bemerkten ein kleines, gelbes Päckchen, welches mit Hilfe einer Bambusstange herabgeholt wurde. Es war die Uhr, eingewickelt in eine jener kleinen Schärpen, welche Mongolen und Chinesen so oft als Höflichkeitsgeschenk benutzen. Es war verraten, daß der »Oberstlieutenant« selbst der Dieb sei. Er leugnete anfangs, gestand aber endlich notgedrungen die That ein.
»Jetzt sollst du nun dein eigenes Urteil schmecken,« sagte der Hoeï. »Du wirst meinen Phi-Phob verspeisen und dazu die Rotangs kosten, bis der Phi-Phob in deinem Großmaule verschwunden ist!«
»
Yes!
« lachte Mr. Phelps. »
A very famous pleasure!
«
Der Dieb erhob laut schreiend Einsprache, aber vergebens. Einer der Mang-thra’s, erfreut, die ihnen gewordene Beleidigung rächen zu können, holte den Gecko herab und tötete ihn mit einem Messerhiebe. Die Eidechse wurde auf die glühenden Kohlen gelegt, schwoll in dem schnell angefachten Feuer schnell an und zerplatzte. Nun wurde sie in Stücke zerlegt. Sechs Indier ergriffen den Chinesen und stießen ihn zu Boden. Dort festgehalten, mußte er sich ein Stück des gebratenen Phi-Phob nach dem anderen in den zeternden Mund schieben lassen. Bei jeder Weigerung seinerseits sausten seine eigenen Rotangs auf ihn nieder. Das Gesicht, welches er zog, war unbeschreiblich.
Endlich war die Exekution beendet. Er sprang auf, rieb sich die Himmelsgegend, welche jetzt bei ihm die gefühlvollste war, und rief:
» Tin-tschu, ti-tschu, yang-tschu – Herr des Himmels, Herr der Erde, Herr des Wassers! Ich hab’ genug!«
»Noch lange nicht genug!« antwortete der Hoeï. »Mach’ dich schleunigst von dannen, sonst beginnen wir von vorn!«
»
Yes, yes!
« nickte Mr. Shower vergnügt. »
This executership is an extra ordinary delightful!
«
»Nein, nein,« entgegnete der einstige Steuereintreiber. »Ich bin euer Führer und euer Dolmetscher. Ich bin der Tschung-fu. Was wollt ihr anfangen ohne mich?«
»Du wirst nicht gebraucht, Spitzbube,« antwortete der Hoeï. »Ich selbst werde die Ing-ki-li (Engländer) bis zum Flusse führen und dann einen anderen Führer für sie auswählen. Jetzt fort mit dir, sonst schieße ich dich gar noch über den Haufen! Aber empfiehl dich höflich, Sohn des Himmels, wenn du nicht noch mehr Rotangs haben willst!«
Er erhob sein Gewehr und legte es auf den Chinesen an. Dieser zuckte vor Schreck zusammen, machte seine tiefste Verneigung und rief:
» Tsching-leao – lebt wohl! I-lu-fu-sing – möge euch der Stern des Glücks auf eurer Reise begleiten!«
Dann eilte er zu gleichen Beinen von dannen, über den Gurdschun baum zurück und war im nächsten Augenblick zwischen den Stämmen der Dhunatilgruppe verschwunden.
» Tien-pen-tse – o himmlischer Zopf!« sagte der weißbauchige Lao. »Da läuft er hin und hat den Phi-Phob im Leibe! Möge es allen Dieben so ergehen wie ihm!«
»
Yes, yes!
« lachte Mr. Shower, seine Uhr einsteckend. –
Antwortschreiben an O. Erdmann zu Hofgeismar bei Kassel
Siehste, so biste! Wennste, so könntste! Nu brauchste den Hobble-Frank ooch, um aus dem Fundamundum zu erfahren, wie een Lasso
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