Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
die Wachdienst hatten, teilten ihre Schichten so ein, dass jeder irgendwann die Festlichkeiten genießen konnte, und Alton war überrascht und hocherfreut über die gute Stimmung, die sie alle an den Tag legten, als sie sich amüsierten, sangen und tanzten – und das alles, um die Befreiung von Dales Arm zu feiern. Er wusste, dass dies nur ein Vorwand war, den sie dazu benutzte, die Moral zu heben. In den Reiterbaracken war sie ständig zu Streichen aufgelegt und sorgte dafür, dass alle lachten und einander näher kamen wie eine große Familie. Anscheinend war der düstere Ernst des Ortes und ihr eigenes, schreckliches Erlebnis, im Wall gefangen zu sein, einfach zu viel gewesen, und sie hielt die Zeit für gekommen, den Bann zu brechen.

    Obwohl sich Alton über den Anblick von so viel Frohsinn freute, stellte er fest, dass er sich behutsam vom Lichtschein entfernte und zum Himmel aufblickte. Die Hälfte des Himmels war durch die bedrohlichen Umrisse des Walls abgeschnitten, aber die andere Hälfte war voller Sterne. Die Musik und das Gelächter des Fests verblassten, und er verlor sich in Gedanken an seine Lebensaufgabe und an sein offensichtliches Scheitern. Er konnte den Wall nicht reparieren. Die Risse breiteten sich immer weiter aus. Ob er verrückt war, weil er meinte, Augen im Wall zu sehen?
    Selbst als Freund hatte er versagt. In einer Innentasche trug er Karigans Brief, noch immer versiegelt und ungelesen. Er fürchtete sich vor dem, was er vielleicht darin finden würde: zornige Worte, gehässige Worte. Als sie sich zum letzten Mal trennten, hatte er sie furchtbar schlecht behandelt, denn damals hatte er unter dem Trug des Schwarzschleiers gestanden. Diese Träume quälten ihn immer noch, sie zeigten sie ihm als die Verräterin, die ihn beinahe dazu gebracht hätte, den Wall zu zerstören. Aber im Lauf der Zeit erkannte er diese Träume immer klarer als Lügen und als Gift, und allmählich verloren sie ihre Macht über ihn. Trotzdem hatte er Angst vor dem, was er seiner Freundschaft mit Karigan damit angetan hatte – vielleicht, weil er sich wünschte, es sei mehr als Freundschaft.
    Und genau darum ging es bei all dem ja in Wirklichkeit, oder? Bei den ganzen Bemühungen, die Länder gegen den Schwarzschleier zu verteidigen. Es ging darum, Freunde und Familie zu beschützen, all die Dinge, die er schätzte und liebte, und er hatte das gewissermaßen weggeworfen.
    »Hier bist du.«
    Alton fuhr zusammen. Er hatte Dale nicht kommen hören.
    »Das Fest ist dort hinten«, sagte sie. »Wir haben das Freudenfeuer angezündet.«

    »Ich habe nur ein bisschen Ruhe gebraucht«, sagte er.
    »Ich glaube, du hast mehr als genug Ruhe gehabt, falls ich das sagen darf. Es ist gut und schön, über die Zukunft nachzugrübeln und darüber, was wohl auf der anderen Seite des Walls ist, aber manchmal musst du das alles für eine Weile vergessen, um dich daran zu erinnern, warum diese Sorgen überhaupt so wichtig sind.«
    Alton sah sie überrascht an, obwohl er nur ihre Umrisse erkennen konnte, die sich gegen den Feuerschein abhoben. Hatte sie nicht laut ausgesprochen, was er selbst soeben gedacht hatte?
    »Na, was ist?«, fragte sie. »Es ist noch Apfelkuchen übrig.«
    Und sie nahm seinen Arm und führte ihn in den Lichtschein zurück.

ITHAROS
    Am nächsten Tag wankte Dale mit dumpfen Kopfschmerzen zum Himmelsturm. Sie hatte einen Kater von dem Fest am Vorabend, aber es ging ihr nicht annähernd so schlecht wie Alton, der ausgiebig vom Whisky seiner Tante getrunken und den Rest der Nacht bis in die frühen Morgenstunden getanzt hatte. Der arme Kerl kam zum Frühstück mit einem ganz verkniffenen Gesicht zu ihr, er sah ein wenig grünlich aus und fragte, ob sie bereit sei, den Turm zu inspizieren. Sie lächelte. Allein schon um zu sehen, dass er sich langsam entspannte, war es den ganzen Aufwand wert gewesen. Sie würde bald einen neuen Vorwand für ein weiteres Fest finden, und vielleicht würde sie Alton ermahnen, nicht ganz so hemmungslos zu zechen. Vielleicht.
    Möglicherweise war sie zu abgelenkt von diesen glücklichen Gedanken, oder vielleicht lag es auch an ihrem Kater – jedenfalls fiel sie fast hin, als sie das Turmzimmer betrat, wo eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt bedrohlich über ihrem Kopf schwebte, die in einen Umhang gehüllten Arme weit ausgebreitet wie Fledermausflügel. Sie schrie auf und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    Die Gestalt senkte sich herab und stellte sich auf den Boden.

Weitere Kostenlose Bücher