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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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mit den spitzen Pfählen zur Schau, die bei der Jagd verwendet wurden. Ich dagegen tanzte für mein Leben gern. Es war eines der wenigen Vergnügen, die ich im Leben hatte, und ich musste Freudentränen wegblinzeln, als meine Mutter spontan von ihrem Stuhl aufsprang, um uns an den Händen zu packen und in einer schwindelerregenden Demonstration ihrer Tanzkünste herumzuwirbeln.
    »So!«, rief sie, während wir nach Luft schnappten. »So wird’s gemacht! Ihr müsst lernen, gut zu tanzen, Kinder! In euren Adern fließt das Blut von Portugal, Kastilien und León – nie dürft ihr euch von den erbärmlichen Wichten an Enriques Hof beschämen lassen!«
    Die Erwähnung der Höflinge hing einer beißend riechenden Rauchwolke gleich in der Luft, doch meine Mutter schien ihr Missgeschick nicht zu bemerken. Strahlend stand sie da, als Doña Clara, Elvira und Beatriz heftig applaudierten und Alfonso uns danach mit einer Darbietung seiner Schwertkünste unterhielt. Seine Einlage mit Finten und Stößen mitten in dem kleinen Gemach brachte meine Mutter zum Lachen, wohingegen Doña Clara ihn zu Vorsicht mahnte, damit er nicht am Ende noch einen unserer Hunde aufspießte, die sich schon ängstlich duckten.
    Als ich nach den Abendgebeten, die wir zu meiner großen Erleichterung heute wieder verrichteten, meiner Mutter einen Gutenachtkuss gab, flüsterte sie: »Das war ein guter Tag, Isabella. Wenn ich mich in Zukunft an heute erinnern werde, kann ich wohl alles ertragen.«
    Das war seit ihrem Anfall ihre erste Andeutung auf unser gemeinsames Geheimnis. Und während sie mich an sich drückte, gelobte ich mir, mein Möglichstes zu tun, um die Finsternis abzuwenden, die meine Familie bedrohte.
    Ein paar Tage später verkündete sie ihre Entscheidung, dem Zisterzienserkloster Santa Ana in Ávila einen Besuch abzustatten. Dort waren wir schon mehrmals gewesen, und ich hatte bei den Nonnen sogar Unterricht genossen, nachdem meine Mutter mir eine Einführung in die Literatur hatte zuteilwerden lassen. Dieses Kloster war einer meiner Lieblingsorte. Die stillen Wandelgänge, der Hof innerhalb des Hauptgebäudes, die duftenden Kräuterbeete im Garten, das Rascheln, wenn die Gewänder der Nonnen über die Steinfliesen schleiften – all das erfüllte mich stets mit Frieden. Die frommen Schwestern verstanden sich trefflich auf alle nur denkbaren Handarbeiten. Ihre prächtigen Altartücher schmückten die berühmtesten Kathedralen im ganzen Reich. So manche Stunde hatte ich in ihrer Gesellschaft verbracht und die Kunst des Stickens gelernt, während ich ihren leise murmelnden Stimmen lauschte.
    Doña Elvira jammerte, dass das für meine Mutter zu anstrengend sein würde, doch Doña Clara pries es als hervorragende Idee und half uns beim Packen.
    »Das ist genau das, was Eure Mutter braucht«, erklärte meine aya . »Die Schwestern werden ihr guttun, und wenn sie die alten Gemäuer hier hinter sich lässt, wird das ein viel besseres Heilmittel sein als dieses stinkende Gebräu, das Elvira ihr immer vorsetzt.«
    Noch vor der Morgendämmerung brachen wir, in Begleitung von Don Bobadilla und vier Soldaten, auf. Alfonso wurde in letzter Minute unter der Aufsicht von Doña Clara und Don Chacón zurückgelassen, mit der strengen Anweisung, sich seinen Studien zu widmen, da er allzu nachlässig geworden war. Ich ritt auf Canela, der mich mit einem überglücklichen Wiehern begrüßte und gierig die säuerlichen Apfelscheiben verschlang, die ich ihm mitgebracht hatte. Meine Mutter saß auf einer älteren, sanftmütigen Stute. Ihr Gesicht wurde von einem Schleier, dessen feines Gewebe ihrem Teint zusätzlichen Glanz verlieh und das Blau in ihren Augen betonte, mehr eingerahmt als verhüllt. Doña Elvira, die neben ihr auf einem Maultier ritt, nörgelte unentwegt vor sich hin. Man hatte ihr eine Sänfte angeboten, aber sie hatte sich kategorisch geweigert, etwas Derartiges zu besteigen. Nicht minder schlecht gelaunt wirkte Beatriz, die auf ihrem Pferd ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog.
    »Ich dachte, du wolltest etwas erleben«, neckte ich sie und verbarg ein Grinsen, als sie entgegnete: »Erleben! Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in Santa Ana irgendetwas Aufregendes erleben kann. Stattdessen werden uns wohl eher erbärmliche Bettwäsche und Linsensuppe erwarten.«
    Auch wenn sie vermutlich recht hatte, freute ich mich irgendwie auf Santa Ana. Während Beatriz nach diesem Brief zweifellos mit dramatischen Veränderungen rechnete,

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