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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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sie erwartete, dass Alton oder ein anderer Reiter an derselben Stelle durch den Wall kommen würde wie sie, aber Itharos stand auf und ging in die Mitte des Raumes, neben den Zeitenstein, zog sich die Kapuze über den Kopf und nahm sein bedrohliches Schweben wieder auf.
    Jemand betrat den Turm tatsächlich, aber nicht durch den Wall, sondern unter dem östlichen Torbogen hindurch. Die Gestalt trug Ölzeug und einen Südwester, wie Seeleute im Sturm. Die Gestalt war eine Frau, dachte Dale, sie war völlig durchweicht und hinterließ bei jedem Schritt eine Pfütze, und ihre Ölhaut-Stiefel stampften auf dem Steinboden.
    Sie blieb vor Itharos stehen und sah ihn an, während das Wasser in Rinnsalen von ihrer hinteren Hutkrempe floss. Sie
starrte ihn an, und er schwebte eine scheinbar endlose Zeit lang weiter, dann brachen beide in Gelächter aus.
    Itharos schwebte zu Boden, warf seine Kapuze zurück und breitete weit die Arme aus. »Boreemadhe, meine Liebe! Ich freue mich so, dich zu sehen.«
    Die beiden umarmten einander. »Es ist lange her, nicht wahr?«, sagte die Neuangekommene. Obwohl Itharos nun auf dem Boden stand, wirkte sie sehr klein, beinahe gedrungen.
    Itharos legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zu Dale. »Dies ist Boreemadhe«, sagte er, »und Boreemadhe, darf ich dir Reiter Littlepage vorstellen.«
    »Sehr erfreut«, sagte die Frau. »Ich bin die Hüterin des …«
    »Lasst mich raten«, sagte Dale. »Des Regenturms.«
    Boreemadhe klatschte in die Hände und versprühte trügerische Tropfen. »Ja! Des Regenturms. Ich freue mich sehr, hier zu sein, wo es trocken ist.« Sie zog ihre Ölhäute aus, die verschwanden, sobald sie sie zu Boden fallen ließ. Zuletzt warf sie den Südwester ab und enthüllte ein rundes Elfengesicht mit Augen, die sich zu Halbmonden zusammenzogen, wenn sie lächelte. Unter ihrem Ölzeug trug sie einen Fischerpullover mit aufgekrempelten Ärmeln und einen langen Wollrock. »Ich habe das Gefühl, mir wächst schon Moos hinter den Ohren.«
    Itharos sah nach. »Nein, meine Liebe, da ist nichts.«
    »Sind wir die Einzigen, die gekommen sind?«, fragte Bromeeadhe.
    »Bis jetzt.«
    »Dann kannst du mir vielleicht verraten, worum es eigentlich geht.«
    Ein voll beladenes Teetablett erschien auf dem Tisch, dazu ein zweiter Sessel, der genauso aussah wie der von Itharos,
und die beiden setzten sich und tranken Tee. Dale wünschte, es sei nicht nur eine Illusion, denn sie hätte auch gern eine Tasse Tee gehabt. Sie wurde erneut dazu abkommandiert, die Lücken in der Geschichte zu schließen, wozu Itharos gelegentlich einen Kommentar abgab. Einmal mehr wünschte sie, Alton sei da gewesen, dann hätte er das alles erzählen können, und sie hoffte, dass ihre lange Abwesenheit ihn nicht verrückt machte.
    Als sie fertig war, sagte Boreemadhe: »Mir ist aufgefallen, dass die Hüter äußerst, ähm, gereizt waren, als ich herkam. Völlig daneben sozusagen.«
    Itharos nickte ernst. »Eine äußerst treffende Beschreibung. Unter ihnen gibt es Wut, Groll und Furcht. Wenn sich ihr Lied ganz auflösen würde, wäre das schlimm.«
    Boreemadhe nickte nachdrücklich. »Das wäre das Ende, nicht wahr?«
    »Das Ende?«, fragte Dale.
    »Das Lied«, sagte Boreemadhe, »hält den Wall aufrecht, es verstärkt ihn und gibt ihm sozusagen Leben. Wie die Dinge jetzt liegen, ist die Harmonie des Liedes teilweise zersplittert und der Rhythmus chaotisch. Stellt Euch die Hüter als eine Art Chor vor. Wenn sich die Disharmonie weiter ausbreitet, und das ist unvermeidlich, wird der Wall mehr und mehr geschwächt.«
    »Das Lied«, fügte Itharos hinzu, »wird zu einer Trauerklage, und im Augenblick befinden sich die Hüter auf dem Weg der Verzweiflung und Selbstzerstörung.« Er schloss die Augen und streckte die Hand aus. Sie schwankte, als ob es da etwas in der Luft gebe, das er fühlen konnte. »Dunkelheit und Verzweiflung.« Er schauderte und öffnete die Augen.
    Dale entschuldigte sich und sagte den beiden, dass sie am nächsten Tag wiederkommen würde. Als sie in der Turmmauer
versank, hörte sie die beiden schwatzen wie alte Freunde, die einander lange nicht gesehen haben. So als sei die drohende Gefahr für den Wall und für sie lediglich etwas Vorübergehendes, dachte sie.

FLASCHENSCHIFF
    Der Sucher geisterte durch die Wälder, er wob zwischen Fichten und Kiefern, wehte auf Aufwinden durch das Laub, senkte sich spiralförmig hinab und setzte seine Reise durch die Schatten fort, wobei er einen

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