Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe
nich ein?«
»
Well!
Sie haben recht, lieber Frank.«
»Das will ich meenen. Ich habe nämlich immer recht. In dieser Beziehung werden Sie mich bald durchschauen, während ich in jeder andern Beziehung merschtenteels undurchdringlich bin. Es is nämlich eene der größten Weisheiten unsres subkutanen Lebens, daß man seine Gaben nur für sich behält; da kann man nie verkannt und höchstens nur eemal für dumm gehalten werden. Darum halte ich meine Geistesblitze für gewöhnlich in ihrer Kapsel eingeschlossen, und nur Menschen, die ich sehr bevorzuge, können es erleben, daß ich ihnen das Chlornatrium erweise, sie in die Tiefen meines Verschtandes eindringen und die dortigen Schätze wie off den Fittichen eenes Paternosterwerkes herausholen zu lassen. So eene bevorzugte und weihevolle Schtunde is in diesem Oogenblick für euch gekommen. Ihr werdet nämlich gern wissen wollen, off welche Weise wir heut mit den Komantschen fertig zu werden gedenken. Ich bin gern bereit, euch die nötigen Offschlüsse angedeihen zu lassen und erteile euch die Erlaubnis, euch mit euren Fragen vertrauensvoll an mich zu wenden. Schprich du zuerscht, lieber Vetter Droll.«
Droll wollte nicht widersprechen, kannte aber auch den Wert der Aufschlüsse, welche zu erwarten waren, darum schüttelte er den Kopf und sagte:
»Warum denn ich zuerscht, lieber Frank? Ich kenne dich ja schon lange und bin gern bereit, den Vorrang diesen beeden andern zu überlassen. Der Mensch soll höflich sein.«
»Da haste recht! Ich habe eenen Professor der Zoologie gekannt, der sagte immer: ›Die Höflichkeit ist diejenigte Angewohnheit, die mer sich nich abgewöhnen soll.‹ Und was so een Fachmann sagt, das hat schtets guten Grund und Boden. Also mag nun Kas mal sagen, was er von mir wissen will.«
»Ich?« fragte der Genannte. »Was ich von Ihnen wissen will?«
»Ja doch, ja!«
»Nichts will ich wissen, gar nichts.«
»Was? Nischt, gar nischt? Is das möglich?« fragte Frank in höchster Verwunderung.
»Gar nichts,« nickte Kas.
»Und Sie, Has?«
»Auch nichts,« antwortete dieser.
»Ooch nischt? Schprechen Sie etwa im Ernste?«
»Im vollen Ernste.«
Da machte Frank zunächst ein Gesicht, als ob etwas ihm vollständig Unbegreifliches geschehen sei; dann nahmen seine Züge den Ausdruck des Bedenkens und hierauf des Zornes an und er rief erbost aus:
»Is so etwas die Möglichkeet? Hat jemals schon een Mensch so was erlebt? Nischt wollen sie von mir wissen, gar nischt! Das is doch unerhört! Kann es denn wirklich existierende Menschen geben, die der unbegreiflichen Ansicht sind, daß sie von dem Prairie-und Bärenjäger Heliogabalus Morpheus Edeward Franke nischt hören und nischt zu lernen brauchen? Da liegen wir im Hinterhalte, um die Indianer zu belauschen; wir haben die Absicht, sie zu überlisten und zu besiegen, diese Absicht kann nur durch die gegenwärtige Individualität meiner erfahrenen Persönlichkeit in die unschätzbarste Erfüllung gehen, und da leben menschliche Wesen off der Erde, die der Ansicht sind, daß sie nischt von mir zu hören brauchen! Das geht mir gegen allen Strich; das schtürzt meine ganze Nächstenliebe über den Haufen, da verhülle ich mein Haupt mit der römischen Sammetmantilla und laß Kaffee kochen, wer Kaffee kochen will. Aber wenn die Feinde kommen, die Komantschen, wenn es dann heeßt: ›
Hannibal ad Boardinghouses!
‹ wenn die Angst über sie kommt und die Not am höchsten geschtiegen is, nachher werden sie kommen und mich um Hilfe bitten; aber dann werde ich mich auch bedanken für die sauer gewordene Leberwurscht und vor ihrem Jammer meine Ohren verschließen, wie man die Hausthür verriegelt, wenn man abends zu Bette geht!«
Kas schüttelte staunend den Kopf und sagte:
»Was war das? Was sagten Sie: ›
Hannibal ad Boardinghouses‹?
«
»Ja, grad so und nich anders habe ich gesagt,« antwortete Frank mit den Augen und der Miene eines Panthers, der bereit ist, sich auf seine Beute zu stürzen.
»Das ist doch falsch,« sagte der lange Kas, »so grundfalsch, wie man sich etwas Falscheres gar nicht denken kann!«
Droll winkte ihm Schweigen zu, was aber leider nicht beachtet wurde, denn Kas kannte den Kleinen noch nicht genau. Dieser war schon vorher zornig gewesen; der jetzige Widerspruch reizte ihn noch mehr, und so fuhr er den Unvorsichtigen grimmig an:
»Was – wie? Grundfalsch? Sind Sie etwa nich recht bei Troste? Der weltberühmte Hobble-Frank soll etwas gesagt haben, was nich wahr is, was
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