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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwer verwundete.
    Da der Strick entzwei war, gelang es mehreren Amhara, sich loszumachen. Der Kämpfende sah das; er erkannte, daß er der Uebermacht erliegen müsse; darum ergriff er die Flucht und rief den Seinen zu:
    »Flieht, mir nach, und dann Rache!«
    Es war die höchste Zeit für ihn, denn schon hatte man ihm das Messer entnissen. Er rannte dem Eingange des Dorfes zu, und mehrere Genossen folgten ihm. Aber die dort stehenden Wächter hatten den Lärm gehört; sie waren auf ihrer Hut, und eben als er durch die Lücke des Dornzaunes sprang, stieß ihm einer derselben den Speer durch den Leib. Die andern Flüchtigen sahen das; sie verloren den Mut, getrauten sich nicht weiter und wurden nach kurzer Gegenwehr überwältigt.
    Wären die Schibril Abokr schon wieder abgezogen gewesen, so hätte das Ereignis für die Isa einen schlimmen Ausgang nehmen können, da dieselben nicht mehr als fünfzehn Krieger zählten. Sie beschlossen also, die Aufwiegler aufs strengste zu bestrafen. Man sonderte sie von den andern Sklaven, band ihnen die Füße und hielt dann Gericht über sie.
    Da sie verkauft werden sollten, wollte man ihr Leben schonen; nur der trotzigste von ihnen wurde zum Tode verurteilt, und zwar zu einem sehr grausamen. Man band ihn in eine alte Decke, so daß er sich nicht zu regen vermochte, und sprang dann so lange auf ihm herum, bis ihm alle Rippen und Gelenke zerbrochen waren. In diesem Zustande sollte er liegen bleiben.
    Die andern wurden einer nach dem andern an einen verdorrten Stamm gebunden und grausam durchgepeitscht, wobei ihnen die Weiber roten Pfeffer in das von den Ruten aufgerissene Fleisch streuten. Hierauf wurde der vorhin begonnene Schmaus fortgesetzt, als ob derselbe durch nichts unterbrochen worden sei. Er währte bis in die Nacht hinein.
    Am andern Tage brach man auf. Die Schibril Abokr wandten sich zurück, und die Isa nahmen die Richtung nach der Küste, nachdem sie ihren toten Anführer unter einem Steinhaufen begraben hatten. Die toten Amhara, Vater und Sohn, wurden den wilden Tieren überlassen. Der von den Füßen Zermalmte lebte noch; seine Genossen konnten im Weiterziehen noch lange sein Rufen und Wimmern hören.
    Die Karawane hatte die Hochebene des Landesinnern hinter sich und passierte nun die Hügelregion, in welcher man zahlreiche Torrents trifft, Flußbetten, die nur während der Regenzeit Wasser führen. Zu dieser Zeit ist es gefährlich, sich in so einem trockenen Bette aufzuhalten. Geht nämlich oben in den Bergen ein plötzlicher Regen nieder, welcher gewöhnlich einem Wolkenbruche gleicht, so stürzt das Wasser mit Macht vorwärts und reißt alles mit sich fort. Das Wasser kommt wie eine hohe Mauer herangebraust, und nach wenigen Minuten hat sich das vorher trockene, stille Thal in einen brüllenden, verderbenbringenden Strom verwandelt.
    Ein solcher trockener Torrent wurde gegen Abend erreicht. Da der letzte Regen hier einiges Wasser zurückgelassen hatte, dessen man zum Trinken bedurfte, so wurde in demselben für die Nacht Halt gemacht. Die Isa zählten, wie bereits gesagt, fünfzehn Krieger; dazu kamen mehrere Frauen, denen bei den Somal selbst während der Reise alle Arbeit obliegt, und der auch schon erwähnte Knabe. Die Sklaven waren wieder an den langen Strick gebunden und mußten auch an demselben schlafen, auch diejenigen, welche gepeitscht worden waren und ihre Schmerzen kaum zu unterdrücken vermochten. Nur der Amharaknabe konnte sich frei bewegen, da anzunehmen war, daß er nicht davonlaufen werde.
    Es war eine mondeshelle Nacht, deren Stille nur durch die Stimme des Schakals und den Ruf des Regenpfeifers unterbrochen wurde. Die Gefangenen lagen dicht zusammendrängt, um sich gegenseitig zu erwärmen, da die Nächte hier sehr kühl zu sein pflegen. Die Isa saßen und lagen an einem Feuer, die letzteren schliefen; die ersteren hatten die Sklaven zu bewachen. Es mochte nahe an Mitternacht sein, da erhob sich erst ein leiser Wind, welcher immer stärker wurde. Er war kalt und feucht und kam von den Bergen her. Sein Rauschen war hohl und unheimlich; die Schläfer erwachten davon. Da plötzlich mischte sich in dieses Rauschen ein eigenartiges Brausen, welches näher zu kommen schien; bald war es kein Brausen mehr sondern ein donnerndes Brüllen. Die Amhara kannten als Gebirgsbewohner diesen elementaren Ton. Sie sprangen erschrocken auf.
    »Um Gotteswillen, der Schellal kommt! Rettet euch!« rief einer von ihnen.
    Schellal heißt Katarakt, Flut, Wassermasse. Die

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