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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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schnell handeln, sonst wäre am Ende einer der Granden auf die Idee gekommen, im Namen der Beltraneja eine Rebellion anzuzetteln. Carrillo, Mendoza und sogar dein Großvater, der Admiral, haben mir dazu geraten.«
    Er musterte mich über den Rand seines Bechers hinweg. »So, das ist also deine Erklärung? Du gibst deinen Ratgebern die Schuld daran, dass du mich nicht mit einbezogen hast?«
    Sein Vorwurf verletzte mich. »Ich gebe niemandem die Schuld«, entgegnete ich. »Ich musste diese Entscheidung treffen. Das war eine noch nie da gewesene Situation. Ich habe im besten Interesse Kastiliens gehandelt.«
    »Ich verstehe.« Er stellte seinen Becher ab. »Kastilien ist wichtiger als ich. Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, gemeinsam zu herrschen, als Gleiche, um die alte Rivalität zwischen unseren Ländern aufzuheben. Aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.«
    »Du … du bist wichtig«, stammelte ich. »Aber in Kastilien hat das Recht des Herrschers … den … den Vorrang. Ich konnte nicht anders als mich zuerst zur Königin ausrufen, ehe ich …« Angesichts des Zorns in seinen Augen erstarb meine Rechtfertigung, und ich schwieg betreten. Zu spät erkannte ich, dass meine Absicht zwar ehrenhaft gewesen sein mochte, ich aber dennoch einen schlimmen Fehler begangen hatte.
    »Was bin ich für dich?«, fragte er leise.
    Ich fuhr hoch. »Mein Gemahl natürlich.«
    »Nein. Wer bin ich? Soll ich dein Mitregent sein, oder glaubst du – wie so viele andere –, dass ich, ein Prinz aus Aragón, hier keine Rechte haben soll? Glaubst du, dass ich mich damit begnügen soll, dein Prinzgemahl zu sein, und meine einzige Sorge darin zu bestehen hat, Kastilien mit Erben zu versorgen?«
    Ich sprang auf. »Wie kommst du dazu, mich so etwas zu fragen?« Mir war klar, dass ich meinen Ton mäßigen sollte, denn er hatte die Stimme nicht erhoben. Und seine Fragen, so sehr sie mich auch schmerzen mochten, waren vernünftig. Doch meine Vernunft galoppierte in diesem Moment auf und davon. Das Einzige, was ich hörte, waren seine Zweifel an mir, seine Gleichgültigkeit meiner Zwangslage gegenüber, was mich schier zerrissen hatte. »Ich habe mir den Kopf darüber zermartert, was ich tun soll!«, rief ich. »Ich habe gebetet, endlose Stunden lang! Ich habe mich mit jedem beraten, der sich damit auskannte! Aber am Ende musste ich eben …«
    Er fiel mir ins Wort. »Mit mir hast du dich nicht beraten. Du hast mir nicht einmal geschrieben, um mich zu fragen, was ich davon halte. Du hast dich einfach zur Königin ausgerufen und das Schwert der Gerechtigkeit vor dir hertragen lassen. Du hast den Eindruck erweckt, als gäbe es keinen anderen Monarchen außer dir!«
    Ich starrte ihn aufgebracht an. All die Wochen der Aufregung und Ungewissheit hatte ich mich bis zur Erschöpfung in Konferenzen mit meinen Beratern abgearbeitet, immer mit dem Ziel, Kastilien zu sichern, während er gegen die Franzosen gekämpft hatte – da konnte er von mir doch kein Verständnis für seine Wünsche erwarten! Aber dann bemerkte ich etwas in seiner Miene, eine flüchtige Verletzlichkeit in den Augen. Mir wurde jäh bange, als ich begriff, was er wirklich empfand.
    Furcht.
    Fernando hatte Angst. Er dachte, ich wolle verhindern, dass er an meiner Machtfülle teilhatte, und würde ihn dem Hohn des Hofs preisgeben – der Aragonier, der zur Königin ins Bett stieg, aber bei ihren Regierungsgeschäften nicht mitreden durfte. Er war in seinem Mannesstolz gekränkt.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Damit konnte ich umgehen.
    »Ich habe getan, was meine Pflicht war«, sagte ich viel sanfter. »Es widerstrebte mir, dich zu bitten, Aragón in der Stunde der Not zu verlassen. Das hatte ich schon einmal von dir verlangt, als wir frisch verheiratet waren, und ich wusste, wie schwer es dir gefallen war. Mein einziges Ziel war es, unser Königreich so lange zu schützen, bis du zurückkehren und es gemeinsam mit mir regieren konntest.«
    Ich sah ihm an, dass er meine Betonung auf unser Königreich nicht überhört hatte, auch wenn er nicht darauf einging. So leicht wollte er nicht nachgeben.
    »Du hättest warten können«, brummte er und schlug die Augen nieder.
    »Sicher, das hätte ich. Doch dann hätten wir Kastilien womöglich verloren.«
    »Das behauptest du.« Er verstummte für eine Weile, ehe er in gekränktem Ton hinzufügte: »Aber wahrscheinlich war auch das meine Schuld.«
    Ich stand wortlos da, wartete darauf, dass er weitersprach.
    »Ich habe

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