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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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flackerten. Er erinnerte sie an Thorir, als sie ihn zuletzt gesehen hatte. Der Irrsinn des Tötens hatte auch Fionnbarr erfasst. Caitlín erhob sich und streckte ihm das Schwert entgegen.
    »Komm mir nicht zu nahe.«
    Äußerst behende sprang Fionnbarr um die Klinge herum und packte ihr Haar. »Er wird mich reich entlohnen …«
    »Lass mich los!«
    Sie versuchte das Schwert zu schwingen. Es war fürchterlich schwer und streifte sein Wams nur. Fionnbarr zerrte sie mühelos an den Haaren mit sich. Sie schrie gellend – aber wer sollte es in diesem Tumult hören, wer ihr helfen?
    Plötzlich stürzte Fionnbarr zu Boden. Sif hatte den richtigen Moment abgewartet und im Liegen seine Unterschenkel umschlungen. Sie schrie und hatte die Augen fest zusammengepresst. Fionnbarrs Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Maske. Als er sich wehrte, schlug er Sif gegen den Kopf, dass ihre Zöpfe flogen, doch sie ließ nicht los.
    »Was ist das nur für eine Furie?«, brüllte er – durchaus angsterfüllt; vielleicht hielt er Sif für eine heidnische Zauberfrau. Er riss ein langes Messer von seinem Gürtel und versuchte nach ihrem Kopf zu zielen.
    Die Waffe entglitt seinen gespreizten Fingern. Vor Erstaunen stand sein Mund offen. Dann kippte er hintenüber.
    Caitlín konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie ihre Klinge in seiner Brust verschwunden war. Sie sah nur das Heft hoch über ihm aufragen. Und spürte noch den Schmerz in den Fingern, da sie mit aller Kraft zugestoßen hatte.
    Ich habe es wirklich getan. Ich hab’s getan, großer Gott .
    Ein Schwert mochte sich gut anfühlen. Damit zu töten tat es jedoch nicht.
    »Verzeih mir, Hyld!«, schluchzte sie auf.
    »Lass uns verschwinden, bitte!«, rief Sif zu ihren Füßen. Caitlín schleppte sie zurück in die Schatten der Felswand. Wann würde dieser Wahnsinn ein Ende nehmen?
    Die Stimme des Hersen donnerte über den Strand: »Hört auf zu kämpfen, Männer! Thrymheimer, Suttunger, Iren! Hört auf!«
    Seine Stimme war so kraftvoll wie eh und je. Furchtlos ritt er zwischen den Kämpfenden hindurch und wiederholte den Befehl. Tatsächlich ließ einer nach dem anderen seine Waffe sinken, bis sie alle still standen und zu ihm aufschauten. Wahrhaft königlich thronte er auf seinem Pferd, in seinem blutbesudelten Schuppenpanzer und mit dem silbernen Wolfshelm auf dem Kopf. Mit der einen Hand führte er die Zügel, die andere hatte er zur Faust geballt in die Seite gestemmt.
    Er schob sich den Helm aus der Stirn. »Ein guter Krieger weiß, wann das Schlachten ein Ende finden muss. Es sind schon genug gute und tapfere Krieger gefallen. Sie alle werden heute noch in Walhalla einziehen, wo sie an der Seite der Götter ihre Tage mit Kämpfen und Feiern zubringen werden, bis sie gemeinsam die letzte große Schlacht am Ende der Zeit schlagen werden. Seid stolz auf die Gefallenen, aber seid auch stolz darauf, überlebt zu haben!«
    Éamonn wischte sein Schwert, an dem erstaunlich wenig Blut klebte, mit theatralischer Geste an seinem Umhang ab, schob es zurück in die Schlaufe an seinem Gürtel und ritt an Eiriks Seite.
    »Fügt euch, Männer. Das ist ein Befehl.« Seine Stimme war laut, doch nicht annähernd so gewichtig wie die Eiriks. Die Worte waren unnötig, denn die Iren waren längst im Begriff, ihre Waffen zu säubern und wegzustecken.
    »Und jetzt«, brüllte Eirik, dass es von den Felswänden widerhallte, »sagt mir, wer das Feuer gelegt hat!«
    Die Männer drehten die Köpfe, sahen erst einander, dann das Schiff an. So manchem mochte jetzt erst aufgehen, warum er überhaupt gekämpft hatte.
    »Ich war es, Vater.«
    Njal schritt zwischen den Männern hindurch, die sichtlich erstaunt vor ihm zurückwichen. Caitlín schluchzte auf, als sie ihn erblickte. In ihrem ganzen bisherigen Leben hatte sie noch nie solche Erleichterung, nie solche unfassbare Freude erlebt. Sie ließ sich in Sifs Arme sinken, die ihr durchs Haar strich.
    »Hast du etwa geglaubt, er sei tot? Ich wusste immer, dass er lebt. Dazu kenne ich ihn viel zu gut.«
    Caitlín konnte nichts erwidern. Sie war zu sehr damit beschäftigt, fortwährend Gott und allen Heiligen zu danken.
    Alles in ihrem zitternden Leib verlangte danach, aufzuspringen und zu Njal zu laufen, doch sie harrte aus.
    Njal hielt ein blutiges Schwert in der gesenkten Hand, aber auf seinem Hemd war kein einziger Blutspritzer zu sehen. Er sah nicht anders aus als zuletzt, da Caitlín ihn gesehen hatte. So als habe er das Schwert einem Toten

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