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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Seite und retirierte infolgedessen bis hinter den letzten Pegu -Birmanen.
    Mr. Shower machte eine grüßende Handbewegung und sagte:
    »
Well, Sir,
meine Uhr ist weg!«
    »So! Wo ist sie hin?«
    »Zu den Mang-thra’s, wie der Phi-Phob gesagt hat.«
    »Bitte, erzählen Sie!«
    Mr. Shower berichtete. Der Hoeï hörte aufmerksam zu und sagte dann, zu den Chinesen gewendet:
    »Ich komme soeben von den Mang-thra’s. Sie haben ihre Hütte dort hinter den Dhunatil bäumen. Ich hörte von ihnen, daß sie gestern bei euch gewesen seien, und bin überzeugt, daß sie die Uhr gestohlen haben. Ich kehre wieder um und werde mit suchen. Wehe ihnen, wenn wir sie finden!«
    »Du hast recht, Kuo-Ngan – Excellenz!« antwortete der Chinese erfreut. »Ich habe bereits die Stöcke geschnitten, mit denen ich den Ausspruch des Phi-Phob unterstützen werde.«
    Er zeigte auf die Rotangs, welche er bei sich trug. Der Hoeï lachte kurz auf und antwortete zustimmend:
    »Das ist gut! Ich werde noch mehr als du dafür sorgen, daß du sie nicht umsonst bei dir trägst. Also vorwärts jetzt!«
    Der nun verstärkte Zug setzte sich wieder in Bewegung, die drei Begleiter des Hoeï voran. Dieser aber schritt als letzter hinter dem Chinesen.
    Als die Dhunatil gruppe passiert worden war, fiel der Boden fast senkrecht in einen tiefen Erdriß hinab, über welchen sich der von allerlei Schlingwerk umwucherte Stamm eines riesigen Gurdschun baumes als natürliche Brücke gelegt hatte. Jenseits erhob ein wahrhaft gigantischer Wudoilbaum sein fiedernerviges Blätterdach, unter welchem die armselige Hütte der Mang-thra’s stand. Die Bewohner befanden sich unter einem Vordache derselben.
    Die drei Begleiter des Hoeï sprangen schnell wie Katzen über den liegenden Baumstamm hinüber und eilten zu du armen, ehrlichen Leuten, um ihnen zu sagen, welcher Verdacht auf sie gefallen sei. Die beiden Engländer und die Laos folgten langsamer und vorsichtiger, obgleich der Stamm so stark war, daß recht gut mehrere Männer nebeneinander hergehen konnten. Die anderen zögerten mit dem Uebergange und zwar wegen eines scheinbar höflichen Streites zwischen dem Hoeï und dem Chinesen. Der letztere wollte dem ersteren den Vortritt lassen; dieser aber bestand darauf, der letzte zu sein. Er hatte jedenfalls seine Absicht dabei und beobachtete jede Bewegung des »Steuereintreibers« mit scharfem Auge.
    Endlich waren sie alle drüben bei der Hütte, und nun sagte der Hoeï den Bewohnern, was sie bereits wußten, den Grund seiner Rückkehr. Diesen Augenblick benutzte der Chinese, einen Gegenstand schnell auf das aus Bambusstengeln errichtete Vordach zu werfen. Er war überzeugt, daß es nicht bemerkt worden sei; der Muselmann aber hatte es doch gesehen.
    Die Mang-thra’s versicherten, nichts von dem Diebstahle zu wissen. Der eine brachte einen ausgestopften Vogelbalg zum Vorschein und sagte:
    »Wir sind unschuldig. Wir stehlen nicht, obgleich wir sehr arm sind. Hier ist mein Phi-Phob. Laßt ihn fragen, so wird er euch gleich sagen, wo der Dieb zu finden ist!«
    Der Chinese wußte sich jetzt sicher und warf sich in die Brust. Die Rotangruten hervorziehend, rief er drohend:
    »Ich bin Tschung-fu-tschu, der Herr der Oberstlieutenants. Wir werden hier alles durchsuchen, und wenn wir den Dieb entdecken, so soll er Prügel bekommen, solange die Rotangs halten und sodann noch zur besonderen Strafe den Phi-Phob auffressen müssen, durch den wir ihn entdecken werden!«
    »Ist das dein Ernst, Tschin-ti-tschung-fu – erhabener Oberstlieutenant?« fragte der Hoeï.
    »Glaubst du, daß ich scherze? Liegt nicht auch auf uns der Verdacht? Ich werde uns rechtfertigen, indem ich den Tseu, den Räuber, entdecke.«
    »So mag es bei deiner hohen Bestimmung bleiben. Der Dieb erhält Hiebe, bis die Rotangs zerbrechen, und muß sodann den Phi-Phob auffressen, durch welchen er entdeckt wird.«
    »Du hast recht. Ich hab’s gesagt, und es bleibt dabei!«
    Es begann nun die sorgfältige Durchsuchung der Hütte. So ärmlich wie sie, war auch der Hausrat. Einige alte Thongefäße neben einem primitiven Feuerherde, auf welchem noch die Kohlen halbverbrannten Holzes glimmten, ein zerbrochenes Schilfkörbchen zum Aufbewahren der Siribissen, aufgeschnittene Früchte, umschwärmt von hunderten von Stechfliegen, das war alles, was der armselige Raum enthielt.
     

    »Die beiden Engländer und die Laos folgten langsamer und vorsichtiger, – –«
     
    An den Wänden lief ekelhaftes Gewürm herum. Der

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