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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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hatte sie der Dorffigaro an einer großen Flasche riechen lassen: Wie sie seine Duftschöpfung finde, mit der er viel Geld zu verdienen hoffe?
    In diesem Augenblick betrat – Zufall oder nicht – Dampfwalze den Laden. Auch er kam zum Haareschneiden. Um nicht sagen zu müssen, wie gräßlich sie das Zeug finde – ihr Gesichtsausdruck hätte sie unweigerlich verraten –, reichte sie die Flasche an Dampfwalze weiter. Der pries, in der irrigen Meinung, Ingrid damit zu imponieren, den Inhalt als Gipfel aller Wohlgerüche. Seine Schwäche für Mückes Schwester war ja bekannt.
    Hier ging Stephan ein Licht auf. „Darum hat er im Burgfried gesucht, wo ihr euch bestimmt nicht versteckt hättet! Er wollte nicht, daß wir euch finden.“
    Trunken vom Ritterlob holte Bächle weitere Duftkompositionen und ließ die beiden schnuppern. Ingrid vor allem. Sie kam nicht drum herum, sich endlich zu äußern.
    Weil sie den guten Mann aber nicht kränken wollte, bat sie ihn, Proben mitnehmen zu dürfen, für einen großen Test auf Schloß Rosenfels. Die Mädchen hatten sich über die Geschichte schiefgelacht und beschlossen, Dampfwalzes gesamte Klamotten damit zu tränken. Ein Schild an seiner Schranktür sollte den Zusammenhang erklären und ihn als „Nasenweltmeister“ ausweisen.
    „Leider kam der Regen dazwischen“, fuhr Beatrix fort. „Wir waren so klamm und lustlos, daß wir Dampfwalzes Schrank nicht gefunden haben. Schließlich ist es Martina und Esther zu dumm geworden, und sie sind an alle Schränke gegangen. Wir hatten ja fünf Flaschen von dem Zeug. Dann ist auf einmal ein Ritter aufgetaucht – ich glaub, Strehlau war’s. Ingrid konnte sich grad noch in einen Schrank retten. Daß der bei dem Gestank Alarm schlägt, war uns klar, und wir sind schleunigst verduftet.“
    „War ein witziger Streich gewesen!“ meinte Stephan. Nicht wegen der mißglückten Blamage für Dampfwalze. Obwohl er nach mancherlei Zusammenstößen mit dem Muskelprotz Grund gehabt hätte, schlössen das Zusammenleben und die eiserne Kameradschaft auf der Burg Schadenfreude aus. „Und wo habt ihr euch versteckt?“ wollte er noch wissen.
    „Gar nicht“, antwortete Beatrix. „Jede hat zugesehen, wie sie wegkommt. Unsere Räder standen auf der Zugbrücke. Hoffentlich ist meins noch da.“
    „Und wieso hab ich dich erwischt?“
    „Ich hab ein Geräusch gehört. An eurem Radstall, glaub ich. Da bin ich stehengeblieben.“
    „Das war Beni“, bestätigte Stephan. „Meinst du, sie warten noch auf dich?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Die merken’s erst drüben.
    Schade um den schönen Streich. Obwohl…, so gefällt’s mir eigentlich noch besser.“
    Stephan sagte nichts. Beatrix stellte die Tasse weg. Von innen und außen erwärmt, hingen beide ihren Gedanken nach. Ihr Kopf neigte sich herüber, immer weiter, bis er an seiner Schulter Halt fand. Meister Bächles Duftkomposition störte nicht mehr.
    Stephan lauschte in die Stille, und tiefe, gleichmäßige Atemzüge verrieten ihm: Beatrix war eingeschlafen.

Turbosuppe im Schlafanzug

    „Aufstehen, Dauerlauf!“ Mit diesem Ruf eilte Emil, in dieser Woche Wecker vom Dienst, von Zimmer zu Zimmer.
    Mit Turnhosen bekleidet und wie Goldhamster um sich schnuppernd, bewegten sich die Ritter zum Portal.
    „Merkwürdiger Mief heute?“ wunderte sich Werner.
    „Riecht wie getoastete Bonbons!“ befand Hans-Jürgen mit der Genauigkeit des Dichters.
    „Da mußt du erst mal deinen Schrank aufmachen!“ rief der kleine Kuno.
    Bis zum Sammelplatz vor der Parkanlage des Burgherrn, auch Prinzengarten genannt, hatten er, Strehlau und Beni alle, die es noch nicht wußten, über den Duftangriff umfassend unterrichtet, so daß die allgemeine Neugier den schnellsten Dauerlauf aller Zeiten verursachte. Noch vor dem anschließenden Duschen – nach Ritterart eiskalt – bliesen die Betroffenen bei ihren Schränken Dampf ab.
    „Das ist Umweltverschmutzung!“ tönte der jähzornige Martin. „Heut muß der Unterricht ausfallen. Sonst werden wir alle ohnmächtig.“
    „Tu doch nicht so, als ob du sonst besser riechst!“ flachste Emil und hatte die Lacher auf seiner Seite.
    Armin, der stets fürchtete, zu kurz zu kommen, trumpfte besonders dick auf: „Die Stinkklamotten zieh ich nicht an! Ich lern heut nackt.“
    Seine Übertreibung zeitigte bei Witzbold Klaus einen Einfall, dem alle zustimmten: „Wir lüften das Stinkzeug und bleiben so lang in unseren Schlafanzügen!“
    Ein vielstimmiges „ Jaaaaa “

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