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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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machten sich die Aerzte über ihn her, mit Schröpfköpfen, Senfteigen und spanischen Fliegen, die von der Insel Ischia zu schtammen scheinen. Der arme Teufel hat sogar Terpentilöl trinken müssen, was een vernünftiger Mensch selbst dann nicht thut, wenn er die Krankheit nich besitzt.«
    »Ist es besser geworden?« fragte Old Shatterhand.
    »So nach und nach. Als eene Woche vergangen war, hatten wir ihn so weit, daß an eenen langsamen Weiterritt zu denken war. Er hat es ausgehalten, bis hierher, fühlte aber, als wir hier ankamen, daß er sich wenige Tage Ruhe gönnen müsse.«
    »Wie lange seid ihr nun hier?«
    »Seit vorgestern. Morgen wollten wir wieder fort.«
    »Wohin?«
    »Nach Santa Fé hinauf.«
    »Das sagtest du schon; ich meine aber, wohin ihr zunächst von hier aus wolltet.«
    »Ueber den Alder-Spring nach der Roofside hinauf.«
    »Das wäre unter andern Umständen ganz gut, denn ich weiß, daß grad dieser Weg euch bekannt ist, weil ihr ihn früher mit mir geritten seid; diesmal aber hätte er euch leicht verderblich werden können, grad morgen verderblich im höchsten Grade.«
    »Warum?«
    »Weil der ›schwarze Mustang‹ mit einer bedeutenden Komantschenschar morgen dort sein wird. Ihr wäret ihm wahrscheinlich in die Hände geritten.«
    »Der ›schwarze Mustang‹, der ›Jägerschinder‹?« fragte der Engineer erschrocken. »Was hat er am Alder-Spring zu suchen, so nahe bei uns? Sollte das vielleicht uns hier gelten, Mister Shatterhand?«
    »Nein, nicht Euch, sondern mir und Winnetou.«
    »Wieso euch beiden?«
    »Er weiß, daß wir dorthin kommen wollen, und will uns abfassen.«
    »
All devils!
Welch ein Glück, daß Ihr das erfahren habt! Nun werdet Ihr Euch natürlich hüten, hinzureiten?«
    »Im Gegenteile: wir reiten nun grad erst recht hin.«
    »Seid Ihr bei Trost, Sir? Ihr rennt ja dem Bären geradezu in den Rachen!«
    »Er mag ihn aufsperren, wir lassen uns nicht beißen.«
    »Aber es ist das eine Verwegenheit, zu der Ihr nicht gezwungen seid!«
    »Wer sagt Euch das? Wir müssen hin, und es ist sehr leicht möglich, daß auch Ihr hinkommt.«
    »Ich? Na, wenn ich aufrichtig sein soll, so will ich Euch sagen, daß ich mich sehr darüber freuen würde, wenn ich Gelegenheit fände, diesen Halunken einige Pfund Pulver auf die roten Häute zu knallen, aber es an den Haaren herbeiziehen, das würde ich doch nicht.«
    »Ist auch gar nicht nötig, denn es kommt ganz von selbst. Es handelt sich nämlich um Euren Kollegen und seine Leute im Firwood-Camp.«
    »Um den? Wieso?«
    »Er soll von den Komantschen überfallen werden.«
    »Was? Ist das Euer Ernst?«
    »Gewiß. Das ist der Grund, weshalb wir per Extrazug zu Euch gekommen sind. Wir wollen uns Eure Hilfe erbitten.«
    »Die sollt Ihr haben, voll und gern. Darum also, darum! Ja, dieser gute Kollege ist zwar ein ganz tüchtiger Engineer, aber in Indianersachen weder erfahren noch ein Held. Er kann sich aber auf mich und meine Leute verlassen.«
    »Wieviel Arbeiter habt Ihr hier?«
    »Gegen neunzig, lauter Weiße, die gut dreinschlagen können und mit ihren Gewehren umzugehen verstehen. Aber wollt Ihr mir nicht sagen, wie die Sache gekommen ist und wie sie steht?«
    »Natürlich müßt Ihr das erfahren; hört also zu! Wenn Ihr dann noch bereit seid, Hilfe zu leisten, kann ich Euch sagen, daß wir wahrscheinlich ohne Blutvergießen, wenigstens unsrerseits, ans Ziel gelangen werden.«
    »Weiß es, weiß es, Sir! Habe oft davon gehört, daß Ihr mit List und heiler Haut Dinge fertig zu bringen versteht, die andre mit blutigen Opfern nicht erreichen würden. Bin neugierig, sehr neugierig, was Ihr erzählen werdet.«
    Der Engineer war thatkräftiger und mutiger als sein Kollege im Firwood-Camp, und Old Shatterhand hegte die Ueberzeugung, in ihm einen tüchtigen Helfer zu finden. Der letztere beschrieb die Ereignisse des vergangenen Abends, zog seine Schlüsse daraus und erklärte die Absichten, die er nun verfolgte. Als er geendet hatte, sprang der Engineer auf, streckte ihm die Hand entgegen und sagte:
    »
Topp,
Sir, schlagt ein! Ihr sollt mich und meine Leute haben, alle, alle, jetzt gleich oder später, ganz so, wie Ihr wollt.«
    Und der Hobble-Frank ließ sich in seiner deutschen Muttersprache also vernehmen:
    »Gott sei Dank, daß wir hier mit eenander zusammengetroffen sind, denn wenn es in eener späteren chronologischen Zeitperiode geschehen wäre, so hätte ich es versäumt, diesem dunkelschwarzen Mustang zu zeigen, daß der Herr Prairiejäger

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