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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht so bald vergessen, und ein Ende der Belastung war noch nicht abzusehen. Nach einer Nacht voll quälender Gedanken, ob sein Verhalten als Schreckensteiner richtig gewesen sei, hatte er sich nach dem Frühstück davongestohlen und noch einmal auf Rosenfels angerufen – mit dem gleichen Ergebnis. Beatrix kam nicht an den Apparat. Dafür kam die Polizei.
    Schon während der ersten Unterrichtsstunde holten Beamte ihn aus der Klasse. Freundlich baten sie ihn zu erzählen, hübsch der Reihe nach.
    Stephan fing ganz vorne an, bei dem Duftangriff, der die Wachen nötig gemacht habe, und berichtete dann, was er bereits in der Schulversammlung gesagt hatte. Stumm, dabei gelegentlich schmunzelnd, hörten ihm die Beamten zu, und es sah ganz so aus, als würden sie ihn gleich entlassen. Doch plötzlich fingen sie an zu fragen: Was für ein Wagen das gewesen sei? Ob er die Marke benennen könne?
    Stephan wählte die leichtere Wahrheit: Es sei sehr dunkel gewesen – und malte sich die Folgen aus, wenn er gestehen würde, nicht allein gewesen zu sein.
    Weit kam er nicht. Die Beamten versuchten den Wagentyp einzukreisen, indem sie ihn fragten, wo das Nummernschild befestigt gewesen sei: auf der Heckwand oder darunter, links, rechts oder in der Mitte.
    Es half Stephan nichts, nachdenklich zu schweigen. Daß es sich um ein Neustädter Kennzeichen handle, hatte er bereits gesagt. Doch das war den Beamten zu wenig, zu ungenau. Sie wollten wissen, ob er sich nicht doch an einen Buchstaben hinter dem Stempel erinnere oder an eine Ziffer. Eine wenigstens.
    Mußte Stephan jetzt Beatrix preisgeben? Durfte er das? Mußte er sie nicht vorher fragen? Aber wie, da sie für ihn nicht zu sprechen war? Und ohne ihn? Würde sie nicht alles abstreiten oder die Aussage verweigern? Durfte sie das?
    Sein Schweigen hatte schon zu lange gedauert. Die Beamten wechselten Blicke und bohrten an anderer Stelle weiter: Er sei durchnäßt gewesen, habe sein Kamerad ausgesagt. Wieso das? Sei er vielleicht ausgerutscht und in den See gefallen oder hineingegangen, um festzustellen, was die Männer da machten? Und wo, an welcher Stelle?
    Mit der Dunkelheit konnte er ihnen nicht noch einmal kommen, und kein Mücke war da, um für ihn zu antworten.
    Wenn Beatrix aussagen muß, überlegte er, und das muß sie wohl, dann erfährt’s die Horn und wird sich, wie üblich, beim Rex beschweren, und der wird mich zusammenstauchen. Wie ich dazu komme, bei einem Umweltskandal nicht die volle Wahrheit zu sagen… Und das wegen eines Mädchens! Dann bin ich auf der Burg unten durch und kann meine Koffer packen.
    Sein erneutes ausdauerndes Schweigen machte die Beamten hellhörig. Scheinbar ganz nebenbei fragte der eine, ob er eigentlich allein gewesen sei auf seiner Wache.
    In Stephan tat es einen Ruck, als habe er eine Stromleitung berührt. Doch es war keine Elektrizität, vielmehr eine Idee, die da in ihn hineinschoß : Jetzt sagst du’s! Ohne Rücksicht auf Folgen. Wie ein Ritter!
    Das Polizeifahrzeug mit der langen Antenne fuhr durch Wampoldsreute , vorbei am Geschäft von Friseurmeister Bächle, dem ahnungslosen Verursacher dieser nicht abreißenden Kette von Notlagen. Zügig ging’s die Schlängelstraße durch den Wald bergauf. Vor der ersten Abzweigung nach Rosenfels ließ Stephan den Fahrer neben der Straße zwischen den Bäumen anhalten. Es könne eine gute Viertelstunde dauern, sagte er. Zu Fuß ging er den Weg entlang. Rechts lag das ehemalige Wirtschaftsgebäude, wo Beatrix mit ihm hatte Bouillon trinken wollen. Aus den Schulräumen zur Linken hörte er eine Lehrerstimme und öffnete die schwere Schloßtür . Stephan kannte sich aus. Er nahm die knarzende Treppe im Eilschritt, öffnete den Glasverschluß , bog in den linken Korridor ab und lief, bis er vor dem richtigen Klassenzimmer stand.
    Wenn ich Pech hab, ist die Horn drin! dachte er und lauschte. Nichts war zu hören. Vielleicht schrieben sie gerade eine Arbeit? Ein kurzes Klopfen, er drückte die Klinke und trat ein.
    „Stephan!“ Das dicke Fräulein Böcklmeier stand vor der Klasse und war platt. „Was…was machst du denn hier? Um diese Zeit.“
    „Ich muß Beatrix sprechen“, sagte er fest. „Sofort. Es ist dringend!“ Er schaute in die Klasse, die Mädchen starrten ihn an. Da saß sie, sichtlich erschrocken.
    „Komm!“ forderte er sie auf.
    „Ich denke nicht dran!“ Sie schüttelte ihren Wuschelkopf.
    Da wurde er ungemütlich. „Mach keine Zicken! Ich bin nicht zum Vergnügen hier. Es

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