Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe
macht, das thaten wir, um dich zu täuschen und um eher als du nach dem Alder-Spring zu kommen: Wir fuhren mit der Eisenbahn.«
»Uff – uff –!« entfuhr es dem Komantschen, dessen Augen vor Erstaunen weit offen standen. »Wer hat euch denn gesagt, daß ich nach dem Alder-Spring wollte?«
»Lächerliche Frage! Wir haben dich verführt, dorthin zu reiten.«
»Ver – führt? Durch – wen?«
»Durch deinen Enkel, den Verräter und Spion. Wir machten ihm weis, daß wir heut abend dort sein wollten, und es geschah ganz so, wie wir gedacht hatten: Er sagte es dir, und du führtest deine Krieger hin, um uns zu fangen. Wir waren aber schon eher dort als du. Wir sahen alles, was ihr thatet, und hörten alles, was gesprochen wurde, denn ich lag mit Winnetou nur vier Schritte weit von dem Baumstamme, an dem du dich ausgestreckt hattest, in dem Dickicht des Windbruches.«
»Uff, uff, uff!«
»Ja, uff, uff, uff! Du hast nicht einmal Selbstbeherrschung genug, dein Erstaunen und deinen Schreck zu verbergen! Als ihr dann fortgeritten waret, um wieder nach dem Firwood-Camp zurückzukehren, nahmen wir deinen Enkel gefangen. Er mußte uns natürlich unsre Gewehre wiedergeben und dann sofort mit uns reiten.«
»Wo befindet er sich jetzt?«
»An einem so hübschen Orte, daß ich es dir gönnen würde, auch dorthin geschafft zu werden.«
»Wo?«
»Das brauchst du jetzt noch nicht zu wissen. Willst du nun noch immer bei deinem unsinnigen Leugnen beharren?«
Der Komantsche blickte still und finster vor sich nieder, bis ihm der scheinbar rettende Gedanke an seine Leute kam. Da sagte er:
»Tokvi-Kava kennt keine Furcht; er hat nicht aus Angst geleugnet.«
»Du gibst also zu, uns bestohlen zu haben?«
»Ja.«
»Du gestehst, daß du Firwood-Camp überfallen wolltest?«
»Ja.«
»Was hättest du mit den Bewohnern dieses Ortes gemacht?«
»Wir hätten sie getötet und skalpiert.«
»Alle?«
»Alle!«
»
Zounds!
« rief da der Engineer aus. »Mich auch?«
Für den Komantschen war es jetzt ganz gleich, ob er einen mehr oder einen weniger hatte umbringen wollen; er antwortete in gleichgültig stolzem Tone:
»Ich habe dich noch nicht gesehen und weiß nicht, wer du bist, aber hätten wir dich mit ergriffen, so wärest du auch mit skalpiert worden.«
»Danke sehr, danke wirklich herzlich, mein lieber, roter Sir! Für dieses liebenswürdige Geständnis werde ich mich noch ganz besonders bei Euch bedanken. Sagt doch, Mr. Shatterhand, was wir jetzt mit diesem ehrenwerten Gentleman und seinen Leuten thun werden!«
»Wir werden ihm zunächst Gelegenheit geben, seine und die Lage seiner Leute kennen zu lernen,« antwortete der Gefragte.
»Auf welche Weise?«
»Wir führen ihn nach dem Rande der Schlucht hinauf, von wo aus er die Situation überblicken kann.«
»Und dann?«
»Dann wird er, wenn er nicht gradezu irrsinnig ist, seinen Leuten den Befehl erteilen, sich zu ergeben.«
»Hm! Wenn sie nun losbrechen, ehe er ihnen diese Weisung geben kann?«
»Ich werde dafür sorgen, daß sie das nicht thun.«
»In welcher Weise, Sir?«
»Das habe ich Euch bereits gesagt.«
Er wendete sich nach den beiden gefangenen Posten zur Seite und fragte:
»Ist euch die Sprache der Bleichgesichter bekannt?«
Er mußte diese Frage zweimal wiederholen, ehe einer von ihnen antwortete:
»Wir haben verstanden, was gesprochen worden ist.«
»
Well!
Ihr sollt jetzt in die Schlucht gehen, um den Kriegern der Komantschen zu sagen, daß wir ihren Häuptling ergriffen haben, und daß wir sie alle, wenn sie sich wehren, niederschießen werden. Ich führe den Häuptling auf die Höhe, damit er sich überzeugen kann, daß jeder Widerstand euer Verderben herbeiführen muß. Er mag dann entscheiden, was für ihn und euch das beste ist. Mag er sich ergeben wollen oder nicht, ich rate euch, nicht eher an einen etwaigen Widerstand zu denken, als bis ihr erfahren habt, was er thun will.«
»Von wem werden wir das erfahren? Wenn ein Bleichgesicht es uns sagt, werden wir es nicht glauben.«
»Ich werde ihm erlauben, es euch selbst zu sagen. Er mag von der Höhe herabsprechen, so daß alle seine Krieger es hören können. Seid ihr damit einverstanden?«
»Ja.«
»So werde ich euch jetzt eure Fesseln abnehmen lassen. Aber glaubt ja nicht, daß ihr diese Gelegenheit benutzen könnt, uns zu entspringen. Ich erlaube euch nur, die wenigen Schritte in die Schlucht hinein zu thun, und werde mein Zaubergewehr auf euch gerichtet halten. Wer nur einen einzigen
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