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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bärenfett‹ zu finden ist. Wir wollen nämlich in den nächsten Wochen nach Dresden und ich beabsichtige von dort aus einen Abstecher nach dem Lustschlosse des berühmten Westmanns zu machen.« – Wir haben bei Master Hobble angefragt und das folgende Sendschreiben erhalten: »Hiermit die gütige Beganntmachung, daß mich der Sultan von Zschanzibar durch eene extrasecundäre Gesandtschaft offgefordert hat, schleunigst nach Ostafrica zu kommen, um in den dortigen höheren Gesellschaftskreisen den ächten und unverfälschten hochdeutschen Dialect zu verbreiten. Ich verlasse also mit dem umgehenden Eilzug meine Villa Bärenfett und kehre erscht nachher retour, wenn ich Africa mit meinen Schprachkenntnissen vollschtändig und für immer erweitert habe. Da ich listigerweise die Klingel entfernt und ooch mein Firmenschild weggemacht habe, um es unterwegs haußen am Coupé und in Zschanzibar an mein Musenzelt offzuhängen, so ist es vorderhand allen etwaigen Besuchern unmöglich gemacht, meine verschlossene, intime Häuslichkeet zu trivialificitieren. Eventuelle Briefe können erscht nach meiner Rückkehr beantwortet werden. Sobald ich wieder
arrivé
bin, werde ich in bekannter Herablassung an dieser Schtelle die Meldung davon machen. Unterdessen grüße ich Dich un alle Gameraden sehr scheene. Wenn Freinde auseenander gehn, so sagen see uff Wiedersehn! Hobble Frank.«

Wasserrast auf dem Marsche
    Heute haben die Herbstferien begonnen, und der Herr Lehrer ist verreist. Nun stehen die unternehmungslustigen Knaben am Ausgange des Dorfes, um zu beraten, durch welche große Thaten der erste schulfreie Vormittag auszuzeichnen sei. Da ertönt hinter dem vorliegenden Berge erst das Geknatter einzelner Schüsse und dann das Krachen ganzer Schwarmsalven, und die alte Boten-Ursel, welche bereits aus der Stadt zurückkehrt, kommt trotz ihres schweren Tragkorbes im eiligsten Laufe herbeigerannt und schreit den Buben zu:
    »Reißt aus, Jungens! Dort hinten gibt’s Krieg, richtige und wirkliche Soldaten, die einander totschießen!«
    Sie eilt weiter. Die Knaben schauen einigermaßen erschrocken drein; dann aber meint der Ortsdiener-Sepp, dessen Vater Soldat gewesen ist:
    »Ach was, Krieg! Felddienstübung ist’s. Das müssen wir sehen! Nahe hinzu dürfen wir freilich nicht; aber droben vom Berge aus können wir die ganze Gegend überblicken. Angetreten also, ganzes Bataillon marsch, marsch!«
    Es fällt natürlich keinem ein, zu widerstreben; im Trabe geht’s zur Höhe, und dort lassen sich die jugendlichen »Schlachtenbummler« im Grase nieder, um Zeugen des hochinteressanten kriegerischen Schauspiels zu sein. Der Sepp hat oft den Erzählungen seines Vaters gelauscht; er hält sich also für einen Wissenden und setzt nun seinen Stolz darein, den andern die Absichten der deutschen und französischen Armee zu erklären. Denn es ist ja ganz selbstverständlich, daß man diese Unterscheidung hofort getroffen sat.
    Der kommandierende Offizier links da drüben am Buschrande ist Boulanger, und derjenige rechts, unten am Bache, kann natürlich kein andrer als Moltke sein. Wer wird siegen? Welche Frage! Moltke; wer das bezweifelte, würde kein deutscher Knabe sein! Aber der Kampf wogt lange hin und her. Freunde und Feinde wenden alle mögliche Tapferkeit und Umsicht an. Die Sonne steigt höher und höher; ihre Strahlen fallen ungewöhnlich heiß hernieder, und der Sieg will sich noch immer nicht entscheiden. Da sehen die Knaben von der Höhe aus, auf welcher sie sich befinden, daß Boulanger einen Zug abordert, welcher sich jedenfalls nach der Dorfstraße schleichen und diese gewinnen soll.
    »Das geben wir nicht zu; das sage ich Moltke!« ruft der Sepp, welcher von der Kampfesscene ganz begeistert ist.
    In demselben Augenblicke rennt er fort, den Berg hinab, über Stock und Stein, dann über die Wiese nach dem Bache hinüber. Die Knaben sehen, daß er Moltke erreicht und mit ihm spricht; dann schwenken zwei Lieutenants mit zwei Zügen ab, und Sepp muß sie führen. Im Laufschritt geht’s nach der Straße, welche sie noch vor den Franzosen erreichen. Als diese sich nähern, werden sie zurückgeworfen. Der Sepp erhält von dem einen Lieutenant ein Geschenk. Die Knaben sehen das und eilen zu ihm hinab.
    »Eine Mark!« ruft er ihnen triumphierend entgegen, indem er das Geldstück hoch emporhält. »Sieg, und auch noch eine ganze Mark dazu; hurra Moltke! hurra Deutschland! Jetzt soll eine Compagnie durch das Dorf und um den Berg, um Boulanger

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