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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in den Rücken zu kommen. Da vorn läuft schon der Fourier. Es soll während des Durchmarsches kurze Wasserrast gemacht werden, weil es so heiß ist und die Soldaten Durst haben. Kommt rasch! Wir müssen eher dort sein als er!«
    Wie im Sturme wird der Fourier überholt und es geht ins Dorf hinein. Dort hat die Boten-Ursel längst Lärm geschlagen, und die Bewohner stehen vor den Thüren oder sonst in Gruppen beisammen.
    »Die Deutschen siegen!« schreit Sepp, und die Buben alle stimmen ein. »Moltke kommt und macht Wasserrast. Schafft Wasser her, Wasser, Bier, Wein, Schokolade – – Schokolade!«
    Jeder der Jungens rennt heim, um Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Knecht und Magd anzutreiben. Der Fourier brauchte sich bei dem Ortsvorsteher und Bürgermeister kaum seines Auftrags zu entledigen, schon lassen sich die Folgen der jugendlichen Begeisterung wahrnehmen. Große Holzkübel werden auf die Straße gestellt und mit Wasser gefüllt. Man bringt Kessel, Eimer, Kannen, Töpfe, Gläser und alle möglichen Gefäße herbei. Die Boten-Ursel hat gerade ihren verspäteten Kaffee fertig gehabt; vor Freude darüber, daß es also doch keinen wirklichen Krieg gibt, beschließt sie, ihn auf dem Altare des Vaterlands zu opfern. Sie trägt eine Bank auf die Straße und stellt Kanne und Tassen darauf. Ihre Aelteste, die Leni, steht am Wasserfasse schon mit Schöpfeimer und Gießkanne bereit, und die kleinere, die Zenzi, ruft vom Giebelfenster herab, man solle doch Essig ins Wasser thun, weil das besser schmeckt und kühlt.
    Und da kommen sie auch schon, die Tapfern, mit dem Hauptmann zu Pferde an der Spitze. Die Ursel faltet in Staunen die Hände, und ihrem Eheherrn, welcher neben ihr steht, geht aus demselben Grunde die Pfeife aus. Als der Hauptmann die getroffenen und mehr als ausreichenden Vorbereitungen überblickt, sieht er von der Ausführung der neueren Vorschriften, welche sich auf das Wasserfassen im Weitermarsch beziehen, ab. Die Compagnie löst sich auf, und jeder Soldat greift da zu, wo er den erquickenden Trank am nächsten findet.
     

    Wasserrast
     
    Das gibt für die kurze Dauer von einigen Minuten eine belebte und allerseits heitere Scene. Dieser legt Gewehr und Pickelhaube ab und kniet am Kübel nieder, um sich die Feldflasche zu füllen; ein andrer sucht einem dritten, welcher seinen Eimer leer trinken zu wollen scheint, diesen zu entreißen, die Leni schiebt einem vierten in ihrem gutherzigen Eifer den Schlauch ihrer Blechkanne so tief in den Mund, daß er kaum schnell genug schlucken kann und ihm die Backen schwellen. Kurz, jeder erhält das, was ihm not thut, in reichlicher Menge. Und am Ende wird der Boten-Ursel gar die Ehre zu teil, daß der Herr Feldwebel mit einigen Unteroffizieren sich zur Kaffeevisite bei ihr einladet. Doch will die reiche Speckbäuerin, welche, ohne sich zu rühren, mit untergestemmten Armen vor dem Nachbarhause steht, bemerkt haben, daß der »Herr Waibel« beim Weggeben der geleerten Tasse ein Gesicht gemacht habe, welches auf allzuviel Cichorie zu deuten sei.
    Bald sind alle befriedigt; fröhliche Dankesworte hört man; warme Händedrücke werden ausgetauscht; dann sammelt sich die Compagnie und marschiert zum obern Ende des Dorfes hinaus. Die Gefäße verschwinden, und der Botenmann brennt sich die ausgegangene Pfeife wieder an. Aber als dann die Hausfrauen das Ingesinde zum Mittagsmahle rufen, stellt es sich heraus, daß sämtliche Dorfbuben verschwunden sind. Sie haben wissen wollen, ob der Sieg der Deutschen ein nachhaltiger sei, und sind hinter der Compagnie hergetrabt. Sie stellen sich erst später ein, freilich mit einem tüchtigen Hunger, aber auch mit der Nachricht, daß sich das Genie Moltkes auch dieses Mal bewährt habe, was auch gar nicht zu verwundern sei, da ihm der Ortsdiener-Sepp gehörig unter die Arme gegriffen habe. Dieser letztere aber sitzt in stillen Stunden hinter dem Hause, putzt sein Markstück immer und immer wieder mit Ziegelmehl blank und erklärt dabei:
    »Dieses Geldstück gebe ich niemals aus. Es kommt mal als Hängsel an meine silberne Uhrkette – wenn ich nämlich eine habe – zum Andenken, daß ich Moltke rettete!«

»Löffel begraben«
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    Der letzte Tag der Corpsmanöver! Je tiefer die Sonne dieses Tages sinkt, desto höher steigt die Freude im Herzen des Soldaten, besonders desjenigen, der seiner Dienstpflicht genügt hat und nun zur Reserve entlassen wird. Die Plackereien, Anstrengungen und Entbehrungen sind nun zu Ende, und die

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