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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wird das gleiche trinken, wenn er sich uns anschließt. Ist Ihnen eigentlich klar, Tweed, daß wir kurz vor unserer Auslöschung stehen? Und mit wir meine ich ganz Westeuropa.«
    »Müssen Sie mir unbedingt diesen schönen Tag verderben?« versetzte Paula.
    »Es hat keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken.«
    »Sie verstehen es wieder mal bestens, einen aufzumuntern«, sagte Newman, der unbemerkt hinter ihnen aufgetaucht war. »Wie finden Sie die Aussicht?«
    »Welche Aussicht?«
    Paula merkte, daß Lodge das herrliche Panorama noch gar nicht wahrgenommen hatte. Außer Tweed hatte sie noch nie jemanden kennengelernt, der sich wie Arnos Lodge so total auf eine bestimmte Sache konzentrieren konnte. Vermutlich träumte er sogar von dem, was ihn gerade beschäftigte.
    »Können Sie denn nie abschalten und einfach nur einmal etwas genießen?« fragte sie.
    »Aber das tue ich doch ständig. Meine Arbeit macht mir ungeheuren Spaß. Und ob Sie es glauben oder nicht, es gibt auch andere Dinge, an denen ich meine Freude habe.« Er lächelte sie wieder an. »Vielleicht könnten wir ja mal zusammen zu Abend essen, wenn Sie etwas Zeit erübrigen können. Es sei denn, Tweed hat etwas dagegen.«
    »Tweed hat nichts dagegen«, sagte Tweed. »Warum sollte er?«
    »Sind Sie schon weitergekommen?« wandte sich Lodge darauf an ihn. »Ich meine, was diese Attentate angeht. Immerhin haben es diese Leute auch auf mich abgesehen.«
    »Dann halten Sie sich vorerst von allen auffallend attraktiven Frauen fern.«
    »Aber ich habe doch gerade eine zum Essen eingeladen.« »Dann haben Sie eben Pech gehabt.«
    »Arnos«, schaltete sich Newman in das Gespräch ein, »kommen Sie doch mal mit.«
    Lodge nahm sein Glas, entschuldigte sich bei Paula und ging mit Newman an den Rand der Terrasse, wo ihm dieser die näheren Einzelheiten des großartigen Panoramas erläuterte.
    »Erwähnen Sie Arnos gegenüber auf keinen Fall Tina Langley oder sonst etwas, was das Chateau d’Avignon angeht«, flüsterte Tweed Paula zu. »Das gilt auch für Willie, falls er hier auftauchen sollte.«
    »Glauben Sie, Willie könnte einfach so, aus heiterem Himmel, hier erscheinen? Er hat doch gesagt, er kann nicht kommen, weil er zu beschäftigt ist.«
    »Hat er gesagt.«
    »Weiß Loriot etwas von den seltsamen Vorgängen im Chateau d’Avignon?«
    »Nein. Ich will nicht, daß er die Organisation mit einer Großrazzia aufscheucht.
    Außerdem würde er Tina Langley festnehmen, falls sie noch dort ist. Ich möchte jedoch vorläufig noch nicht in den Lauf der Dinge eingreifen.«
    »Sie spielen mit dem Feuer.«
    »Laut Arnos Lodge spielen wir mit einem Inferno. Und ich zweifle im Grunde nicht an der Richtigkeit dieser Einschätzung.«
    Er verstummte, als Newman mit Lodge zurückkam. Lodge sprach rasch und machte auch keine Pause, als er seinen Platz am Tisch wieder einnahm.
    »Ich scheine die Mächtigen nicht überzeugen zu können, daß der Westen durch den unaufhaltsamen Niedergang der allgemeinen Moral – und zwar in beiderlei Sinne des Wortes – extrem anfällig für einen Angriff einer bestimmten nahöstlichen Macht wird.
    Ganz Europa wird im Chaos versinken. Wenn die Menschen etwas wollen, wollen sie es sofort. So etwas wie Verzicht kennen die meisten von uns nicht mehr. Dazu kommt, daß wir immer perverseren Vergnügungen nachhängen – genauso war es auch im alten Rom, bevor es von den Barbaren überrannt wurde, die ebenfalls aus dem Osten kamen. Überlebensfähig ist nur eine stabile, disziplinierte Gesellschaft. Heute geht es nur noch um die Rechte des einzelnen. Kaum mehr jemand spricht noch von Pflicht und Verantwortung, den wichtigsten Kennzeichen einer starken, überlebensfähigen Kultur.«
    Newman, der mit Blickrichtung zum Eingang saß, sah Simone Carnot auf der Treppe erscheinen. Sie trug ein hellgrünes Kleid, das über ihren Knien endete. Es hatte lange Ärmel und einen hochgeschlossenen Kragen. Die Farbe betonte das flammende Rot ihrer herrlichen Haare. Wie sie so dastand, die rechte Hand an die Hüfte gelegt, sah sie aus wie ein Traum.
    Sie ging langsam die Treppe hinunter und setzte sich an einen Tisch, der sehr weit von dem Tweeds entfernt war. Sie schlug die Beine übereinander und winkte Newman zu, er solle sich zu ihr setzen.
    »War um eigentlich nicht?« sagte er sich. »Mal sehen, was sie im Schilde führt.« Er war sich jedoch nicht sicher, ob das sein wahrer Beweggrund war. Sie sah ungeheuer anziehend aus, als sie die Hände im Schoß

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