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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu verantworten, und wenn du dies nicht höflich thust, so stehen uns genug Mittel zur Verfügung, dich höflich zu machen. Glaube nicht, uns betrügen zu können! Lügen haben keine Wirkung. Uebrigens, wenn du dich so stolz den obersten Häuptling der Naiini-Komantschen nennst, so denke ich, daß du auch viel zu stolz sein wirst, die Unwahrheit zu sagen. Ihr seid hierhergekommen, um das Camp zu überfallen?«
    »Nein!«
    »Du hattest Ik Senanda, deinen Enkel, hierhergeschickt, diesen Ueberfall vorzubereiten?«
    »Nein!«.
    »Du warst gestern abend hier und hast mit ihm gesprochen?«
    »Nein!«
    Dieses dreimal Nein hatte einen so bestimmten, abweisenden, stolzen Klang, daß der Engineer zornig ausrief:
    »Diese Unverschämtheit! Er muß uns doch geradezu für dumme Jungens halten! Ich habe große Lust, ihm seine alte Jacke ausziehen zu lassen, damit seine rote Haut Bekanntschaft mit einem guten Stocke machen kann!«
    Old Shatterhand fuhr, noch immer zu dem Häuptling gewendet, fort:
    »Ich gebe diesem weißen Gentleman sehr recht. Es ist eine Feigheit sondergleichen, in einer solchen Lage so bestimmt zu leugnen. Ich würde alles gestehen und dadurch selbst den Feind zwingen, mich zu achten.«
    »Was Tokvi-Kava nicht gethan hat, das kann er nicht gestehen,« antwortete der Komantsche.
    »So bist du also gestern abend wirklich nicht hier gewesen?«
    »Nein!«
    »Hast nicht mit zwei Chinesen gesprochen?«
    »Nein!«
    »Und ihnen unsre drei Gewehre abgenommen?«
    »Nein!«
    »Auch nicht mit unsern drei Pferden fortgeritten?«
    »Nein!«
    »Aber leugnen wirst du wohl nicht, deinen Enkel Ik Senanda zu kennen?«
    »Den kenne ich.«
    »Er hat sich hier Yato Inda genannt?«
    »Das ist ganz unmöglich, denn mein Enkel war noch niemals hier.«
    »Wo befindet er sich jetzt?«
    »Daheim, auf den Weideplätzen unsres Stammes.«
    »Du irrst. Du weißt nämlich gar nicht, an welchem Orte er jetzt steckt.«
    »Ich weiß es; er ist daheim.«
    »Nein. Du hast ihn heut am Vormittage ganz allein am Corner-top zurückgelassen.«
    Der Häuptling schloß für einen Augenblick die Augen, als müsse er einen plötzlichen Schreck verbergen; dann antwortete er höhnisch:
    »Old Shatterhand scheint träumen zu können, ohne daß er schläft!«
    »
Pshaw!
Du hast ihn dort gelassen, um unsre gestohlenen Gewehre zu bewachen.«
    »Uff, uff!« fuhr da der Komantsche trotz seiner Fesseln halb empor.
    »Gibst du das zu?«
    »Nein!«
    »Tokvi-Kava, ich verachte dich! Dieses Leugnen beweist uns, daß du keine Spur von Mut und Ehre mehr besitzest. Du bist feiger als ein junger Hund, der vor dem Schatten eines Vogels flieht. Hättest du nur so viel Hirn, wie durch das Zündloch einer Büchse geht, so müßtest du einsehen, daß alles verraten ist, daß wir alles wissen und daß du nur durch die Wahrheit die Spur von Ansehen retten konntest, welches du bei uns noch besaßest. Ich werde dir etwas zeigen, was dir sagen wird, daß euer Ritt nach dem Firwood-Camp nicht nur ein vergeblicher gewesen ist, sondern sogar ein für euch unglückliches Ende nehmen muß. Da schau her! Das hattest du wohl nicht erwartet?«
    Old Shatterhand hatte nämlich, ehe er sich vorhin sehen ließ, seine Gewehre hinter dem Gefangenen niedergelegt, und Winnetou war mit seiner Silberbüchse diesem Beispiele gefolgt, Jetzt holte der erstere diese Waffen von der Stelle, an welcher sie lagen, und zeigte sie dem Häuptling der Komantschen. Dieser vergaß vor Schreck, daß er gefesselt war; er stieß einen Schrei aus und wollte aufspringen.
    »
Well,
das scheint zu helfen!« lachte der Jäger.
    »Die – die – – die Zauberbüchse, – – der – der Bärentöter und – – die – – die Silberflinte!« stammelte Tokvi-Kava. »Wo – wo – wo ist Ik Senanda, der Sohn meiner Tochter?«
    »Er ist unser Gefangener.«
    »Ihr – – ihr – – habt ihn ergriffen?«
    »Ja.«
    »Am Corner-top?«
    »Ja.«
    »Wie – wie – habt ihr ihn dort gefunden? Wie – wie – seid ihr dorthin gekommen?«
    »O, wir waren schon dort, ehe er kam!«
    »Das – das – kann nicht sein! Ihr seid doch mit dem Wagen des Feuerrosses gefahren!«
    »Armer Teufel! Du hast wirklich, wirklich gar kein Hirn im Kopfe! Und so ein Mensch will mich und Winnetou fangen! Wir fanden gestern deine Spur und wußten natürlich sofort, woran wir waren. Du hattest unsre Pferde gestohlen und den Chinesen unsre Waffen abgenommen; die Pferde kamen wieder; unsre Gewehre mußten wir holen. Und grad das, was dich so verblüfft

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