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Der schwarze Schattenjaeger

Der schwarze Schattenjaeger

Titel: Der schwarze Schattenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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Hand auf die meiner Mom. Ich erkenne mich sofort in dem Handeln wieder, denn so reagiere ich auch, wenn meine Mom es nicht schafft, ihre Hand zu heben oder nach etwas zu greifen. Irgendwie macht Ellen das sogar etwas sympathisch, dennoch beobachte ich die Situation mit kritischem Blick weiter.
„Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Ich heiße Ellen Degers, mein Mann stammt aus Österreich und ich habe damals seinen Namen angenommen, falls Sie sich wundern. Wir wohnten bis vor wenigen Wochen noch in Pasadena, Kalifornien. Er arbeitet jetzt am Flughafen“, erzählt Ellen, während ich sie bei jeder Regung genauestens beobachte. Ihr Mann kommt also aus Österreich und sie zogen aus dem sonnigen Kalifornien direkt in diese Einöde? Mit der Natur hier in Pemberton konnte ich mich noch nie wirklich anfreunden. Diese Stadt war schon in Ordnung, aber Kalifornien? Das wäre mein Traum. Sonne, Strand und Meer. Nicht so wie hier. Kalt, langweilig und so was von unglaublich viel Schnee. Wären wir doch bloß in Vancouver geblieben. Leider kann ich mich nicht mehr an viel von damals erinnern. Ich war sechs Jahre alt, als wir umzogen. Einen Kindergarten habe ich nie besucht, das hätte mir sicherlich vieles einfacher gemacht. Hier in Pemberton kam ich gleich in die Schule und kannte noch niemanden. Es war wirklich nicht einfach. In Vancouver wäre es sicherlich besser für mich gewesen.
Ich reibe mir meine Schläfen und betrachte meine Mom, Ellen und Sophie weiter wie ein stummer Zuschauer, als wäre ich ein Geist und würde das Leben betrachten, das unbeachtet dessen, was ich tue, weitergeht.
Dass Ellen überhaupt hier im Haus ist und meiner Mutter so nahe kommt, gefällt mir einfach nicht, auch wenn sie mir noch immer recht sympathisch erscheint.
„Es freut mich, Ellen. Nenn mich doch bitte Addison, Mrs. Kingsley klingt so förmlich.“
Meine Mutter sieht das anscheinend vollkommen anders. Sie ist einfach viel zu gutmütig. Mein Kiefer schmerzt bereits, so fest presse ich meine Zähne aufeinander. Ich beginne zu zittern und atme scharf ein.
„Thalis? Du musst los … Es ist bereits kurz vor sieben Uhr“, ermahnt mich meine Mutter. Sofort wandert mein Blick zur großen Standuhr. Tatsächlich, es ist 6.52 Uhr.
„Ach, Tante Abby ist sicher nicht böse, wenn ich mal etwas später komme.“ Das hätte meine Mutter wohl gerne! Mich aus dem Haus bekommen, wenn eine Fremde hier ist? Auf gar keinen Fall! Ich verschränke meine Arme und lehne mich gegen ein Sideboard.
„Jetzt lauf schon los …“, flüstert Mom kraftlos und schließt ihre Augen dabei. Erneut setzt mein Herz einen Schlag aus, als sie so erschöpft und in sich zusammengesunken in ihrem Bett liegt.
„Ist ja gut!“, antworte ich ihr gespielt beleidigt und laufe dabei einfach aus dem Zimmer heraus, da mir bereits die Tränen kommen. Dabei wollte ich doch nicht losheulen, verdammt! Hastig schlüpfe ich in meine Fellstiefel, die natürlich nicht aus echtem Tierhaar bestehen, ziehe mir meinen weißen Mantel über sowie eine gestrickte weiße Mütze, nehme Sophies mitgebrachten Keksbeutel an mich und laufe los. Die Handschuhe stecken noch immer in meinen Manteltaschen, da ich sie erst anziehen will, wenn ich mir meine Tränen weggewischt habe.
„So ein Mist …“ Jetzt weine ich schon wieder, obwohl ich das nicht wollte.
Unser Haus steht direkt am Waldrand und ein kleiner Weg führt nach Pemberton. Es sind etwa zwei Kilometer, in denen nichts als Schnee zu sehen ist, der die darunterliegende Wiese überdeckt. Nur im Sommer kann man über das saftige Grün laufen. Im Frühling und Herbst ist es dafür oft zu kalt. Die Berge rund um Pemberton verhindern dies leider oft. Mehr als 30° gibt es hier selten. In Kalifornien war das anders. Was würde ich darum geben, wenn es hier auch so schön warm wäre wie dort. Aber nein, hier in Pemberton ist es wie am Nordpol, zumindest im Winter. Dass ich mich so über das Wetter hier aufrege, verdrängt meine Gedanken an Mom ein wenig und ich höre endlich auf zu weinen. Hastig streife ich mir meine Handschuhe über und schlurfe durch den Schnee. Heute fehlt mir jede Lust zum Arbeiten. Es ist doch sowieso jeden Tag das Gleiche. Tante Abby würde fröhlich durch das Buchcafé tanzen, Kimmy würde uns alle nach dem Kindergarten auf Trab halten, Onkel Roger würde mehrmals täglich vorbeikommen und Süßholz raspeln und dieser dämliche Logan … Ja, der würde mir sicher wieder auf die Nerven gehen.
Die Fußspuren von

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