Der Schwarze Orden
Seite.«
»Versprochen.«
Nachdem Paula aufgelegt hatte, übernahm wieder Monica das Gespräch.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Ja. Rufen Sie Loriot an, dann Arthur Beck. Sagen Sie ihnen, was Sie gehört haben.
Ersuchen Sie sie bitte in meinem Namen ausdrücklichst, Verdächtige auf keinen Fall festzunehmen, sondern nur zu observieren. Das war’s…«
»Einen Augenblick noch, Tweed. Howard möchte kurz mit Bob Newman sprechen.«
»Bleiben Sie dran.«
Verwundert verließ Tweed das Zimmer, schloß die Tür ab und eilte die Treppe hinunter. Howard war der Direktor des SIS, sein aufgeblasener Chef, den er, wenn es irgendwie ging, nicht in jeden seiner Schritte einweihte. Aber wenn es wirklich brenzlig wurde, konnte man sich auf Howard durchaus verlassen.
Tweed betrat das kleine Büro neben der Rezeption, in dem Newman mit der Telefonistin plauderte.
»Bob, Howard ist am Telefon. Er möchte Sie sprechen. Hier haben Sie meinen Zimmerschlüssel.«
Als Newman ging, begann sich Tweed mit dem Mädchen zu unterhalten. Er fragte sie nach ihren Urlaubsplänen. Mittlerweile hatte Newman oben in Tweeds Zimmer abgenommen und seinen Namen genannt.
»Bob…« Howards vornehm-sonore Stimme hörte sich besorgt an. »Ich habe eine ganz dringende Bitte an Sie. Könnten Sie angesichts der jüngsten Ereignisse bitte zusehen, daß Sie Tweed keinen Moment aus den Augen lassen. Mein Gefühl sagt mir, daß sich sein Leben im Moment ernsthaft in Gefahr befindet. Seien Sie so gut, und tun Sie mir diesen Gefallen.«
»Tweed wird sicher nicht begeistert sein.«
»Ich weiß. Sagen Sie ihm am besten nichts. Lassen Sie sich, wenn nötig, etwas einfallen.
Ich kann mich doch auf Sie verlassen, oder?«
»Wie können Sie so etwas überhaupt fragen? Sie kennen mich doch. Jedenfalls danke für den Hinweis.«
»Dann kann ich jetzt wieder ruhiger schlafen. Wiederhören.«
Was geht hier bloß vor? fragte sich Newman, als er langsam nach unten zurückkehrte.
So besorgt hatte er Howard noch nie erlebt. Tweed unterhielt sich noch ein paar Minuten mit dem Mädchen, bevor er mit Newman nach draußen ging.
»Was halten Sie von einem Spaziergang im Park, Bob?« Als sie darauf ins Freie traten, stellte Tweed die Frage, von der Newman wußte, daß sie kommen mußte. »Was wollte Howard?«
»Ach, er hat mir nur eingeschärft, ich sollte auf keinen Fall wegen irgendeines Auftrags für den
Spiegel
plötzlich abreisen. Er meinte, die momentane Lage erfordere, daß mindestens zwei von uns hier unten die Stellung halten.«
»Verstehe«, sagte Tweed. »Dann sollte ich Ihnen jetzt viel eicht erst mal einiges erzählen…«
Daraufhin berichtete er Newman in allen Einzelheiten, was er im Zuge seiner Telefonate erfahren hatte. Newman hörte wortlos zu, wartete, bis Tweed fertig war. Sie spazierten durch den herrlichen, von einer Mauer eingefaßten Park des Summer Lodge, das im Stil eines kleinen Landguts angelegt war. Da niemand in der Nähe war, konnten sie sich ungestört unterhalten. Alles war perfekt.
»Warum haben Sie Arthur Beck von der Schweizer Bundespolizei sowie Kuhlmann und Loriot gebeten, eventuelle Verdächtige nicht zu verhaften, sondern nur zu observieren?«
»Weil ich das Gefühl habe, daß es ein unsichtbares Netz gibt, das sich immer enger um uns zusammenzieht – nehmen Sie zum Beispiel den Versuch, Paula zu kidnappen, die systematische Art, mit der sie in der Kärntnerstraße verfolgt wurde, oder den Kerl mit dem Handy, der offenkundig den für die Entführung benötigten Wagen gerufen hatte.
Genauso werfe ich nun mein eigenes Netz aus, um festzustellen, wer hinter diesen zwielichtigen Operationen steckt – einschließlich der acht Morde.«
»Was ist eigentliches dieses
Institut de la Defense?«
»Eine Art Club, dem die führenden Köpfe Europas angehören – Männer, die nicht nur wissen, daß dem Westen ernste Gefahr droht, sondern sich auch mit allem Nachdruck dafür einsetzen, daß in Europa wieder ein funktionstüchtiges Verteidigungssystem errichtet wird. Bevor es zu spät ist.«
»Wer ist der Feind?«
»Das wissen wir nicht. Jedenfalls nicht Rußland – soviel steht bereits fest.«
»Wir? Ich habe zwar schon von dieser Gruppe gehört, aber ich wußte nicht, daß Sie ihr angehören.«
»Wir versuchen, uns möglichst im Hintergrund zu halten. Vermutlich sind Sie – infolge Ihrer weitreichenden internationalen Kontakte – einer der wenigen Menschen, die überhaupt schon von uns gehört haben. Einmal
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