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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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konnten die andern leicht entwischen. Brachte er Beatrix in die Folterkammer, traf er vermutlich auf Mücke, und der konnte die Suche nach den andern veranlassen. Hauptsache, Beatrix kam so schnell wie möglich in die Wärme.
    Stephan fühlte sich verantwortlich, nicht nur, weil sie ihn darum gebeten hatte. Sie war total durchnäßt . In diesem Zustand wollte er sie nicht als Gefangene behandelt sehen, die verhört wird, womöglich allem, weil die andern längst verduftet waren. Er steckte in einer Notlage.
    „Wo sind denn die andern?“ fragte er endlich.
    „Da werdet ihr Pech haben“, wich sie aus. „Ich war die letzte.“
    „Du brauchst sofort trockene Sachen!“ entschied er. „Und was Heißes in den Magen.“
    „Soll das eine Einladung sein?“ Beatrix kicherte erneut. Oder waren es ihre Zähne, die klapperten?
    „ Nenn’s , wie du willst!“ flüsterte er. „Jedenfalls laß ich dich so nicht gehen.“
    Diesmal kicherte sie eindeutig. „Ist ja klassisch! Mitten im Streich gegeneinander machen wir einen miteinander.“
    „Das ist kein Streich, das ist eine Notlage!“ zischte er und schob sie vorwärts, hinaus in den Regen, um die Ecke der Tordurchfahrt herum, unter das Kreuzgewölbe und dort in den hintersten Winkel, der von der Treppe zur Folterkammer am weitesten entfernt war.
    Trotz der Dunkelheit wußte Beatrix genau, wo sie sich befand. „Warum gehen wir nicht runter in die Folterkammer?“ wollte sie wissen.
    „Zu unsicher“, murmelte Stephan. „Da sind andere…“
    „Was hast du vor?“
    An den Schultern drückte er sie in die Ecke. „Warte auf mich. Ich muß erst mal das Gelände sondieren. Hier! Nimm meine Taschenlampe. Für alle Fälle…“

    Mit großen Schritten eilte er hinaus in den Regen und stieß am Fuß der Freitreppe auf Ottokar, Dampfwalze, Mücke und Beni, die sich im Flüsterton bemerkbar machten.
    „Grad wollten wir nach dir suchen gehen!“ brummte der Muskelprotz. „Wir dachten schon, sie haben dich. Wo hast du denn so lang gesteckt?“
    „Dreimal darfst du raten!“ brauste Stephan auf. „In Wampoldsreute war ich. In der Wirtschaft…“
    „Witzbold!“ sagte Witzbold Klaus, der plötzlich dabeistand.
    Irgend etwas quakte in der Nähe. Alle lauschten angestrengt.
    Pummel war’s, wie sich herausstellte, der mit Wasser in den Schuhen vom Steg zurückkam. „Fehlanzeige!“ flüsterte er. „Übern See sind sie nicht gekommen.“
    „Oder schon wieder weg“, bemerkte Stephan und kam sich gemein vor, weil er nicht mehr verriet. Was hätte es gebracht? Ein paar völlig überflüssige, dumme Bemerkungen. Schließlich war es eine Notlage.
    „Dann laßt uns nicht länger im Regen stehen“, meinte Mücke.
    Dampfwalze konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Ich dachte, du willst noch wachsen!“
    „Haha, faules Veilchen! Mit dem Witz kannst du bei der Antiquitätenmesse auftreten!“ schoß Mücke prompt zurück. Als Chefredakteur der Schulzeitung Wappenschild., war er zur Schlagfertigkeit sozusagen verpflichtet.
    Stephan schob die Nächststehenden an. Er wollte Beatrix nicht unnötig warten lassen. Während sie die Stufen hinaufstiegen und feststellten, daß der Regen ihre verschiedenen Düfte erfolgreich gedämpft hatte, plagten ihn Sorgen ganz anderer Art.
    Mann, wie mach ich das jetzt? Ottokar merkt doch, wenn ich nicht ins Bett gehe! Und warten, bis er schläft – inzwischen ist Beatrix erfroren…
    Nicht mißmutig , aber auch nicht gerade erfreut über die erfolglose Suche, verkrochen sich die Ritter wieder in ihre Betten. Morgen würde ihnen schon eine Antwort auf den Duftangriff einfallen.
    Walter und Fritz, die Zimmerkameraden von Stephan und Ottokar, schliefen fest. Strehlau hatte im Südflügel nur die beiden Großen geweckt, die zum Ritterrat gehörten, eine Art inoffizielles Kabinett, insbesondere für Streiche. Außer Stephan und Ottokar saßen Dampfwalze, Mücke, Andi, Witzbold Klaus, Hans-Jürgen, der Dichter, sowie der vorsichtige Dieter im Ritterrat.
    „Meine Taschenlampe!“ sagte Stephan, als Ottokar in sein Bett kroch. „Die muß ich…“ Nachdenklich rollte er die Augen.
    Den Schulkapitän interessierte das zu dieser späten Stunde überhaupt nicht. Ohne ein Wort drehte er sich auf die Seite. Stephan verließ das Zimmer. Aus seinem Schrank im Korridor schlug ihm eine süßliche Wolke entgegen. Er nahm einen dicken Pullover, ein Frotteehandtuch, Hemd, Hose und Kniestrümpfe heraus, stopfte sie in eine Plastiktüte und stellte diese bei

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