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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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stand auf, schaltete den Fernseher an und fuhr lauter fort: »Das wird unsere Unterhaltung übertönen, falls Ihr Zimmer abgehört wird.«
    »Und warum sollte das Zimmer abgehört werden?« fragte Marler, der an der Wand lehnte und sich eine King-Size angesteckt hatte.
    Kuhlmann wandte sich zu dem schlanken Mann und sah ihn aufmerksam an. Marler war etwa eins siebzig groß, glatt rasiert, mit hellbraunem Haar und trug ein Leinenjackett mit passender Hose in einem hellen Beige. Er galt als einer der besten Schützen Europas, außerdem war er durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Kuhlmann schätzte, ja bewunderte ihn.
    »Weil Sie beide hier schon zwei Tage getrennte Zimmer haben. Genügend Zeit für die Gegenseite, sich Zutritt zu verschaffen, während Sie beide weg waren.«
    »Und wer, wenn ich fragen darf, ist die Gegenseite?«
    »Wenn ich das nur wüßte. Die Polizei tappt noch genauso im dunkeln wie die Dienste.
    Aber ich würde sagen, es handelt sich um eine größere Sache – acht Anschläge auf führende Köpfe, alle erfolgreich. Hier haben wir es mit den Vorbereitungen auf eine Katastrophe von historischen Dimensionen zu tun. Glaube ich zumindest. Kann sein, daß wir nicht mehr viel Zeit haben, um herauszubekommen, wer hinter dem Ganzen steckt.«
    »Genau das ist auch Tweeds Meinung«, sagte Paula ruhig.
    »Dann habe ich bestimmt recht.« Kuhlmann nahm die Fotos, die Paula ihm gereicht hatte und breitete sie auf dem Couchtisch aus. »Sie haben diese Aufnahmen nattürlich auch gesehen, oder?« fragte er Marler.
    »Ja.«
    »Dann sehen Sie sich mal diese Fotos hier an. Sie beide.«
    Er nahm einen Packen Fotos aus der Innentasche seines Sakkos und breitete sie neben Paulas aus. Sie beugte sich vor und sah sie stirnrunzelnd an, Marler spähte über ihre Schulter. Die Aufnahmen zeigten Engel, der auf seinen Schreibtisch niedergesunken war, doch sein rechter Arm hing an seiner Seite hinab, die Luger lag auf dem Boden.
    »Als ich in seiner Wohnung war, sah er aber anders aus«, bemerkte Paula. »Das ist auf meinen Fotos deutlich zu sehen. Wie ist das möglich?«
    »Ganz einfach«, sagte Kuhlmann finster. »Der Mörder hat Murks gemacht. Wenn sich Engel selbst in den Kopf geschossen hätte, wäre die Luger nicht auf dem Schreibtisch liegen geblieben. Die Hand, in der er die Waffe hielt, wäre nach unten gesackt, und er hätte die Waffe fallen gelassen. Deshalb glaube ich, der Mann, den Sie in das Haus in der Annagasse gehen sahen, nachdem Sie es bereits wieder verlassen hatten, hat dort nach dem rechten gesehen. Er bemerkte den Fehler, zog Engels rechten Arm vom Schreibtisch und legte die Luger auf den Boden. Paula, Sie waren doch gegen elf Uhr abends in der Wohnung, wie mir Tweed sagte.«
    »Richtig.«
    »Diese Aufnahmen hat ein Polizeifotograf gemacht, als die Kripo auf den Anruf eines Mannes hin, der sich als Engel ausgab, am Tatort eintraf. Das war gegen Mitternacht. Selbstmord? Völlig ausgeschlossen.«
    »Ich dachte von Anfang an, daß es Mord war«, sagte Paula mit derselben ruhigen Stimme.
    »Wie alle anderen sieben – bei denen es ebenfalls jedesmal wie Selbstmord aussehen sollte«, fuhr Kuhlmann finster fort. »Ich habe mir unsere Unterlagen angesehen. In den Selbstmordfällen, die wir dort dokumentiert haben, hat sich das Opfer den Lauf entweder in den Mund gesteckt oder seitlich an den Kopf gehalten. Aber ich bin auf keinen einzigen Fall gestoßen, in dem sich jemand in den Hinterkopf schoß. Ich habe es mit einer ungeladenen Luger selbst ausprobiert – es ist fast unmöglich. Kein Mensch käme auf die Idee, sich so zu erschießen. Dazu kommt noch, daß Sie die verschleierte Frau, die Engel höchstwahrscheinlich erschossen hat, wenig später in normaler Kleidung in der Kärntnerstraße gesehen haben. Ich werde einfach nicht schlau aus dem Ganzen. Wir brauchen unbedingt einen Anhaltspunkt – wenigstens einen Anhaltspunkt. Was machen Sie beide da?« fragte er plötzlich.
    »Tweed hat mir befohlen, aus Sicherheitsgründen immer in Marlers Nähe zu bleiben«, antwortete Paula.
    »Übrigens sind die Männer, die Sie entführen wollten, aus dem Gefängnis ausgebrochen. Das habe ich Ihnen noch gar nicht erzählt.«
    »Dann holen Sie es doch netterweise nach?« schlug Marler vor.
    »Gestern abend nahm die Polizei die drei Männer fest, die Paula zu entführen versuchten. Beim Verhör sagte keiner der drei ein Wort. Es konnte auch keiner von ihnen identifiziert werden. Sie wurden über Nacht eingesperrt. In drei

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