Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
er beide Frauen, die ihm teuer waren, jede auf ihre Art, umschlungen.
»Ich dachte schon, du seist tot.« Caitlín zog die Nase hoch und blickte ihn an. »Dass du in dem Schiffsrumpf verbrannt bist.«
»Und da hast du die Iren hergelockt?«
Sie blickte in die Runde. »Bin ich etwa schuld an dem, was hier passiert ist?«
»Nein. Die alte Feindschaft zwischen den Wikingern und den anderen Völkern ist es. Sonst hätten sie sich nicht gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, ohne vorher miteinander zu reden. Außerdem kennt ein Mann sein Los, wenn er sich entscheidet, eine Waffe zu tragen. Aber ihr beide, ihr kennt es nicht!« Im Nachhinein erfüllte ihn die Furcht um sie, und er hätte sie beide liebend gern geschüttelt. »Edana sollte euch dafür wirklich übers Knie legen. Ja, dich auch, Sif. Ich bin mir sicher, dein Vater würde Beifall klatschen! Wie konntet ihr nur so leichtsinnig sein?«
»Das Pferd ist von selbst hierhergeritten«, verteidigte sich Sif. Njal schnitt ihr mit einer ärgerlichen Handbewegung das Wort ab, stand auf und nahm sie in seine Arme. Caitlín beeilte sich, Sifs treue Fjordstute zu holen. Er hob Sif in den Sattel und reichte ihr die Zügel.
»Wo ist Patrick?«, knurrte er. »Er sollte doch auf euch achtgeben. Aber wie konnte ich auch nur annehmen, dass man sich auf einen irischen Skalden verlassen kann? Er hat doch nie etwas anderes als seine Lieder im Sinn gehabt.«
Er fasste das Halfter und führte das Tier zum Aufweg. Dabei machte er einen großen Bogen um seinen toten Bruder, um den sich zögerlich einige Männer zu versammeln begannen.
Sein Vater versperrte ihm den Weg.
Hoch zu Ross blickte der Herse auf ihn herab. Ein gewaltiger furchteinflößender Herrscher – Caitlín und die Nonne hatten ganze Arbeit bei seiner Heilung geleistet; Njal würde lange brauchen, diese Schuld abzugelten.
Tief holte Eirik Luft.
»Ich habe etwas an dir gutzumachen, Sohn«, begann er leise, bevor er die Stimme zu einem gewaltigen Donnern anhob, das alle, Nordmänner wie Iren, aufhorchen ließ. »Mein einer Sohn ist gestorben, aber ich habe noch einen zweiten! An diesem werde ich wiedergutmachen, was ich in den letzten Jahren versäumt habe. Ich war nicht bei Sinnen, das alles zuzulassen.«
Sein Arm beschrieb einen Kreis.
»Ihr alle wart von Sinnen, das zuzulassen! Ihr seid doch freie Männer, deren Wort mir etwas gilt, oder nicht? Also, was sagt ihr? Habe ich noch einen Sohn?«
Misstrauisch blickte Njal sich um. Einige Männer nickten langsam, andere hoben die Faust. Und wieder andere zogen ihre blutigen Schwerter und begannen sie erst zögerlich, dann immer lauter gegen die Eisenränder ihrer Schilde zu schlagen. Bald war der Strand erfüllt von rhythmischem Lärm.
Aus dem Augenwinkel sah er Caitlín über das ganze Gesicht strahlen. Es schien, als wolle sie vor Stolz platzen. Ein erschrecktes Zucken in ihren Augen warnte ihn. Éamonn ritt mit erhobenem Schwert auf ihn zu.
»Ich sagte schon einmal, dass ich mir meine Rache nicht nehmen lasse!«, brüllte er. Njal wich aus; das Pferd preschte an ihm vorüber und prallte mit dem des Hersen zusammen. Eirik langte nach seinem Schwertgriff, zog aber die Waffe nicht. Njal kannte den Grund: Um die Thrymheimer endgültig für sich zu gewinnen, würde er ohne die Hilfe seines Vaters den Iren besiegen müssen. Nun, das sollte nicht allzu schwierig sein. Éamonn saß unsicher im Sattel, offenbar eine Nachwirkung der Pfeilwunde, die er, Njal, ihm noch in Irland zugefügt hatte. Was er als Schwertkämpfer taugte, wusste Njal noch nicht. Aber er bezweifelte, dass er Éamonn gegenüber nennenswert im Nachteil war – selbst ohne Pferd und Waffe. Schon öfter in seinem Leben hatte er in scheinbar aussichtslosen Situationen gesiegt.
Éamonn wendete sein Pferd und ritt mit erhobenem Schwert erneut auf ihn zu. Njal duckte sich unter der Waffe hinweg, fasste Éamonn in die Steigbügel und zog mit aller Kraft daran, sodass das Tier ins Stocken geriet. Vor Zorn brüllend schlug Éamonn um sich, erwischte Njal jedoch nicht, der den ziellosen Hieben leicht entkam, dann den Gürtel des Iren packte und ihn zu Boden riss.
Das rhythmische Schlagen der Männer verwandelte sich in begeistertes Getöse. Die wenigen überlebenden Iren blickten einander an und zogen sich rückwärtsgehend zurück.
»Njal!«, schrie jemand über den Lärm hinweg.
Ausgerechnet Haukr der Schmied, sein rußiger Leib über und über mit fremdem Blut beschmiert, warf ihm ein Schwert zu. Njal
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