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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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mir. Gleich wache ich auf.
    Tatsächlich, er sah Sandro, erkannte seinen Körper. Aber auf diesem Körper steckte der Kopf einer Krähe.
    Sie trug eine Tiara.

Nachwort
    In fast allen meinen Romanen gebe ich den Leserinnen und Lesern Erläuterungen, inwieweit ich historische Fakten verwertet habe und wo meine dichterische Freiheit einsetzte. Ich gebe es zu: Ich bin ein großer Anhänger der Fiktion, des Erfundenen, des Freien, und zwar auch und gerade im historischen Roman. Allerdings stelle ich dabei an mich zwei Bedingungen.
    Erstens: Das Historische darf nicht entwertet werden, das heißt, dass die Rahmendaten stimmen und die Zeitumstände berücksichtigt werden müssen. Das ist bei »Der schwarze Papst« wie auch bei den Vorgängerromanen mit Sandro und Antonia, »Die Glasmalerin« und »Die Hure von Rom«, der Fall. So wurde das Collegium Germanicum tatsächlich im Jahr 1552 eröffnet, wenn auch erst im Herbst (im Roman spreche ich gegen Ende von einem »Neubeginn« des Collegiums im Herbst); der General der Jesuiten wurde damals und wird bis heute unter der Hand der »schwarze Papst« genannt; das Rom der Renaissance war tatsächlich ein großer Sündenpfuhl, wo Morde an der Tagesordnung waren. Das sind nur drei Beispiele für die Einbeziehung historischer Fakten.
    Zweitens: Historische Figuren müssen dem Tenor der Überlieferungen nach agieren, und falls man Abweichungen zulässt, beispielsweise von Historikern eher ungünstig beurteilte Personen positiv darstellt, müssen diese Abweichungen im Nachwort klar benannt und begründet werden.
    Der vorliegende Roman hat zwei historische Figuren: Papst Julius III. (1550-1555) sowie Ignatius von Loyola. Zu Julius III.
habe ich schon in der »Glasmalerin« einiges geschrieben, hier noch einige Ergänzungen. Wie die meisten Renaissance-Päpste war auch er ein schlechter Papst. Er gab das Kirchenvermögen mit vollen Händen für seine Vergnügungen aus (die Prunkbarke habe ich übrigens nicht erfunden). In den letzten zwei Jahren seines Pontifikats mäßigte er sich ein wenig, unter anderem gab er seine Zustimmung zur Ausarbeitung von Kirchenreformen. Ob er Morde in Auftrag gegeben hat, ist ungewiss, aber zahlreiche Päpste seiner Epoche schreckten davor nicht zurück (Alexander VI., Sixtus IV. …), und Julius’ ausschweifende, unfromme Lebensweise lässt den berechtigten Schluss zu, dass auch er Verbrechen beging, wenn sie ihm nützlich erschienen.
    Ignatius von Loyola wurde 1622 heiliggesprochen. Die Gründung eines Ordens, der sich der Wehrlosen annimmt, ist zweifellos sein großes Verdienst. Die Jesuiten machten sich hauptsächlich bei den Herrschenden dieser Welt unbeliebt, was immer ein gutes Zeichen ist. In Südamerika gründeten sie den »Jesuitenstaat« (er umfasste ungefähr die Fläche des heutigen Paraguay), in dem es keine oder wenig wirtschaftliche Ausbeutung gab und die Ureinwohner vor den Sklavenjägern geschützt waren, was zu heftigen Protesten Spaniens und Portugals führte. Der verschwenderische, absolutistische Franzosenkönig Louis XIV., der sich einen Dreck um seine Untertanen scherte, verabscheute die Societas Jesu, und sein Nachfolger erreichte deren Verbot (nach rund vierzig Jahren wurde sie wieder zugelassen). Die Jesuiten zogen sich auch weiterhin den Zorn der Mächtigen zu und blieben dennoch standhaft; ihr Eintreten für die Menschenrechte wirkte auf so manchen Frühkapitalisten geradezu sozialistisch.
    Zugleich war Ignatius von Loyola aber leider auch ein Befürworter der Inquisition, und die Mittel, die der Orden bei der Missionierung von Nichtchristen anwandte, sind sehr umstritten. Umfangreiche Kirchenreformen lehnte der Orden ab, und
die Bedeutung, die der Gehorsam in der Ordenshierarchie einnimmt, wird oft kritisiert. Entsprechend zwiespältig fällt meine Darstellung des Ignatius aus.
    Die Rodrigues-Verschwörung hat es tatsächlich gegeben, auch wenn das Wort »Verschwörung« vielleicht ein bisschen dramatisiert. Tatsache ist, dass Simon Rodrigues, der Provinzial von Coimbra und Freund Loyolas, in Portugal einen Sonderweg ging und sich mit seinen dortigen Jesuiten immer weiter von dem übrigen Orden entfernte. Alle Ermahnungen brachten nichts. Da ihm die überseeischen Provinzen unterstanden und seine Anhänger ihn blind verehrten, wurde die Lage gefährlich. Wie nahe sich der Orden an einer Spaltung befand, wird man nie erfahren, ebenso wenig, inwieweit Ignatius von Loyola die Vorgänge durchschaute. Hier setzt bei mir die

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