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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit Knüppeln über einen wehrlosen Seehund herfallen, das das – – – nun, ich habe es doch gethan; möge die Aufregung der Jagd mir zur Entschuldigung dienen!
    Der »Sealskin« war ein für den Robbenschlag ausschließlich eingerichteter Dampfer mit drei hohen Masten, um bei gutem Winde die Segel benutzen und das Heizmaterial sparen zu können. Er war wohl bemannt und trug sechs Boote in den Davits, welche bei einem guten Ausguck auf Seehunde schnell und leicht in die See geführt werden konnten. Alles, was zur Robbenjagd nötig war, gab es da mehr als zur Genüge, besonders Knüttel zum Zuschlagen, auch Flinten, welche aber mehr für die Jagd andrer, gefährlicherer Tiere bestimmt waren. Wir hatten einen Herd mit Kesseln, zum Kochen des Thranes, und Fässer zur Aufnahme desselben.
    Wir mußten zunächst den Hafen von Sitka auf der Insel Baranow aufsuchen. Als wir dort ankamen, lag da bereits eine ganze Flotte von Robbenschlägern vor Anker, welche hier ihre Ausrüstung vervollständigten oder etwaige Havarien ausbesserten. Es war Ende März, also die Zeit, in welcher die Schiffe ihre Jagdgründe aufsuchen. Der Oheim besaß in Sitka eine Kohlenniederlage, aus welcher wir das verbrauchte Feuermaterial ergänzten; dann ging es weiter dem Norden zu. Diejenigen von den andern Schiffen, welche Anker klar machen konnten, schlossen sich uns an, wohl meist aus Eifersucht, damit wir nicht eher als sie zum Fange kommen sollten.
    Die Flotte hatte immer guten, steten Wind, konnte sich also leicht zusammenhalten und gelangte von Silka aus nach fünf Tagen in die Nähe der lang gestreckten Eilandgruppen, welche der Halbinsel Alaschka vorgelagert sind, und äußerst erträgliche Jagdgründe bilden.
    Man darf ja nicht denken, daß die Wiesen aus zusammenhängenden Flächen bestehen. Die Eisberge und -felder werden nach und nach vom Lande abgedrängt, weiter und weiter in die See vorgeschoben und endlich durch Sturm und Wogengang auseinander gerissen, worauf sie der Richtung der jeweilig herrschenden Winde und Strömungen folgen. Solche treibende Eisfelder werden von den Seehunden aufgesucht; sie werfen da ihre Jungen, lassen sich mit denselben südwärts tragen und verlassen ihre krystallenen Flöße erst dann, wenn die Jungen stark genug sind, mit ihnen in die nordische Heimat zurückzuschwimmen. Wie bereits erwähnt, verlassen die Mütter des Morgens die Eisschollen, um erst gegen Abend zurückzukehren. Dabei ist der Instinkt, der sie beim Aufsuchen ihrer Jungen leitet, geradezu bewundernswert.
     

    Der Eskimo auf Robbenfang.
     
    Die vielen neben-und miteinander schwimmenden Eisblöcke mögen einander noch so ähnlich sein, sie mögen noch so sehr verschoben, noch so weit fortgetrieben worden sein, das alte Tier kommt dennoch zur richtigen Stelle und findet unter der Unmasse der gleichartigen, hilflosen Wesen sein eigenes Kind heraus.
    Solchen treibenden Eiswiesen begegneten wir von jetzt an; sie waren die ersten und darum noch nicht so gut besetzt, daß es sich verlohnt hätte, die Fahrt zu unterbrechen.
     

    An der Eisküste der Insel Unimak.
     
    Unsre Flotte bestand aus elf Schiffen, welche unter voller Leinwand fuhren. Mein »Sealskin« fuhr mit beschlagenem Fock-, Groß- und Besahasegel und hielt sich – ein so vortreffliches Schiff war er – dennoch als vorderstes in der Reihe, wie aus unserm ersten Bilde »Auf dem Wege nach den Jagdgründen« zu ersehen ist. Dasselbe gibt zugleich die eigenartige Färbung der Wogen und Wolken in sehr anschaulicher Weise wieder. Auf allen Decken, nur auf dem unsrigen nicht, war alles zu einer schnellen Landung klar gemacht. Als ich Harper nach dem Grunde dieses unsres Säumens fragte, antwortete er mir unter einem schlauen Lächeln:
    »Das ist keine Nachlässigkeit, sondern im Gegenteil ein ganz kluger Kniff von unserm Kapitän. Er will die Kerls, welche da hinter uns segeln, los sein und wird die Gelegenheit dazu bei der ersten guten Seehundswiese benutzen.
     

    Eine Seehundswiese.
     
    Und darauf werden wir gar nicht lange zu warten brauchen, denn horch!«
    »
Seals in sight!
« ertönte es in diesem Augenblicke vorn vom Ausgucke her. Dort stand vor einem gutbefestigten, scharfen Fernrohre ein stündlich abzulösender Matrose, welcher vor nahenden Eisschollen zu warnen und zugleich die ihm vor das Rohr kommenden Seehundswiesen zu melden hatte. Wer ein Rohr besaß, nahm es jetzt ans Auge, ich das meinige auch. Weit draußen, ganz am Horizonte, sah ich eine lange Eisfläche

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