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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ganz genau. Seit Wochen ist Euer Gewissen damit belastet, trotzdem hattet Ihr Euch dafür entschieden, eher Luis als dem Orden treu zu sein. Das allein mache ich Euch nicht zum Vorwurf, denn wir alle verfügen über mehr als nur eine Loyalität. Aber Ihr habt bei dem Versuch mitgewirkt, den Orden zu zerschlagen, und das geht entschieden zu weit: Außerdem werdet Ihr Eurem Onkel mitteilen, dass er von seinem Amt als Provinzial von Coimbra zurücktritt und sich in die Altersruhe in ein Kloster zurückzieht. In einem Brief an Loyola wird er einräumen, bei der Führung der Provinz versagt zu haben.« Erneut versuchte Rodrigues, zu widersprechen, aber Sandro wandte alle Kraft auf, damit er schwieg. »Solltet Ihr oder Euer Onkel meiner Aufforderung nicht nachkommen, bleibt mir nichts anderes übrig, als dem Ehrwürdigen in aller Ausführlichkeit Bericht zu erstatten, und dann kommt die ganze Schande zutage. Für Euch und Euren Onkel wäre das Ergebnis dasselbe: Ausschluss aus dem Orden. Ihr habt die Wahl, ob Ihr vor den Augen der Welt als Verschwörer dastehen wollt oder einen ehrbaren Rückzug antretet. Denkt aber nicht nur an Euch, denkt auch an den Ehrwürdigen, der es nicht verdient, dass man alles, woran er glaubt, in Stücke schlägt.« Sandro nahm die Hand von Rodrigues’ Mund. »Adios, Señor Rodrigues. Lebt wohl. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen.«
    Sandro ließ den jungen Mann stehen und setzte sich neben Loyola, der die Augen geschlossen hielt, so leise wie möglich auf die Bank. Er schwieg. Gelegentlich warf er dem Pater General
einen Blick zu, musterte das aschfahle Gesicht des Greises, die ausgedörrten Hände …
    Irgendwann öffnete Loyola die Augen und sah ihn an. »Du sagst ja gar nichts.«
    »Ich wollte Euer Gebet nicht unterbrechen, ehrwürdiger Pater General.«
    »Ich habe nicht gebetet, sondern nachgedacht. Es gibt sehr viel, worüber sich nachzudenken lohnt, und ich glaube, ein paar Dinge nun klarer zu sehen. Ich habe mich in dir getäuscht, Bruder Carissimi.«
    Sandro fiel ein Stein vom Herzen. »Ehrwürdiger Pater General, ich bin sehr froh, dass Ihr das sagt, weil ich …«
    »Nein, warte, lass mich ausreden. Ich dachte, du wärst ein wenig verblendet von der Nähe des Papstes, und ich dachte, du würdest aus reinem Übereifer handeln. Das war ein gro ßer Irrtum. Deinem Tun wohnte nicht Übereifer inne, nein, es war ehrgeiziges Streben, Hunger nach Erfolg, Buhlen um billige Anerkennung. Luis de Soto hat schlimme Verbrechen begangen, und du hast ihn gejagt, wogegen ich nichts einzuwenden habe. Doch deine Motive sind nicht edel gewesen. Nicht die Wahrheit liegt dir am Herzen, sondern die Jagd und die Macht, die mit der Jagd verbunden ist. Dein Tun kennt keine Rücksichten. Der tragische Tod des Magisters, der tagelang unter deinen Verhören, Durchsuchungen und Beschuldigungen zu leiden hatte, ist der jüngste Beweis, wie wenig dir an den Folgen deines Handelns liegt. Du hoffst auf Verbrechen, damit du sie aufklären kannst, und wenn du sie aufgeklärt hast, genießt du den Ruhm und die Ehre. Der große de Soto ist zur Strecke gebracht, heißt es nun von allen Seiten, und die Leute bewundern dich für deine Schläue. Ein paar Wochen lang wird dich das befriedigen, und dann hoffst du auf das nächste Verbrechen. Hat die Nähe zur Macht des Vatikans dich so gemacht? Oder steckt dieser Samen schon immer in dir, und ist das, was
nun zutage tritt, seit Jahren unter der Oberfläche herangereift? Wer vermag das zu sagen? Der Papst hat mir zu verstehen gegeben, dass er dich zu seinem Kammerherrn machen möchte, und ferner, dass er mir jegliche Maßnahme gegen dich verbietet. Ich nehme das zur Kenntnis, und ich gehorche. Ich bin nicht dein Richter, wohl aber ein Zuschauer, und als solcher darf ich mich abwenden. Ich möchte dich nicht wiedersehen, Bruder Carissimi. Gott sei mit dir.«
    Loyola erhob sich und verließ die Kapelle.
    Und Sandro … Zuerst war er wie vor den Kopf gestoßen und betroffen von der Schmähung, aber dann horchte er in sich hinein und stellte fest, dass es ihm egal war, was Loyola von ihm hielt.
     
    Antonia wusste nicht, wie sie sich fühlte. Forli hatte ihr vorhin von Milos Tod berichtet. Ihre Empfindungen waren so bizarr und in so viele Splitter geteilt wie die Fenster, die sie Tag für Tag fertigte.
    Sie würde Milo nie vergessen. Ob sie ihm je vergeben konnte, ob sie je einen Grund finden würde, ihm zu vergeben, war ungewiss. Vermissen würde sie ihn nicht.
    Sandro saß in

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