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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche der Robbenschläger auch anerkennt; der Kürschner aber spricht nur von zwei Arten, nämlich vom gemeinen Seehunde, für dessen Fell er 2-12 Mark bezahlt, und vom Pelz-oder Biberseehund, dessen Fell er für 15-60 Mark kauft. Die Felle sind nach ihrer Güte sehr verschieden. In dieser Beziehung unterscheidet der Kürschner beim gemeinen Seehunde: Blaumänner, Whitecoats, Sattler, blausaitige, gesprenkelte und ordinäre. Die Pelzseehunde haben unter dem groben Oberhaare eine dichte, feine, seidenartige Grundwolle und geben nach Entfernung des ersteren ein sammetartiges Pelzwerk, welches besonders in Rußland, England und Frankreich sehr geschätzt wird. In Beziehung auf die Größe und Güte werden Wigs, Larges, Middlings, Smalls, Large Pups, Middling Pups und Small Pups unterschieden. Die Wigs aus Australien sind zu 60 Mark pro Stück die teuersten. Zur Vergleichung sei erwähnt, daß ein sibirischer Zobel bis 450 Mark, ein Schwarzfuchs bis 1000 Mark und ein Seeotter bis 1500 Mark kostet, während man für Bisam höchstens 3 Mark, für Skunk 7 Mark bezahlt. Ein gutes Löwenfell mit Kopf, Gebiß und Klauen kann 600 bis 700 Mark, dasjenige eines Königstigers 400 Mark, und eines Jaguars 150 Mark kosten.
    Das Fell des Seehundes wird nicht nur zu Pelzwerk verarbeitet, sondern es gibt ein sehr gutes Schuhleder und, mit dem Haar gegerbt und zum Teil gefärbt, den Ueberzug zu Koffern, Tornistern u. dgl. Der Thran ist dem Fischthran ähnlich und wird von den Eskimos gern getrunken. Auch das Fleisch ist eßbar, besonders aber die Leber und Zunge, doch würde ein deutscher Gymnasiast sich ganz gewiß, wie Hektor, »ewig von ihm wenden«.
    In unsern Küstengewässern wird der Seehund, da er den Fischen nachstellt, von den Fischern eifrig verfolgt, doch nährt er sich auch von Weich-und Krustentieren. Die armen arktischen Eingeborenen könnten ohne ihn gar nicht existieren, da er ihr wesentlichstes Nahrungsmittel bildet. Außerdem liefert er ihnen den Pelz zur Kleidung, das Fell zum Zelt oder Hüttendach, das Fett zu Feuer und Licht, die Sehnen zu Zwirn, die Därme zum Segel und Fenster, und die Knochen zu allerlei kleinen, nützlichen Werkzeugen.
    Deshalb werden jahraus jahrein unzählige Robben von ihnen getötet. Dazu kommt der Fang der Robbenschläger, welche im Jahre 1888 zwei Millionen Felle nur an die Kürschner lieferten, nicht zu gedenken der Häute, welche zu Leder verarbeitet worden sind. Da wäre es, besonders weil das Weibchen nur ein Junges wirft, gar kein Wunder, wenn der Seehund ausgerottet würde, zumal die Robbenschläger nur auf den augenblicklichen Gewinn sehen und keineswegs an die Zukunft denken.
    Sie suchen ihr Jagdgebiet gewöhnlich Ende März auf, also zu einer Zeit, in welcher die nurwenige Tage zählenden jungen Robben noch ihrer Mütter bedürfen, ohne welche sie verschmachten müssen. Die Mütter gehen des Morgens ins Wasser und kehren gewöhnlich erst gegen Abend zu ihren auf dem Eise zurückgebliebenen Jungen zurück, um dieselben während des Abends und der Nacht zu säugen. Solche mit Robben belebte Eisfelder werden »Seehundswiesen« genannt. Haben die Robbenschläger eine solche Wiese entdeckt, so legen sie bei derselben an, schlagen die Alten tot, nehmen ihnen die Felle und den Speck, um aus dem letzteren Thran zu sieden, und lassen die Jungen hilflos zurück, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen, daß dieselben nun elend umkommen müssen. Sehr häufig kommt es vor, daß man im Eifer der Jagd einen Seehund nur betäubt und ihm das Fell bei lebendigem Leibe abzieht. Landet man zu der Zeit, wo nur die Jungen da sind, auf einer Seehundswiese, so schlägt man diese mit Knüppeln tot und wartet dann auf die Weibchen, welche, ohne die Gefahr zu achten, von ihrer Mutterliebe auf das Eis getrieben werden. Dann beginnt das Gemetzel natürlich von neuem. Die toten Jungen läßt man gewöhnlich unangerührt, weil sie nur wenig Thran geben und ihr Fell einen geringen Wert besitzt.
     

    Eine Seehundsjagd. Das Wettrennen nach der Seehundswiese.
     
    Dies erfuhr ich von Harper, meinem Bootsführer, welcher seinem Herzen dabei durch allerhand kräftige Redensarten Luft machte, und es war mir dabei ganz so zu Mute, als ob ich später nicht im stande sein werde, auch nur einen einzigen Seehund zu erschlagen. Erschlagen, welch ein häßliches Wort! Mit der Büchse in der Hand einem Büffel entgegentreten oder mit dem Lasso in der Faust einem wilden Mustang nachjagen, daß ist eines Mannes würdig; aber

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